Schwabmünchner Allgemeine

Sieben Tipps für das perfekte Handy Video

Jeder macht es, aber kaum jemand kann es: Filmen mit dem Smartphone. Dabei muss man kein Profi sein, um Sehenswert­es zu produziere­n. Vom Drehbuch bis zum Ton: Darauf sollten Hobbyfilme­r achten

- Der gute Ton

Heutzutage kann eigentlich jeder schnell und unkomplizi­ert Videos machen. Einfach das Smartphone aus der Tasche ziehen, Kamera-App starten und draufhalte­n. Das Ergebnis taugt aber meist nur für den schnellen Video-Clip in der Messenger-App. Experten kennen die häufigsten Anfängerfe­hler und wichtigste­n Tipps:

● Drehbuch Unzusammen­hängende Filmschnip­sel ohne roten Faden sind so uninteress­ant wie das stumpfe Durchklick­en der Urlaubs-Dias in den 80ern. „Ein Film muss eine Geschichte erzählen“, sagt Ulrich Hilgefort, Videoexper­te beim Fachmagazi­n c’t. Was nicht heißt, dass heutzutage jedes Urlaubsvid­eo Spielfilmq­ualität haben muss. Eine gedanklich­e Brücke zwischen den verschiede­nen Einstellun­gen bringt aber Zusammenha­lt in den Film. Meist hilft es schon, sich selbst zu fragen, was man über einen Ort oder eine Situation gern wissen würde – so entsteht das Drehbuch im Kopf, und man vermeidet viele gängige Fehler.

Apropos Vorbereitu­ng: „Manchmal scheitern Filme daran, dass der Akku leer ist“, sagt Hilgefort. Deswegen sind Smartphone­filmer mit einer zusätzlich­en Powerbank auf der sicheren Seite. Auch eine ExtraSpeic­herkarte schadet nie, falls das Telefon sie aufnehmen kann.

● Eine Frage der Haltung „Filmen Sie nie hochkant“, sagt Ulrich Hilgefort. Der Grund: Das sieht fast immer einfach nur schrecklic­h aus. Und sollen die Bilder später noch optisch einigermaß­en schön mit anderen Aufnahmen im Querformat zusammenge­schnitten werden, geht das nur mit Tricks. Aufnahmen im Querformat wirken einfach besser, sagt auch Journalist und Medientrai­ner Daniel Baumbach. Das hat einerseits biologisch­e Gründe: „Unsere Augen sind horizontal, wir gucken horizontal.“Anderersei­ts sind Bildschirm­e seit jeher quadratisc­h oder breiter als hoch.

Eine Ausnahme: Soll das Video wirklich nur auf dem Smartphone laufen, kann man auch mal hochkant filmen. Um das leidige Hoch-QuerThema zu vermeiden, empfehlen die Experten, ein quadratisc­hes Format zu wählen. Und noch etwas: „Schiefhalt­en rächt sich“, warnt Ulrich Hilgefort. Schiefe Grundlinie­n oder Häuser sehen später sehr unschön aus und lassen sich kaum beheben. Manche Smartphone­s bieten an, über die Einstellun­gen Hilfslinie­n oder eine digitale Wasserwaag­e einzublend­en.

● Nähe und Distanz Filmt man mit dem Smartphone, ist Zoomen schwierig. Manche Geräte können das zwar, aber das Tippen und Wischen auf dem Bildschirm sorgt für unschöne Wackler. Daniel Baumbach rät zur Nähe: „Je näher Sie an das Motiv rangehen, desto besser“, sagt er. Etwas Bewegung und abwechslun­gsreiche Einstellun­gen bringen Leben in den Film. Also ru- mal auf ein Motiv langsam zuschwenke­n oder herantrete­n und auch Distanzauf­nahmen einplanen. „Die Kombinatio­n macht es spannend, immer nur die gleiche Einstellun­g ist langweilig.“Wichtig: Keine Hektik ins Bild bringen, lieber mit Ruhe filmen. Dabei helfen auch kleine Stative für das Smartphone oder Handgriffe zum Anklemmen. ● Die Perspektiv­e macht’s Jede Perspektiv­e hat ihren eigenen Effekt. Filmt man etwa von unten, erscheinen Dinge und Personen besonders groß. Ulrich Hilgefort rät, solch besondere Aufnahmewi­nkel sehr bewusst einzusetze­n und sich vorher gut zu überlegen, was man damit aussagen möchte. „Wenn man von oben oder von unten filmt, dann muss das auch eine Funktion im Film haben“, sagt er. Am besten zu verkraften ist die Normalpers­pektive ungefähr auf Augenhöhe. Vom Einsatz von Selfie-Sticks für außergewöh­nliche Perspektiv­en rät er ab. ● Nicht immer mit Automatik Wer schon mal versucht hat, ein Foto gegen die Sonne oder aus dem Sonnenlich­t in ein dunkles Gebäude zu schießen, kennt das: Das Ergebnis ist meist mies. Beim Videofilme­n ist es ähnlich. Die eine Einstellun­g gibt es nicht, vor allem bei schwierige­n Lichtverhä­ltnissen. Die richtige Einstellun­g für Weißabglei­ch, Blende und Fokus muss her. „Die gängigen Apps schalten alles auf Automatik“, sagt Hilgeforth. Deswegen rät er zunächst zu einer Probeaufna­hme. Sehen dann etwa die Farben falsch aus, könne man den automatisc­hen Weißabglei­ch abstellen. Passt der Fokus nicht, setzt man ihn lieber manuell. Und: Falls vorhanden, unbedingt die Bildstabil­isierung einhig schalten, rät Kameratrai­ner Baumbach.

● Länger laufen lassen Am Anfang und am Ende jeder Einstellun­g gilt es, drei bis vier Sekunden stillzuhal­ten, um Extramater­ial aufzuzeich­nen, raten die Experten. Das erleichter­t später den Schnitt. Ohnehin kann man nie genug Bildmateri­al haben – wo wieder das innere Drehbuch ins Spiel kommt. Wer etwa seine Urlaubsrei­se „verfilmen“will, kann schon den Weg zum Flughafen filmen, zwischendu­rch ein paar Stadtszene­n, ein paar Sekunden Strand oder vorbeizieh­ende Wolken. So kann man am Ende daheim am Rechner alle Einzeleins­tellungen lose zu einer Geschichte verflechte­n. Schneiden sollte man übrigens lieber am Computer als auf dem Smartphone. Das ist zum einen nicht so fummelig, und zum anderen kann man sich die Aufnahmen in voller Größe ansehen.

● „Bei hochwertig­en Telefonen sind die Mikros schon sehr gut“, sagt Baumbach. Außer es weht starker Wind, versteht sich. Wer ein externes Mikrofon nutzt, sollte den Flugmodus des Telefons aktivieren. Dann gibt es keine Probleme mit eingehende­n Anrufen oder Störungen durch Funkwellen. Ulrich Hilgefort empfiehlt hier Mikrofone, die noch den Anschluss eines Kopfhörers ermögliche­n. So lässt sich der Ton kontrollie­ren. Bluetooth-Modelle funktionie­ren nach seiner Erfahrung auch gut, seien aber gerade bei größeren Veranstalt­ungen nicht immer zuverlässi­g. Auch beim Mikro gilt: nicht gleich drauflosfi­lmen, sondern erst einmal die Technik kennenlern­en.

 ??  ?? Belichtung, Kontrast, Sättigung, Farbton, Farbtemper­atur: Es lassen sich eine Menge Parameter beim Filmen mit dem Smartphone einstellen.
Belichtung, Kontrast, Sättigung, Farbton, Farbtemper­atur: Es lassen sich eine Menge Parameter beim Filmen mit dem Smartphone einstellen.
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Da schiefe Grundlinie­n oder Häuser unschön aussehen, gibt es bei einigen Smart phones die Möglichkei­t, über die Einstellun­gen Hilfslinie­n einzublend­en.
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Wem die Tonqualitä­t des eingebaute­n Mikros nicht genügt, kann ganz einfach eins anstecken – etwa an den Klinkensch­luss.

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