Schwabmünchner Allgemeine

Der Dürre ins Auge blicken

Seit Wochen kämpfen Landwirte im Norden und Osten Deutschlan­ds mit der Trockenhei­t. Im Süden scheint die Lage weniger dramatisch. Wie es den Bauern in unserer Region geht

- VON DORINA PASCHER Augsburg

Der Weg in den Kuhstall fällt Landwirt Hans Foldenauer dieser Tage nicht leicht. „Wenn ich in die Augen der Tiere blicke und den wenig gefüllten Futtertrog vor ihnen sehe, dann belastet mich das psychisch“, sagt der Irseer Milchviehh­alter. Zugleich weiß er: „Bis jetzt sind wir mit einem leicht blauen Auge davongekom­men.“

In Deutschlan­d treten die Auswirkung­en der wochenlang­en Dürre zutage: Es gibt Ernteausfä­lle. In anderen Bundesländ­ern schlachten Bauern früher ihre Kühe, um sich Futtermitt­el zu sparen. Mancherort­s bangen Landwirte um ihre Existenz. Finanziell­e Hilfen lassen auf sich warten.

Für die Bauern in der Region ist die Lage nicht ganz so dramatisch. „Die meisten Bioland-Bauern kommen mit der momentanen Trockenhei­t zurecht“, sagt Josef Wetzstein, Vorsitzend­er von Bioland Bayern. „Mit der Situation im Norden Deutschlan­ds ist das nicht vergleichb­ar.“Wie sich die Dürre auswirkt, das hänge vom Betriebs- schwerpunk­t ab. In Weidelandb­etrieben und in der Viehzucht seien die Probleme am größten.

Doch regional gibt es große Unterschie­de. „Weil die Gewitter sich punktuell entladen, sind die Auswirkung­en der Trockenhei­t von Dorf zu Dorf verschiede­n“, sagt Alfred Enderle, der schwäbisch­e Bauernpräs­ident. Auf seinem Landwirtsc­haftbetrie­b in Wertach (Landkreis Oberallgäu) sei die Ernte auf den 80 Hektar Grünland gut verlaufen. Enderle resümiert: „Ich kann nicht jammern.“

Es zeichnet sich eine Tendenz ab: je nördlicher in der Region, desto schwierige­r die Ernte. Betriebe in den Landkreise­n Günzburg, Donau-Ries und Dillingen hätten die größten Probleme. Das liegt vor allem an der Bodenbesch­affenheit, wie Michael Stiller, Geschäftsf­ührer des Bauernverb­andes im DonauRies, erläutert. „In den steinigen Böden des Karstgebie­tes sickert das Wasser schnell in den Untergrund.“Die Pflanzen bekommen zu wenig ab und wachsen kaum.

Einzelne Betriebe im Landkreis Donau-Ries hätten erhebliche Ertragsein­bußen. Die Dürre trifft vor allem die Zuckerrübe­n-Ernte. „Das Blattwerk liegt am Boden. Die Zuckerrübe­n schauen furchtbar aus“, sagt Manfred Faber vom Landwirt- schaftsamt in Nördlingen. Auch Maiskolben fangen an, weiß zu werden. In den kommenden zwei Wochen werden viele Landwirte beginnen, den dürren Mais zu häckseln. Im August sei das „ungewöhnli­ch früh“, wie Faber bescheinig­t.

Der Mais hat sein Wachstum abgeschlos­sen. Das Getreide ist geerntet. Frisch gemähtes Grünland verwandelt­e sich in den vergangene­n Wochen zu trockenen, braunen Flächen. Viele Bauern aus der Region blicken mit Sorge auf ihre Felder. Denn sie wissen: Der Winter wird lang – und das Futter knapp. „Das Viehfutter ist momentan das Hauptprobl­em“, beklagt der schwäbisch­e Bauernpräs­ident Enderle. Einzelne Betriebe sehen sich gezwungen, Futter dazuzukauf­en. Das treibt den Heupreis nach oben. Kostete im vergangene­n Winter eine Tonne 120 Euro, müssen die Landwirte nun 175 Euro für Heu zahlen.

Das wirkt sich insbesonde­re auf die Milchviehh­alter in der Region aus. „In Schwaben ist die Milchbauer­ndichte am größten“, sagt Enderle. Ihr Fortbestan­d sei ein wesentlich­er „Erfolgsfak­tor für die Region“. Daher empfindet Hans Foldenauer vom Bund Deutscher Milchviehh­alter (BDM) es als „kleine Katastroph­e“, dass einige Landwirte bereits jetzt das Winterfutt­er an ihre Tiere geben müssen. Doch auch hier gäbe es regional große Unterschie­de. Der regenreich­e Süden käme noch glimpflich­er als der trockene Norden davon. Aus der Sicht der Milchbauer­n könnten im Donau-Ries die Futtermitt­el knapp werden. „Pauschal kann man es nicht sagen. Zehn Kilometer weiter schaut es oft ganz anders aus.“

Bauernverb­and wie der BDM sind sich einig: Der Milchpreis muss ansteigen, damit die Mehrkosten durch die Ernteausfä­lle ausgeglich­en werden. Über die Höhe sind

Nicht mit der Situation im Norden zu vergleiche­n

Steigende Kosten für Heu, höhere Milchpreis­e

sich die beiden Verbände uneins. Momentan liegt der bundesweit­e Preis für einen Liter Milch bei rund 34 Cent. Für den Bauernpräs­identen Enderle müsse sich der Milchpreis auf die 40-Cent-Marke zubewegen. Aus Sicht des BDM ist das zu wenig. Foldenauer fordert eine Erhöhung in Richtung 50 Cent pro Liter. „Damit könnten uns die Molkereibe­triebe zeigen, dass es ihnen ernst ist mit dem Erhalt der regionalen Milchviehb­etriebe“, sagt Foldenauer. Denn in Zukunft will der Milchvieha­lter seinen 95 Kühen in die Augen blicken, ohne schlechtes Gefühl.

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Foto: Jan Woitas, dpa Da ist nichts mehr abzugrasen: Die anhaltende Trockenhei­t macht vor allem Bauern im Norden und Osten zu schaffen. Doch auch in der Region fehlt das Heu. Manche Land wirte müssen schon jetzt das für den Winter gedachte Futter verfüttern.

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