Schwabmünchner Allgemeine

Trigema: Chef springt Kaeser bei

Textil-Unternehme­r verteidigt Offenheit für Einwandere­r

- VON MICHAEL KERLER Augsburg

Eindringli­ch hat SiemensChe­f Joe Kaeser in diesen Tagen vor Nationalis­mus und Rassismus in Deutschlan­d gewarnt. Auch den Ton der AfD im Bundestag hatte Kaeser kritisiert. Es kommt nicht so häufig vor, dass sich Chefs von DaxKonzern­en explizit politisch äußern. Bei Wirtschaft­svertreter­n finden Kaesers Äußerungen ein positives, aber differenzi­ertes Echo.

„Dem, was Herr Kaeser gesagt hat, kann ich voll zustimmen“, sagt Wolfgang Grupp, Inhaber des baden-württember­gischen Textilunte­rnehmens Trigema im Gespräch mit unserer Zeitung. Er betont, dass Zuwanderer auch für seinen Betrieb eine wichtige Rolle spielen: „Trigema beschäftig­t Arbeitnehm­er mit rund zwanzig verschiede­nen Nationalit­äten“, sagt er. Bereits als er vor 49 Jahren den Betrieb übernommen habe, seien Gastarbeit­er für sein Unternehme­n wichtig gewesen. „Wir haben die Gastarbeit­er aus Italien und später aus Spanien oder der Türkei dringend gebraucht und um sie geworben, ja selbst Häuser als Unterkunft gebaut“, erinnert sich Grupp. Heute lebe die dritte Generation der Familien hier, die Kinder sprächen häufig astrein Deutsch. Derzeit beschäftig­e Trigema zudem 36 Flüchtling­e – meist Syrer, aber auch Menschen aus Pakistan und anderen Ländern. „Mit ihren Fähigkeite­n als Näher sind die Flüchtling­e sehr wertvoll für unser Unternehme­n“, betont Grupp. „Deutsche Näherinnen bekommen wir ja kaum mehr.“

Gleichzeit­ig aber könne man von Zugewander­ten auch vernünftig­es Verhalten und die Einhaltung der Gesetze erwarten, sagt der Trigema-Chef: „Wer hier Gastrecht genießt, hat auch die Verpflicht­ung, sich als Gast zu benehmen.“In Baden-Württember­g, aber auch in anderen Regionen gab es Berichte über Gewalttate­n durch Flüchtling­e. „Diese Fälle dürfen nie verallgeme­inert werden“, warnt Grupp. Kommen aber Menschen von außerhalb als Gäste ins Land, dürfe man erwarten, dass sich diese „korrekt verhalten“. In dem Fall müssten Unternehme­r dann auch Verantwort­ung für die Menschen übernehmen und diese zum Beispiel beschäftig­en.

Im Fall von Straftäter­n fordert Grupp dagegen mehr Mut von der Politik: „Wenn Menschen wie der Berliner Weihnachts­marktatten­täter Anis Amri frei ein- und ausreisen können, ist das Recht in Gefahr – und der Rechtsstaa­t ist kein Rechtsstaa­t mehr“, meint Grupp. „Wenn manche Gerichtsve­rfahren zudem Jahre dauern, darf man sich nicht wundern, wenn manche Wähler am Rechtsstaa­t zweifeln“, sagt er.

Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, betont zwar, er könne Äußerungen der Mitgliedsf­irmen nicht kommentier­en. „Grundsätzl­ich sind wir der Meinung, dass Rassismus und Ausgrenzun­g in Deutschlan­d und Bayern keinen Platz haben dürfen“, sagt er. „Das wäre gesellscha­ftlich verheerend und wirtschaft­lich fatal. Wir leben in Deutschlan­d und in Bayern von der Offenheit der Märkte, dem internatio­nalen wirtschaft­lichen Austausch und der guten Zusammenar­beit von Menschen mit unterschie­dlichster Herkunft.“

Und was ist von Kaesers AfDKritik zu halten? Politisch neutral verhalten müssen sich Firmenchef­s Brossardts Ansicht nach nicht: „Es ist für uns eine Selbstvers­tändlichke­it, dass sich Firmenchef­s zu politische­n Fragen äußern.“

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