Michael Peterson adelt das Four Corners
Der US-Amerikaner fasziniert das Publikum. Untermeitingen ist demnächst in einem Video vertreten
Der Zweimetermann, der nach der Vorgruppe Rebel Bunch aus München die Bühne mit umbaut, um sie für den Hauptkünstler des Abends vorzubereiten, ist kein Techniker. Es ist CountryIkone Michael Peterson selber, der ungezwungen mit den Musikern der Vorband seinen Platz bereitet. So unkompliziert und offen erzählt er auch im Vorfeld des Konzerts über die Beweggründe, Songschreiber und Sänger zu werden.
„Ich begann 1995, also mit 17 Jahren, zu schreiben. Ich war damals sehr traurig. Als ich 15 war, wurde mein Vater ermordet, mein Stiefvater nahm sich zwei Jahre später das Leben. Für mich war das Schreiben ein Weg, meine Traurigkeit, Hoffnungen und Gedanken zu verarbeiten“, beschrieb er die Anfänge seines Weges.
Diese Freude an der Musik und seine positive Energie springt sofort auf Publikum über. Die Bühnenpräsenz ist enorm, die Entfernung zum Publikum, sowohl räumlich als auch mental, ist extrem kurz. Mit einem freundlichen Lächeln, dynamisch in Mimik und Gestik, ein Bein leicht nach vorne gestellt, als wolle er ins Publikum laufen, gewinnt er spätestens nach dem zweiten Lied die Herzen des Publikums. „Es gibt zwei Arten von Entertainer. Der eine geht auf die Bühne und sagt: „Hier bin ich!“, der andere sagt: „Da seid ihr ja!“. Ich möchte der Zweite sein. Die erste Variante will ich nicht kritisieren, es ist ok“, sagt er im Gespräch. Das Publikum nimmt diese Art des Mannes aus Las Vegas, unterstützt durch eine sehr feinfühlig agierende Band, immer wieder gerne auf.
Zwei Stunden ohne Pause, immer das Publikum im Auge und eingebunden, präsentiert er seine großen Erfolge wie die Balladen „When the Bartender cries“, „From here to Eternity“oder den schwungvollen Country-Song „Drink, swear, steal & lie“, umrahmt von Liedern aus dem Leben und Hits anderer Musikerkollegen wie „Friends in low Places“, das in der Interpretation von Garth Brooks Kultstatus erreichte. Die „Mr Jay’s European Union Band“unterstützt ihn dabei auf den Punkt. Die Musiker verzichten auf HochgeschwindigkeitsRiffs an der Gitarre oder Schlagzeugsoli. Vielmehr erzeugen Piano, Hammond-Orgel, Solo-Gitarre, Steel-Guitar und Bass, gestützt durch ein gefühlvolles Schlagzeug, einen Klangteppich, der Michael Peterson und seine Geschichten viel Raum für die Interpretation lässt. Peterson versteht sein Publikum. Das habe ich auf über 150 Konzerten für die US-Streitkräfte gelernt“, erzählte er im Gespräch. „In 2003 hatte ich einen Tiefpunkt im beruflichen Umfeld. Die Musik lief nicht so gut, ich wusste nicht, was zu tun war. Ich stand an einer großen Kreuzung im Leben. In einem Gebet bat ich Gott um eine Antwort, was ich tun solle. Dabei bezeichne ich mich nicht als sehr religiösen Menschen. In Gedanken sagte ich, was immer zu mir kommt, ich mache es.“Am nächsten Tag bekam er einen Anruf seines Agenten, der ihn fragte, ob er eine Show für Soldaten spielen wolle, die kurz vor der Verlegung in den Irak standen. „Bei der Show traf ich hochrangige US-Militärs, die mich nach weiteren Shows fragten. Diese Erfahrungen haben mich geprägt. Ich spielte für junge Menschen in Afghanistan und im Irak, die gerade mal 20 waren. Ich musste mich auf die Situation einstellen, für sie war ich kein Superstar. Sie saßen dort mit hängenden Schultern und ernsten Gesichtern. Mein Job war, sie mitten in den Kriegszonen mal zum Lachen zu bringen“, erzählte Peterson.
„Love has no Borderline“(Liebe hat keine Grenze) sang das Publikum laut zur Gitarre mit, als Petersons Ehefrau und Managerin Jill Chambers das Geschehen filmisch festhält. „Ihr werdet Teil eines Musikvideos, das ich aus der EuropaTournee zusammenstellen werde“, ruft der Sänger ins Publikum. Seine Aussage „Das Four Corners ist die Grand Ole Opry Europas“quittieren die Gäste im voll ausverkauften Haus mit großen Jubel und Beifall.
Die Zukunft der Country-Music sieht Peterson offen. „Country ist, was die jeweilige Generation darüber denkt. Die Einordnung der Musik in einen Stil ist ein Gefühl. Wenn die Leute nicht feststellen, dass es Country ist, dann ist es keins. Was für mich Countrymusic ist, muss es für meine Tochter noch lange nicht sein.“