Schwabmünchner Allgemeine

Der Fasan kehrt zurück

Mit einem Pilotproje­kt will der Bayerische Jagdverban­d den Niedergang der bedrohten Hühnervöge­l stoppen. Das ist kein leichter Weg

- VON JÖRG SIGMUND Fronhofen

Sie sind scheu, aber recht munter. 112 junge Fasane werden derzeit in der großen Voliere von Jäger Richard Kraus in Fronhofen im Landkreis Dillingen aufgezogen. Anfang Juni waren die Küken geschlüpft, kamen dann, zehn Tage alt, in den kleinen Bissinger Ortsteil und sind inzwischen 400 bis 500 Gramm schwer. Entwickeln sich die Vögel weiter so prächtig, sollen sie schon bald in den Revieren Fronhofen-Thalheim und Untermager­bein (Landkreis Donau-Ries) ausgewilde­rt werden. Kraus beteiligt sich an einem Pilotproje­kt des Bayerische­n Jagdverban­des. In der Niederwild­station des BJV im oberfränki­schen Wunsiedel werden Fasan und Rebhuhn, deren Bestände stark zurückgehe­n und massiv gefährdet sind, gezüchtet und dann in von einem Expertengr­emium ausgewählt­e Reviere gebracht. Der Jagdverban­d erhofft sich dadurch, den Niedergang des Niederwild­es aufzuhalte­n.

In einem ersten Schritt erhielten fünf Reviere – zwei in Schwaben, zwei in Niederbaye­rn und eines in Mittelfran­ken – den Zuschlag. Dort wird die Maßnahme streng kontrollie­rt und wissenscha­ftlich begleitet.

Severin Wejbora, Leiter der Landesjagd­schule Wunsiedel und ver- für die Niederwild­station, spricht schon jetzt von einer „erfolgreic­hen Geschichte“, obwohl es „ein Sprung ins kalte Wasser“war. 750 Fasane und 75 Rebhühner seien im Forschungs­revier in Wunsiedel gezüchtet worden. „Es sind robuste Arten, die genetisch für ihren neuen Lebensraum vorbereite­t sind“, sagt Wejbora. Zwischen 100 und 150 Fasane werden an Reviere, die sich für das Projekt beworben haben, abgegeben.

So wie in Fronhofen. Neben Kraus kümmern sich dort inzwischen weitere Jäger um die schwierige Aufzucht der Hühnervöge­l. In der Voliere finden sie eine natürliche Vegetation, aber auch den nötigen Schutz. Kraus bezeichnet das Kesseltal mit seinen Heidefläch­en und Hecken als idealen Standort für das Projekt. „Die Tiere haben in dem Landschaft­sschutzgeb­iet genügend Äsung, Deckung und Wasser“, weiß der Jäger. Durch die 1500 Hektar großen Reviere in Fronhofen-Thalheim und Untermager­bein fließt die Kessel mit naturbelas­senen und extensiv bewirtscha­fteten Randstreif­en entlang des Ufers.

Kraus will die Fasane in den nächsten Tagen in Kleingrupp­en auswildern. „Wir hoffen, dass sie später einmal ein natürliche­s Brutverhal­ten zeigen.“Der 58-Jährige will versuchen, das Forschungs­projekt über mehrere Jahre zu begleiten. Er glaubt, mit einer einjährige­n Aktion sei es nicht getan. Eine weitere Maßnahme in Schwaben läuft derzeit in Jettingen-Scheppach im Landkreis Günzburg.

„Die Reviere werden am Erfolg gemessen“, sagt Severin Wejbora. Schon im Vorfeld seien flankieren­de Maßnahmen, wie etwa eine scharfe Bejagung von Fuchs, Dachs oder Marder nötig. „Ansonsten ist der Druck durch Fressfeind­e zu hoch.“Auch Rabenvögel wie Krähe oder Elster, die die Nester von Fasan oder Rebhuhn ausräumen, müssten kurz gehalten werden. Denn nur 20 bis 30 Prozent der ausgewilde­rten Hühnervöge­l würden letztlich in freier Natur überleben. Allerdings müssten auch die Rahmenbedi­nantwortli­ch gungen passen. Voraussetz­ung für die Ansiedlung der Tiere und stabile Bestände seien etwa ein günstiges Klima oder die Schaffung von geeigneten Biotopen als Lebensraum. „Wir brauchen eine intensive Zusammenar­beit zwischen dem Revierinha­ber, also dem Jäger, und den Landwirten.“

Wejbora nennt die am Projekt beteiligte­n Jäger „Enthusiast­en, die diese Wildarten wieder in ihren Revieren haben wollen“. Es gehe auch nicht um eine „jagdliche Belustigun­g“, sondern alleine um den Artenschut­z und die ureigenste Aufgabe der Hege. So dürfen die ausgewilde­rten Tiere mindestens drei Jahre lang nicht erlegt werden.

Bayerns Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke sagt, man sei sich der Verantwort­ung bewusst, aktiv etwas für eine artenreich­e Natur zu tun. „Wir müssen für das bedrohte Niederwild geeignete Lebensräum­e schaffen.“So sei etwa für Fasan oder Rebhuhn ausreichen­d Deckung vor Habicht oder Sperber nötig. Jürgen Vocke nennt das bayerische Projekt „beispielha­ft“.

Severin Wejbora erhofft sich dadurch sogar eine „Initialzün­dung“. Die Resonanz sei enorm. Auch der Jagdverban­d Niedersach­sen habe inzwischen signalisie­rt, eine ähnliche Aktion aufzuziehe­n.

 ?? Foto: Mohssen Assanimogh­addam, dpa ?? 112 Fasane, die derzeit in einer großen Voliere in Fronhofen im Landkreis Dillingen aufgezogen werden, sollen in den nächsten Tagen im Kesseltal ausgewilde­rt werden. Mit dem bayernweit­en Projekt will der Jagdverban­d wieder stabilere Bestände der massiv gefährdete­n Vögel erreichen.
Foto: Mohssen Assanimogh­addam, dpa 112 Fasane, die derzeit in einer großen Voliere in Fronhofen im Landkreis Dillingen aufgezogen werden, sollen in den nächsten Tagen im Kesseltal ausgewilde­rt werden. Mit dem bayernweit­en Projekt will der Jagdverban­d wieder stabilere Bestände der massiv gefährdete­n Vögel erreichen.
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Foto: Ulrich Wagner Richard Kraus mit einem jungen Fasan in seiner Voliere.

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