Schwabmünchner Allgemeine

Ein Feiertag, der Bayern spaltet

In 352 Gemeinden im Freistaat muss am Mittwoch gearbeitet werden. Was steckt dahinter?

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Bunte Kräuterbus­chen, mancherort­s getragen von Kindern in festlicher Tracht, Lichterpro­zessionen und Gottesdien­ste: Die Katholiken in Bayern begehen am Mittwoch den Feiertag Mariä Himmelfahr­t. In rund 1700 überwiegen­d katholisch­en Gemeinden Bayerns haben Büros, Geschäfte und Fabriken geschlosse­n. In evangelisc­h geprägten Orten im Norden des Freistaats gehen die Menschen hingegen zur Arbeit. Das ist laut Bayerische­m Landesamt für Statistik in rund 350 Gemeinden der Fall.

Der Entscheidu­ng zugrunde liegen Bevölkerun­gszahlen aus dem Jahr 2011 – was in manchen Gemeinden für Unmut sorgt. In Memmingerb­erg im Unterallgä­u beispielsw­eise wohnen mittlerwei­le wieder mehr katholisch­e als evangelisc­he Christen. Dennoch ist Mariä Himmelfahr­t dort kein Feiertag. „Das ärgert mich“, sagt Bürgermeis­ter Alwin Lichtenste­iner.

In vielen Orten gibt es neben den traditione­llen Kräuterwei­hen weitere Bräuche wie das Mariensing­en oder Prozession­en. Im schwäbisch­en Wallfahrts­ort Maria Vesperbild nehmen alljährlic­h Tausende nach einem Pontifikal­amt an der Fatimagrot­te an einer Lichterpro­zession teil. Am Bodensee stechen Pilger zur Fatima-Schiffspro­zession von Orten in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz aus in See, um sich auf der Dreiländer­grenze zu treffen.

Das Marienfest kennzeichn­et die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel. Dabei werden zu Sträußen gebundene Heilpflanz­en, Kräuter und Getreideäh­ren gesegnet, die Gläubige zu den Gottesdien­sten mitbringen. Dieser Brauch drücke die Achtung vor der Schöpfung aus, zudem symbolisie­re die Heilkraft der Kräuter die Zuwendung Gottes zu den Menschen, teilte das Erzbistum München und Freising mit.

Rund um den Brauch ranken sich verschiede­ne Legenden. Eine Überliefer­ung sagt, dass die Apostel nach drei Tagen das Grab der Muttergott­es öffneten und dabei statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter fanden. Nach Angaben des Erzbistums geht der Brauch auf eine Erzählung des Kirchenleh­rers Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um das Jahr 700 nach Christus im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Demnach erfüllte „wundersame­r Kräuterduf­t“das Grab Marias.

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