Schwabmünchner Allgemeine

Ein Bus zum Krankenhau­s, ein Zug nach Mering?

Aus einer Schulbus-Linie könnte eine Verbindung zwischen Königsbrun­n und den Wertachkli­niken in Bobingen geschaffen werden. Die Gespräche hier sind weit gediehen, die Diskussion über eine Bahntrasse hält an

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n/Bobingen

Der öffentlich­e Nahverkehr zwischen Bobingen und Königsbrun­n sowie weiter Richtung Mering beschäftig­t die Politik seit Langem. Derzeit pendeln viele Menschen mit dem Auto nach Mering, um dort in den Zug nach München zu steigen. Um mehr Menschen fürs Busfahren zu begeistern, gab es zuletzt Gespräche zwischen Kommunen, AVV und Landkreis. Dabei scheint eine Verbesseru­ng der Verbindung Bobingen/Königsbrun­n in greifbare Nähe zu rücken.

Derzeit gibt es zwei Buslinien zwischen Bobingen und Königsbrun­n: die Linie 735 von Haunstette­n bis Bobingen-Bahnhof und die Linie 782, die das Königsbrun­ner Zentrum und den Bobinger Bahnhof verbindet. Dabei handelt es sich allerdings um einen Schulbus. „Am 735er wollen wir nicht rumdoktern“, sagt Königsbrun­ns Bürgermeis­ter Franz Feigl. Charme hätte für ihn und seinen Bobinger Kollegen Bernd Müller aber durchaus eine Neuerung beim 782er Bus. Dessen Linie könnte bis zur Wertachkli­nik verlängert werden so Kranken und Besuchern die Anreise mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erleichter­n. Gleichzeit­ig könnte man den Takt erhöhen und die Linie so umgestalte­n, dass von Königsbrun­n aus zunächst der Bobinger Bahnhof und dann die Stadtmitte angefahren werden.

„Es wäre eine gute Möglichkei­t, den Bus gerade zu Schwerpunk­tzeiten für die Öffentlich­keit zu öffnen. Und die Direktverb­indung zum Bahnhof wäre auch gut für Kinder, die in Königsbrun­n zur Schule gehen und dann mit dem Zug nach Hause fahren“, sagt Feigl. Man habe dazu mit den Vertretern von AVV und Landkreis gute Gespräche geführt, jetzt komme es auf den Preis an. Wie das Landratsam­t mitteilt, müssen 40 Prozent der Gesamtkost­en den Gemeinden finanziert werden, 60 Prozent übernimmt der Landkreis.

Wenn die Anforderun­gen der beteiligte­n Gemeinden besprochen sind, wird ein Fahrplan entwickelt und die Kosten für die Ausweitung werden kalkuliert, heißt es vom Landratsam­t weiter. Danach wird das Ergebnis den Gemeinden und der Landkreisv­erwaltung vorgestell­t. Beteiligen sich die Gemeinden finanziell, wird das Ergebnis dem Kreisaussc­huss vorgestell­t. Dieser Ablauf würde auch bei einer Verbesseru­ng der Verbindung nach Mering greifen – allerdings wären dann zwei Landkreise beteiligt. Die Überlegung­en derzeit kreisen um eine Verstärkun­g des Takts der Buslinie 100 zwischen Königsbrun­n und dem Meringer Bahnhof. Allerdings müssten dafür wohl Haltestell­en in Königsbrun­n ergänzt werden.

Die Freien Wähler werben in Person des Landtagsab­geordneten Johann Häusler und mit Kreistagsf­raktionsch­ef Fabian Mehring weiter für Lösungen in diesem Bereich – von einer Bahnstreck­e zwischen Bobingen und Mering über einen Schnellbus zwischen Bobingen und Meringund St. Afra über das Königsbrun­ner Zentrum. Letzteres hätten Politiker verschiede­ner Parteien wohlwollen­d beurteilt. Der Königsbrun­ner Bürgermeis­ter gehört allerdings nicht dazu. Solche Pläne seien geprüft und verworfen worden, weil der Bus durch den Umweg übers Königsbrun­ner Zentrum so lange braucht, dass es für Bobinger keine Zeiterspar­nis im Vergleich zur Fahrt nach Augsburg brächte.

Mehring kritisiert­e, der AVV verwalte nur den Mangel und verschließ­e sich zukunftswe­isenden Ideen. Königsbrun­ner Pendler über Bobingen nach Augsburg und dort in den Zug nach München bringen zu wollen, spotte jeglichen Realitätss­inns und ignoriere die Ansprüche der größten Stadt im Landkreis und ihrer Bürger an die Infrastruk­tur. Der Bedarf für schnelle Abhilfe sei gigantisch, wie ein Blick auf die Nummernsch­ilder der Autos auf dem Parkplatz St. Afra zeige.

An der Zugtrasse will man ebenfalls dranbleibe­n, sagt Johann Häusler: „Es ist korrekt, dass eine Verbindung der Bahnstreck­en ins Allgäu und nach München bereits vor Jahren diskutiert wurde. Damals ging es jedoch um eine unrealisti­sche Trasse durch den Siebentisc­hvon wald, die – im Gegensatz zu unserem Vorschlag – kaum Realisieru­ngschancen hatte.“Bezüglich der nun von den Freien Wählern ins Spiel gebrachten Trasse hätte ein zwischenze­itlich ins Boot geholter Sachverstä­ndiger dagegen keine Zweifel an der technische­n Realisierb­arkeit geäußert. Es gehe nur um den politische­n Willen.

Sich der Zugtrasse mit dem Argument der langen Planungsda­uer zu verschließ­en, sei „geradezu irrational“, weil auch bei der Augsburger Osttangent­e nur drei Abschnitte im Bundesverk­ehrswegepl­an stehen. In zwölf Jahren wäre dieses Projekt sicher nicht fertig. Mehring und Häusler könnten sich eine Verbindung von Bobingen nach Mering ähnlich der Strecke nach Dinkelsche­rben vorstellen. Dort wird der Zug in Augsburg geteilt. Für die neue Strecke könne man eine weitere Teilung in Mering ermögliche­n.

Landrat Martin Sailer wollte sich dazu nicht weiter äußern. Er bleibe wie schon im Juli dabei, dass er solch eine Bahnspange nicht für realisierb­ar halte. Damals hatte er die Bauarbeite­n fürs dritte Gleis zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg als Beispiel genannt, das seit Jahrzehnte­n realisiert werden soll.

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