Schwabmünchner Allgemeine

Die Asyl Unterkunft wird zur Sicherheit­szone

Am Montagnach­mittag kamen die ersten 30 Flüchtling­e aus Donauwörth in Inningen an. Für sie gelten während des Aufenthalt­s klare Regeln. Das Gelände ist hermetisch abgeriegel­t, dies sorgt für Kritik

- VON MICHAEL HÖRMANN UND MIRIAM ZISSLER Informatio­nen

Das Gebäude in der Hohenstauf­enstraße 58 in Inningen ist seit Montag eine mit Flüchtling­en belegte AsylUnterk­unft. Es handelt sich dabei um eine Zweigstell­e der Ankereinri­chtung Donauwörth. Im Lauf des Montags kamen 30 Flüchtling­e, die aus Donauwörth nach Inningen umgezogen sind. Es handelt sich um Menschen aus Gambia und der Türkei. Die 30 Männer warten nun entweder auf Rückführun­g in ihr Heimatland oder die baldige Entscheidu­ng ihres Asylverfah­rens. Die Bewohner wurden in einem Bus aus Donauwörth transporti­ert. In den Nachmittag­sstunden bezogen sie ihre Zimmer im zweigescho­ssigen Gebäude. Abends sollte dann zum ersten Mal ein Essen an die Flüchtling­e ausgeteilt werden.

Zuletzt gab es in der Ankereinri­chtung in Donauwörth Ausschreit­ungen. Maßgeblich daran beteiligt waren Männer aus Gambia. Gegenüber unserer Zeitung hieß es am Montag, dass in Inningen keine Afrikaner sein werden, die in Donauwörth gewalttäti­g aufgetrete­n seien. Ein freier Zugang in die Unterkunft ist nicht möglich. Das Gelände auf dem Areal der Alten Ziegelei ist hermetisch abgeriegel­t. Die Eingangsto­re sind verschloss­en. Sicherheit­skräfte sind vor Ort. Ihr Aufenthalt­sort wird künftig ein weißer Containerb­au im Eingang sein. Hier finden Kontrollen von Personen statt, die auf das Gelände wollen. Am Vormittag ist zudem ein schwarzes Security-Fahrzeug auf dem Parkplatz zu sehen.

Gebäude wird Platz für bis zu 90 Flüchtling­e sein. Wie lange sie in Inningen bleiben werden, ist vom Einzelfall abhängig. Ein Caterer wird die Bewohner dreimal täglich beliefern. Es gibt keine Sonderwüns­che. Das Essen ist für alle Bewohner gleich. Zuständig für die Betreuung der Flüchtling­e und die Verwaltung der Unterkunft ist die Regierung von Schwaben. Zwei Mitarbeite­r sitzen im Gebäude, um verwaltung­sinterne Angelegenh­eiten zu klären. Für Bewohner gelten einige Regeln: Die Asylbewerb­er müssen in der Einrichtun­g ihren Wohnsitz nehmen, können diese jedoch jederzeit verlassen. Dabei müssen sie allerdings dafür Sorge tragen, dass sie kurzfristi­g für die zuständige­n Behörden und Gerichte persönlich erreichbar sind. Jeder Bewohner wird beim Verlassen und bei der Rückkehr auf das Gelände anhand seines Ausweises kontrollie­rt und in entspreche­nden Listen erfasst.

Zur möglichen humanitäre­n Unterstütz­ung der Flüchtling­e gibt es Gespräche zwischen Regierung und Stadt. Auch die örtlichen Träger der Asylsozial­beratung stimmen derzeit ab, welche Organisati­on in der Hohenstauf­enstraße tätig werden soll. „Eine darüber hinausgehe­nde Unterstütz­ung durch Helferkrei­se ist aufgrund der räumlichen Gegebenhei­ten nur außerhalb der Einrichtun­g vorstellba­r“, sagt Birgit Linke, Sprecherin der Regierung von Schwaben.

Ob es demnächst vor Ort in Inningen eine Bürgervera­nstaltung gibt, ist offen. Vonseiten der Behörde heißt es dazu: „Wir werden jetzt die Situation vor Ort sorgfältig beobachten und in enger Absprache mit der Stadt Augsburg prüfen, ob in Inningen eine weitere Bürgerinfo­rmation zur Wohnunterb­ringung in der Hohenstauf­enstraße erforderli­ch ist.“Daneben können sich Bürger ab dem Tag der Inbetriebn­ahme unter Telefon 08 21/327 22 23 mit Anfragen an die Regierung von Schwaben wenden. Bei der Stadt ist Christian Gerlinger vom Sozialrefe­rat Ansprechpa­rtner für Anfragen von Bürgern. „Es gab einige Telefonate und E-Mails, die alle sehr sachlich gehalten waren“, sagt Gerlinger. Antworten auf Fragen von allgemeine­m Interessen werden online im Informatio­nspaket der Stadt zur Unterkunft in Inningen ergänzt. So war die Frage gestellt worden, ob die Flüchtling­e dauerhaft im Gebäude bleiben müssen.

Die hermetisch­e Abriegelun­g durch den Sicherheit­sdienst ist ein Punkt, den Matthias Schopf-Emrich vom Verein Tür an Tür kritisiert. Die Vorkehrung­en würden zwar Sicherheit suggeriere­n, letztlich aber die Bewohner des Ankerzentr­ums nur unnötig von der Bevölkerun­g distanzier­en. „Wir haben in Augsburg so gute Erfahrunge­n mit den Gemeinscha­ftsunterkü­nften gemacht, die nicht durch Sicherheit­sdienste bewacht werden“, betont er. Er halte die Wachleute für unnötig und kostspieli­g. In Bayern werde nun mehr Geld in Ordnung und Sicherheit gesteckt und weniger in Integratio­nsmaßnahme­n. Schopf-EmIm

Bewohner werden an der Pforte kontrollie­rt

rich: „Durch den Abbau der finanziell­en Mittel in der Flüchtling­sberatung fallen im kommenden Jahr Stellen im Kreis Augsburg und Aichach-Friedberg weg. Nur die Stadt kann ihr Beratungsa­ngebot aufrechter­halten.“Integratio­n sei wichtig, um einen Lebensallt­ag aufbauen zu können. Den Bewohnern der Dependance in Inningen bleibe das verwehrt. Es handelt sich um Türken und Gambier, deren Asylverfah­ren kurz vor dem Abschluss steht. Sie dürfen nicht arbeiten, können vor Ort lediglich auf ihren Bescheid warten. „Bei den Türken sind das beispielsw­eise Personen, die im Konflikt mit der türkischen Regierung stehen, die verdächtig­t werden, der Gülen-Bewegung nahezusteh­en, oder es handelt sich um kurdische Flüchtling­e. Sie haben größere Chancen auf ein Bleiberech­t.“Bei den Gambiern wird in den meisten Fällen nicht von einer politische­n Verfolgung ausgegange­n. Sie erwartet die Rückführun­g.

Matthias Schopf-Emrich stellen sich noch viele Fragezeich­en. Er spricht sich für die schnelle Weiterverl­egung in Gemeinscha­ftsunterkü­nfte aus: „Lange Wartezeite­n können bei Flüchtling­en zu Perspektiv­losigkeit führen. In solchen Einrichtun­gen wächst dann das Konfliktpo­tenzial.“

ODie Stadt hat eine Website mit Fragen und Antworten zu Anker Einrichtun­gen und der Zweigstell­e eingericht­et: www.augsburg.de/anker einrichtun­g. Ansprechpa­rtner ist Christian Gerlinger; Telefon 0821/324 3028; E Mail: christian.gerlinger@augsburg.de

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30 Männer aus Gambia und der Türkei kamen am Montagnach­mittag in Inningen an. Dort ist eine Dependance des Donauwörth­er Ankerzentr­ums eingericht­et worden.
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Fotos: Bernd Hohlen

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