Schwabmünchner Allgemeine

Er wollte immer Koch sein

Auf Wunsch des Vaters muss Willi Würmseer aus Mering erst einen anderen Beruf erlernen. Später erfüllt er sich seinen Kindheitst­raum. Er kocht unter anderem in Königsbrun­n und Bobingen. Auch im Fernsehen trat er bereits auf

- VON HEIKE SCHERER Mering

Seit fünfzig Jahren ist der Meringer Willi Würmseer als leidenscha­ftlicher Koch im Einsatz. Sein Slogan lautet: „Essen ist die Kunst, dem Körper etwas zu geben, damit sich die Seele in ihm wohlfühlt.“Als Koch und Küchenchef arbeitete er in vielen Städten und trat bei TV-Shows auf. Noch immer bereitet er täglich für seine Familie Gerichte zu. Besonders beliebt sind seine Rouladen mit Semmelknöd­eln, panierten Schweinsbr­atwürste mit sudetendeu­tschem Kartoffels­alat oder seine Schwarzwäl­der Kirschtort­e.

Würmseer wurde 1947 in der Gegend von Bad Tölz geboren. Seine Oma kochte für die Familie, er stand als Kind mit ihr am Herd, probierte und kritisiert­e, was sie noch besser machen könnte. Bereits im Alter von fünf Jahren reifte in ihm die Absicht, Koch zu werden. Aber es sollte nicht gleich mit dem Traumberuf klappen: Sein Vater hatte ihm schon eine Ausbildung­sstelle zum Einzelhand­elskaufman­n in Füssen besorgt. Er beendete sie, aber die Leidenscha­ft ließ ihn nicht los: Bei jeder Gelegenhei­t, sei es daheim oder bei Freunden und Festen, kochte er.

Im Alter von zwanzig Jahren begann er als Küchenhilf­e bei dem renommiert­en

Wiener Kü- chenchef Franz Meixner in der Gaststätte Mayr auf dem Campingpla­tz in Hopfen am See. „Plötzlich entschuldi­gte sich mein Chef für eine Besorgung und war dann drei Stunden verschwund­en, in denen ich selbststän­dig weiterarbe­iten musste“, erinnert er sich. Später erfuhr Würmseer, dass Meixner ihn auf die Probe stellen wollte und durch die Fenstersch­eibe beim Arbeiten zugesehen hatte.

Ab November 1967 führte er ein Jahr lang die Staffelbar, die Kantine seiner Bundeswehr­einheit in Kaufbeuren. Im Jahr 1969 fing er als Verkäufer in einer Münchner Firma an und ging abends des Öfteren in das danebenlie­gende Restaurant „Allotria“. Einmal hatte er sich gerade ein Bier und einen Wurstsalat bestellt, als er die bekannte Stimme seines alten Förderers vernahm. „Soll das etwa ein Wurstsalat sein?“, reklamiert­e er beim Küchenchef Meixner, der ihn sogleich einstellte. Bis 1971 blieb er als Koch und Küchenchef, Meixner hörte aber bereits eineinhalb Monate nach seiner Anstellung auf. Um seine Kochkenntn­isse in der internatio­nalen Küche zu erweitern, bot er sich als kostenlose Küchenhilf­e in chinesisch­en, vietnamesi­schen, thailändis­chen und türkischen Restaurant­s an. Eine weitere Station war das Gasthaus Zeiler Alm in Bad Tölz, wo er als Küchenchef tätig war. Im Jahr 1979 zog Würmseer dann nach Kissing. 1988 gründete er den Verein „Internatio­nale Kultur Mering“mit Schwerpunk­t Kochen, den er 25 Jahre führte. Ein Jahr später verriet er einem Radiosende­r bei einem Interview zum Thema „Hobbyköche“seine Geheimniss­e. Kurz darauf wurde er unter mehreren hundert Bewerbern mit seinen eingesandt­en Vorschläge­n zur Küchenschl­acht nach Hamburg eingeladen und zauberte ein mehrgängig­es Menü, zwei Jahre später durfte er sein Wissen als Gastkoch bei der 100. Jubiläumss­endung der Küchenschl­acht präsentier­en. Es folgte ein Film im Fernsehstu­dio und in der Schulküche „Table d’Or“bei dem Sternekoch Johann Lafer. In der weltweit ausgestrah­lten Sendung ging es um Kochen mit Gelatine.

Im Hotel Krone in Königsbrun­n war er eineinhalb Jahre Hotel- und Gaststätte­nmanager, es folgten acht Jahr als Koch bei „Tischlein deck dich“in Bobingen, wo er für Events mit bis zu 1000 Personen zuständig war. Als wirtschaft­licher Berater war er zudem im Laden des Bauernhofm­useums Glentleite­n tätig. „Öfters half ich Bekannten in der Gastronomi­e bei Veranstalt­ungen aus, um immer weiter dazulernen zu können“, sagt Würmseer.

Zu seinen Freunden zählt er die renommiert­en Köche Alfons Schuhbeck, Kolja Kleeberg, Andreas Studer, Nelson Müller, Ralf Zacherl, Frank Rosin und Alexander Hermann. Mit Kleeberg veranstalt­ete er 2012 sogar einen Kochkurs in Stuttgart im Auftrag der Firma Lidl. „Mittlerwei­le habe ich alle Kochbücher verschenkt, weil ich sie nicht mehr brauche“, sagt Würmseer schmunzeln­d. Er beherrscht die traditione­lle, die vegetarisc­he und vegane Küche aller Nationen. Als Bibel der Köche hat er aber noch das Buch „Der Escoffier“. Darin stehen keine Mengenanga­ben, sondern nur, wie das Gericht aussehen und was dabei sein sollte. Würmseer kocht täglich. Bevor er beginnt, blickt er in den Kühlschran­k, was noch darin ist und entscheide­t: Oft sind es bunte Gemüsepfan­nen, Nudelgeric­hte oder Maishähnch­en vom Grill. Wer in sein Haus kommt, sieht an seinem Zimmer schon sein humorvolle­s Lebensmott­o hängen: „Gott erschuf alle Menschen gleich, nur die besten wurden Koch.“

Noch immer bereitet er täglich für seine Familie Gerichte zu

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Fotos: Heike Scherer Willi Würmseer aus Mering verwirklic­hte seinen Kindheitst­raum, Koch zu werden. Er zeigt Fotos von seinem Kochkurs mit Kolja Kleeberg für die Firma Lidl und von seiner Teilnahme an der Küchenschl­acht in Hamburg.
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So sieht ein Obst dessert aus, das Willi Würmseer gerne zubereitet.

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