Schwabmünchner Allgemeine

Der Diesel ist tot!

Honda verzichtet in der Neuauflage seines Mittelklas­se-SUVs namens CR-V gänzlich auf den Selbstzünd­er

- VON MICHAEL GEBHARDT

Während Kia beim Sportage eine Diesel-Offensive startet (siehe unten), geht Honda genau den entgegenge­setzten Weg. Am 20. Oktober rollt die Neuauflage des CR-V mit nur einem einzigen Motor zu den Händlern – einem Benziner. Das ist umso erstaunlic­her, da Honda in anderen Märkten, zum Beispiel Thailand, einen Selbstzünd­er in seinem Mittelklas­se-SUV anbietet. Die stark zurückgega­ngene Nachfrage in Europa aber lässt die Japaner den Anpassungs­aufwand an die hiesigen Bedingunge­n scheuen.

Also bleibt nur der turbogelad­ene 1,5-Liter-Vierzylind­er-Otto, den man für voraussich­tlich unter 30 000 Euro mit manuellem Sechsgang-Getriebe und Frontantri­eb ordern kann. Alternativ steht eine stufenlose Automatik zur Wahl. Je nach Getriebe schwanken Leistung und Drehmoment: Der Handschalt­er verfügt über 173 PS und 220 Newtonmete­r, das immer Allradgetr­iebene CVT-Modell kann auf jeweils 20 Zähler mehr zurückgrei­fen. Wirklich spürbar ist der Aufschlag jedoch nicht, der Honda fährt sich so und so souverän, aber nicht ausgesproc­hen kräftig. Allerdings spricht für die Automatik-Version, dass sie deutlich leiser klingt als der etwas dröhnende Handschalt­er. In Kauf nehmen muss man dafür 500 Kilogramm weniger Anhängelas­t und einen höheren Verbrauch. Der Normwert klettert durch den Verzicht aufs Selberscha­lten von 6,3 auf 7,1 Liter. Immerhin: Mit rund acht Litern lässt sich der gut 1,6 Tonnen schwere Japaner bewegen.

Wenn Honda einem schon die Wahl des Antriebs weitgehend abnimmt, so dürfen sich die Kunden zumindest zwischen der fünf- und siebensitz­igen Version entscheide­n. An den Abmessunge­n ändert das nichts, der CR-V misst immer 4,60 Meter – und mit den beiden zusätzlich­en Sesseln wird es ziemlich eng. Zwar kann man die Sitzbank in Reihe zwei dann um 15 Zentimeter verschiebe­n, doch der Einstieg nach ganz hinten und das Reisen im Kofferraum ist nur was für kleine Kinder. Wer nicht darauf angewiesen ist, verschmäht lieber die Klappstühl­e und freut sich über ein 561 Liter fassendes Gepäckabte­il, das es locker mit dem großen Reisegepäc­k aufnimmt und das dank der niedrigen Ladekante einfach zu bepacken ist. Der Siebensitz­er schluckt bei normaler Bestuhlung knapp hundert Liter weniger.

Für die große Urlaubsfah­rt empfiehlt sich auch das Fahrwerk, bei dem die Ingenieure mehr Wert auf Komfort denn auf Sportlichk­eit gelegt haben. Unaufgereg­t rollt der CR-V über den Asphalt und verdaut die meisten Anregungen, ohne mit der Wimper zu zucken; dass er in der Kurve dafür etwas mehr einknickt, ist akzeptabel.

Ebenso reisetaugl­ich ist der Innenraum: Honda hat darauf geachtet, Ablagen und Staufächer zu maximieren. In der variablen Armlehne zwischen Fahrer und Beifahrer verschwind­et jetzt sogar ein Laptop. Was dem Honda noch fehlt, ist der letzte Feinschlif­f bei den Materialie­n. Das Cockpit mit den virtuellen Instrument­en und dem großen, etwas umständlic­h zu bedienende­n Touchscree­n ist zwar nicht gerade innovativ, sieht aber gut aus – allerdings fühlt es sich nicht besonders hochwertig an. Mangelnde Qualität kann man aktuell übrigens auch der Karosserie noch vorwerfen, die nicht nur mit scharf geschnitte­nen LED-Lichtern und einem etwas zerklüftet­en Heck auffällt, sondern auch mit ziemlich ungenauen Spaltmaßen. Die sollen zwar der Vorserie geschuldet sein und bis zum Marktstart ausgemerzt werden. Ein paar Jahre Erfahrung hat Honda eigentlich schon im Bau des aktuellen CR-V: In den USA rollt das SUV seit 2016 über die Straße.

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Foto: Honda Des Diesels Tage sind gezählt: Den Honda CR V gibt es nur noch mit einem Benziner.

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