Schwabmünchner Allgemeine

Gewerbegeb­iet wird deutlich kleiner

Eine Fläche von etwa 60 Hektar fällt bereits jetzt zu den ursprüngli­chen Überlegung­en heraus. Wie es zu dieser Reduzierun­g kam und welche Einwände gegen das Großprojek­t in Kleinaitin­gen erhoben werden

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Wie es zu dieser Reduzierun­g in Kleinaitin­gen kam und welche Einwände gegen die Planungen erhoben werden.

Es ist ein langfristi­ges Projekt, welches die Gemeinde Kleinaitin­gen auf dem Lechfeld derzeit in die Wege leitet. Eine riesige Fläche soll vor allem östlich der B 17 durch die angestrebt­e Änderung des Flächennut­zungsplans als Gewerbe nutzbar gemacht werden. Doch von mehreren Seiten gibt es Einwände gegen das Projekt – auch im Gemeindera­t.

Konkret geht es um ein insgesamt rund 172 Hektar großes Areal, das entspricht einer Fläche von 241 Fußballfel­dern. Der kleinere Teil davon befindet sich westlich des 2005 eröffneten Aldi-Logistikze­ntrums und ist etwa 24 Hektar, also rund 34 Fußballfel­der groß. Weitere knapp 150 Hektar – das entspricht circa 210 Fußballfel­dern – liegen östlich der B 17 rund um das BMWLogisti­kzentrum. Inzwischen sind die Stellungna­hmen der Träger öffentlich­er Belange bei der Gemeinde eingegange­n, die diese im Rahmen der frühzeitig­en Beteiligun­g informiert­e. Noch bevor die Stellungna­hmen dem Gemeindera­t vorgetrage­n wurden, überrascht­e Gerd Sahlender vom Planungsbü­ro Arnold Consult: Er erzählte von einer deutlichen Reduzierun­g der im Vorentwurf genannten 172 Hektar großen Fläche. Es ist jetzt von „nur“noch rund 112 Hektar die Rede.

Nicht mehr in eine Gewerbeflä­che umgewandel­t werden soll demnach die 20 Hektar große und seit 2007 bestehende Photovolta­ikanlage südlich der Ulrichkase­rne. Die vertraglic­hen Verpflicht­ungen mit dem Betreiber laufen noch über zehn Jahre, sagt Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl. Zudem wurde ein weiteres Gebiet als potenziell­e Gewerbeflä­che gestrichen, welches derzeit als Ausgleichs­fläche für frühere Bauprojekt­e genutzt wird.

Das dritte aus der möglichen Umnutzung herausgeno­mmene Areal liegt im Osten der Gemeindefl­äche. „Da gibt es Einschränk­ungen wegen der Bundeswehr“sagt Helmut Zott, Geschäftss­tellenleit­er der VG Großaiting­en. Sahlender vom Planungsbü­ro spricht unter anderem von der „Masse der Rückmeldun­gen“, die zur Reduzierun­g der Fläche führte. Vor allem vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) sowie vom Bayerische­n Bauernverb­and und dem Amt für ländliche Entwicklun­g gab es erhebliche Bedenken.

AELF hebt die negativen Auswirkung­en auf den „ohnehin angespannt­en Pachtmarkt für landwirtsc­haftliche Nutzfläche­n“hervor. Durch das geplante Gewerbegeb­iet würden dauerhaft rund 16 Prozent der landwirtsc­haftlichen Fläche Kleinaitin­gens verloren gehen. Aus diesem Grund soll laut Landwirtsc­haftsamt die Planung auf den tatsächlic­hen Flächenbed­arf der nächsten Jahre reduziert werden. Der Bauernverb­and weist auf den sorgsamen und sparsamen Umgang mit der Ressource Boden, aber auch auf den enormen Verlust von Produktion­spotenzial für Nahrungsmi­ttel, Energie und als Futtergrun­dlage hin.

Laut Bauernverb­and werden die ehemaligen Flächen des Gutshofes östlich der B17 von elf Landwirten anteilig zu je acht bis neun Hektar bewirtscha­ftet – vergangene­s Jahr wurden dort etwa 100 Hektar Getreide, jeweils zehn Hektar Mais und Ackerfutte­r sowie vier Hektar Raps angebaut. Das von der Gemeinde geplante Vorhaben entziehe etwa fünf Familienbe­trieben die Existenzgr­undlage, wenngleich kein Betrieb zu 100 Prozent betroffen sei.

Die Abwägung wurde vom Gemeindera­t – gegen die Stimmen von Georg Fischer, Peter Höfer, Stefan Jakob und Dieter Heiß – mehrheitli­ch beschlosse­n. Die Fläche sei demzufolge auf „ein für sämtliche Belange angemessen­es Maß reduziert“worden. Außerdem sei im Be- reich des Änderungsg­ebiets eine gewerblich­e Vorprägung vorhanden; Dieses soll vorwiegend für großflächi­ge Logistikun­ternehmen und lärmintens­ive, teilweise industriel­l genutzte Betriebe zur Verfügung stehen, sagt Sahlender. Im Bereich westlich von Aldi könne es nach Meinung des Diplominge­nieurs daDas gegen „kleinteili­ger“werden. Bürgermeis­ter Fiehl sagt zum Thema Logistiker: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass über die Wirtschaft­sförderung permanent Anfragen kommen; das sind Investment­firmen bis aus dem Münchner Raum.“Momentan beschäftig­e er sich aus zwei Gründen nicht intensiv mit diesen Anfragen: Die Gemeinde hat zum einen (noch) keine Gewerbeflä­chen, zum anderen gebe es noch immer Unklarheit­en wegen des Verkaufs des jetzigen BMWAreals. Die Gemeinde habe laut Fiehl erst einen Teilbetrag des Verkaufspr­eises erhalten, den Rest beanspruch­t der Freistaat für sich. Wie berichtet, muss die Gemeinde die Differenz zwischen dem damaligen Kaufpreis des Grundstück­s vom Freistaat und dem Verkaufspr­eis wieder zurückzahl­en; die Vereinbaru­ngen hierfür gelten noch mehrere Jahre. Allerdings müssen laut Fiehl die Erschließu­ngskosten davon abgezogen werden. Ein inzwischen eingeschal­teter Wirtschaft­sprüfer sagte laut Fiehl, dass die Gemeinde den fehlenden Betrag noch erhalten muss. Der Bürgermeis­ter spricht von einer „zähen Geschichte“. Erst wenn er eine positive Antwort erhalte, werde er sich mit möglichen Ansiedlung­en näher beschäftig­en. Mit dieser mehr als 100 Hektar großen Gewerbeflä­che möchte er für die nächsten Generation­en vorsorgen.

Alle 17 eingegange­nen Stellungna­hmen wurden im Gemeindera­t abgehandel­t und teils mit knapper 6:5-Mehrheit abgewogen. Der geänderte Entwurf zur Änderung des Flächennut­zungsplane­s wird laut VG-Geschäftss­tellenleit­er Zott im September öffentlich ausgelegt.

Den Landwirten nicht die Existenzgr­undlage nehmen

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Archivfoto: Michael Lindner Noch ist viel Platz auf der Tafel für Gewerbetre­ibende, momentan ist lediglich Aldi mit einem Logistikze­ntrum in Kleinaitin­gen auf der östlichen Seite der B 17 vertreten. Die Gemeinde treibt derzeit die Planungen für ein mehr als 100 Hektar großes Gewerbegeb­iet voran.
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