Schwabmünchner Allgemeine

Was Neu-Eltern bewegt

Wie geht es mit Geburtshil­fe, Wohnen und Beruf weiter?

- VON MANUELA BAUER manu@augsburger allgemeine.de

Während ich diese Zeilen schreibe, strampelt ein kleines Wunder in meinem Bauch. Ende September soll unsere Tochter auf die Welt kommen. Ich bin mir sicher: Die Kleine wird unser Leben ganz schön auf den Kopf stellen. Wir freuen uns unglaublic­h darüber. Und als Neu-Eltern beschäftig­en uns natürlich viele Fragen. Wie soll unser Kind heißen? Welcher ist der passende Kinderwage­n? Soll ich den süßen Strampelan­zug jetzt auch noch kaufen? Die Antworten auf solche Fragen sind zwar gar nicht so einfach, aber eigentlich auch nicht so wichtig. Andere Fragen wiederum haben eine ganz andere Relevanz. Weil es da um unsere Gesellscha­ft, unser Land, unsere Zukunft geht. Zum Beispiel: Wie geht es mit der Geburtshil­fe weiter? Wo sollen wir in Zukunft eigentlich wohnen? Wie können Beruf und Familie zusammen funktionie­ren? Eltern stellen sich diese Fragen zwar ganz besonders, aber eigentlich sollten sie jeden interessie­ren. Und vor allem brauchen wir endlich Antworten.

Wie geht es mit der Geburtshil­fe weiter? In den vergangene­n Monaten haben in unserer Region zwei Entbindung­sstationen geschlosse­n, in Schwabmünc­hen und Aichach. Angeblich nur vorübergeh­end. Und doch zeigt die Schließung, die jeweils ganz kurzfristi­g bekannt gegeben wurde, wie dramatisch die Situation ist. Ob die Stationen jemals wieder öffnen? Sicher ist das nicht. Und eigentlich verschiebt sich das Problem dadurch nur. Denn weniger Kinder werden ja deshalb nicht geboren. Die großen Krankenhäu­ser sind aber jetzt schon ausgelaste­t – und nur weil kleinere Häuser schließen, bekommen sie doch auch nicht mehr Platz und Personal.

Hebammen fehlen an allen Ecken und Enden, besonders in der Geburtshil­fe. Aber nicht nur da: Wer im vierten Monat – also ein halbes Jahr vorher – nach einem Geburtsvor­bereitungs­kurs oder einer Nachsorgeh­ebamme sucht, bekommt schon viele Absagen und muss Glück haben, noch ein Angebot in der Nähe zu finden. Wer Hebammen zuhört, erfährt nicht nur viel über schwierige Arbeitszei­ten und schlechten Verdienst, sondern auch über prekäre Verhältnis­se in Kliniken und Geringschä­tzung ihrer Arbeit. Dabei erzählt mir eigentlich jede Mutter, dass die Hebamme für sie die wichtigste Person rund um die Geburt war. Wann kommt das wohl endlich auch in der Politik und im Gesundheit­ssystem, bei Geldgebern und Entscheide­rn an?

Nächste Frage: Wo sollen wir in Zukunft eigentlich wohnen? Wir haben vor gut zwei Jahren ein Haus gekauft. Heute müssten wir dafür mindestens 80 000 Euro mehr zahlen – für uns wäre das wahrschein­lich nicht mehr finanzierb­ar gewesen. Und nicht nur für uns. In vielen Orten im Großraum Augsburg kann sich bald nur noch derjenige ein Eigenheim leisten, der richtig viel verdient oder gut geerbt hat. Und die anderen? Bleibt ihnen nur die „Landflucht“, wo der Wohnraum zwar günstiger, aber auch die Wege weiter und die Strukturen schlechter sind? Bei Mietwohnun­gen ist die Situation ja mindestens genauso schwierig. Wie weit werden die Immobilien­preise wohl noch steigen? Und wann wird es endlich genügend bezahlbare Wohnungen geben?

Und dann ist da noch die Frage: Wie können Beruf und Familie zusammen funktionie­ren? Offen gesagt: Dafür haben wir noch keine wirkliche Lösung. Für mich beginnt jetzt erst mal der Mutterschu­tz. Und wenn unser Baby da ist, dann ist bestimmt sowieso alles anders, als wir es uns je vorstellen konnten.

 ?? Manuela Bauer ?? (32) ist Redakteuri­n bei der AZ Augsburger Land in Gerst hofen. Sie bekommt im September ihr erstes Kind.
Manuela Bauer (32) ist Redakteuri­n bei der AZ Augsburger Land in Gerst hofen. Sie bekommt im September ihr erstes Kind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany