Ein Bus zum Krankenhaus, ein Zug nach Mering?
Aus einer Schulbus-Linie könnte eine Verbindung zwischen Königsbrunn und den Wertachkliniken in Bobingen geschaffen werden. Die Gespräche hier sind weit gediehen, die Diskussion über eine Bahntrasse hält an
Der öffentliche Nahverkehr zwischen Bobingen und Königsbrunn sowie weiter Richtung Mering beschäftigt die Politik seit Langem. Derzeit pendeln viele Menschen mit dem Auto nach Mering, um dort in den Zug nach München zu steigen. Um mehr Menschen fürs Busfahren zu begeistern, gab es zuletzt Gespräche zwischen Kommunen, AVV und Landkreis. Dabei scheint eine Verbesserung der Verbindung Bobingen/Königsbrunn in greifbare Nähe zu rücken.
Derzeit gibt es zwei Buslinien zwischen Bobingen und Königsbrunn: die Linie 735 von Haunstetten bis Bobingen-Bahnhof und die Linie 782, die das Königsbrunner Zentrum und den Bobinger Bahnhof verbindet. Dabei handelt es sich allerdings um einen Schulbus. „Am 735er wollen wir nicht rumdoktern“, sagt Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl. Charme hätte für ihn und seinen Bobinger Kollegen Bernd Müller aber durchaus eine Neuerung beim 782er Bus. Dessen Linie könnte bis zur Wertachklinik verlängert werden so Kranken und Besuchern die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtern. Gleichzeitig könnte man den Takt erhöhen und die Linie so umgestalten, dass von Königsbrunn aus zunächst der Bobinger Bahnhof und dann die Stadtmitte angefahren werden.
„Es wäre eine gute Möglichkeit, den Bus gerade zu Schwerpunktzeiten für die Öffentlichkeit zu öffnen. Und die Direktverbindung zum Bahnhof wäre auch gut für Kinder, die in Königsbrunn zur Schule gehen und dann mit dem Zug nach Hause fahren“, sagt Feigl. Man habe dazu mit den Vertretern von AVV und Landkreis gute Gespräche geführt, jetzt komme es auf den Preis an. Wie das Landratsamt mitteilt, müssen 40 Prozent der Gesamtkosten den Gemeinden finanziert werden, 60 Prozent übernimmt der Landkreis.
Wenn die Anforderungen der beteiligten Gemeinden besprochen sind, wird ein Fahrplan entwickelt und die Kosten für die Ausweitung werden kalkuliert, heißt es vom Landratsamt weiter. Danach wird das Ergebnis den Gemeinden und der Landkreisverwaltung vorgestellt. Beteiligen sich die Gemeinden finanziell, wird das Ergebnis dem Kreisausschuss vorgestellt. Dieser Ablauf würde auch bei einer Verbesserung der Verbindung nach Mering greifen – allerdings wären dann zwei Landkreise beteiligt. Die Überlegungen derzeit kreisen um eine Verstärkung des Takts der Buslinie 100 zwischen Königsbrunn und dem Meringer Bahnhof. Allerdings müssten dafür wohl Haltestellen in Königsbrunn ergänzt werden.
Die Freien Wähler werben in Person des Landtagsabgeordneten Johann Häusler und mit Kreistagsfraktionschef Fabian Mehring weiter für Lösungen in diesem Bereich – von einer Bahnstrecke zwischen Bobingen und Mering über einen Schnellbus zwischen Bobingen und Meringund St. Afra über das Königsbrunner Zentrum. Letzteres hätten Politiker verschiedener Parteien wohlwollend beurteilt. Der Königsbrunner Bürgermeister gehört allerdings nicht dazu. Solche Pläne seien geprüft und verworfen worden, weil der Bus durch den Umweg übers Königsbrunner Zentrum so lange braucht, dass es für Bobinger keine Zeitersparnis im Vergleich zur Fahrt nach Augsburg brächte.
Mehring kritisierte, der AVV verwalte nur den Mangel und verschließe sich zukunftsweisenden Ideen. Königsbrunner Pendler über Bobingen nach Augsburg und dort in den Zug nach München bringen zu wollen, spotte jeglichen Realitätssinns und ignoriere die Ansprüche der größten Stadt im Landkreis und ihrer Bürger an die Infrastruktur. Der Bedarf für schnelle Abhilfe sei gigantisch, wie ein Blick auf die Nummernschilder der Autos auf dem Parkplatz St. Afra zeige.
An der Zugtrasse will man ebenfalls dranbleiben, sagt Johann Häusler: „Es ist korrekt, dass eine Verbindung der Bahnstrecken ins Allgäu und nach München bereits vor Jahren diskutiert wurde. Damals ging es jedoch um eine unrealistische Trasse durch den Siebentischvon wald, die – im Gegensatz zu unserem Vorschlag – kaum Realisierungschancen hatte.“Bezüglich der nun von den Freien Wählern ins Spiel gebrachten Trasse hätte ein zwischenzeitlich ins Boot geholter Sachverständiger dagegen keine Zweifel an der technischen Realisierbarkeit geäußert. Es gehe nur um den politischen Willen.
Sich der Zugtrasse mit dem Argument der langen Planungsdauer zu verschließen, sei „geradezu irrational“, weil auch bei der Augsburger Osttangente nur drei Abschnitte im Bundesverkehrswegeplan stehen. In zwölf Jahren wäre dieses Projekt sicher nicht fertig. Mehring und Häusler könnten sich eine Verbindung von Bobingen nach Mering ähnlich der Strecke nach Dinkelscherben vorstellen. Dort wird der Zug in Augsburg geteilt. Für die neue Strecke könne man eine weitere Teilung in Mering ermöglichen.
Landrat Martin Sailer wollte sich dazu nicht weiter äußern. Er bleibe wie schon im Juli dabei, dass er solch eine Bahnspange nicht für realisierbar halte. Damals hatte er die Bauarbeiten fürs dritte Gleis zwischen Dinkelscherben und Augsburg als Beispiel genannt, das seit Jahrzehnten realisiert werden soll.