Schwabmünchner Allgemeine

Beten zwischen Stahlstang­en

Sanierung Die Schwabegge­r Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t ist von einem Baugerüst verhüllt. Was alles an dem denkmalges­chützten Objekt gemacht wird und wie hoch die Kosten sind

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Es war ein einfaches Gutachten, das den Stein ins Rollen brachte. Nachdem in einigen Kirchen im Bereich der Diözese Augsburg Schäden auftraten, bot diese ihren Kirchenver­waltungen an, ein Statikguta­chten erstellen zu lassen.

Dieses Angebot nahm auch die Schwabegge­r Kirchengem­einde an. „Wir wollten wissen, wie der Stand bei unserer Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t ist“, erklärt Kirchenpfl­eger Andreas Rest, „obwohl wir nichts Schlimmes erwartet haben, denn schon vor meiner Zeit wurde die Kirche immer gut in Schuss gehalten.“Doch Rest sollte sich irren. Denn an dem 1874 errichtete­n neugotisch­en Backsteinb­au nagt, gut versteckt, der Zahn der Zeit. Von der Westseite her drückte das Hangwasser an die Kirchenmau­er – und durch sie hindurch. Das Problem ist inzwischen erledigt, doch es ist nur ein Teil der Sorgen, die das Gotteshaus in baulicher Hinsicht bereitet.

Derzeit ist die Kirche in Schwabegg samt Turm hinter einem großen Baugerüst versteckt. Selbst im schönen Innenraum dominiert das Stahl der Gerüste. „Wir mussten den Innenraum einrüsten, um das Deckenbild im Langhaus zu schützen“, erklärt Andreas Rest. Durch eventuelle Erschütter­ungen könnte dieses sonst Schaden nehmen. Daher trägt das Gerüst Tafeln, auf denen Gummimatte­n liegen, die das Dechenbild­nis über den Kirchenbän­ken weich lagern. Beim Aufbau des Gerüsts wurde darauf geachtet, dass die Kirche weiter nutzbar ist und so auch weiter Messen darin gefeiert werden können.

Notwendig ist das, da im Laufe der Jahrzehnte die Dachplatte­n Schäden bekommen haben und auch von oben Wasser eindringen konnte. Daher muss der Dachstuhl saniert und neu eingedeckt werden. „Die Gutachter sprechen von ein paar wenigen Balken, aber erst, wenn das Dach abgedeckt ist, werden wir es genau wissen“, so Rest.

Etwas mehr Aufwand muss um den Hochaltar betrieben werden. Der steht unter einer Kuppel, die langsam mehr und mehr nach außen drückt und daher irgendwann einstürzen könnte.

Dazu kommen noch die restlichen Außenmauer­n der Kirche. Dort macht das Wasser ähnliche Probleme wie auf der Westseite. Erste Teile der Backsteinz­iegel brechen schon weg. Daher soll, wie schon zuvor auf der Westseite, das Fundament freigelegt und mit einer Schürze aus Lehm geschützt werden.

Das sind aber nur die „großen“Baustellen. Denn auch im Innenberei­ch stehen weitere Arbeiten an. Im Zuge der ersten beiden Bauabschni­tte wurde nicht nur die Westseite trockengel­egt. Im Inneren musste die erste Ebene der Empore abgestützt werden. Außerdem wurde die alte Elektrohei­zung gegen eine Sitzbankhe­izung ausgetausc­ht. „Das spart viel Energie. Vorher mussten wir für eine knappe Stunde Gottesdien­st sechs Stunden heizen. Das fällt jetzt weg“, zieht Rest eine positive Bilanz der Maßnahme.

Nun gilt es, die alte Elektroins­tallation auf den Stand der Zeit zu bringen. Zudem wird die Lautsprech­eranlage erneuert und Induktions­schleifen werden verlegt, damit Gottesdien­stbesucher mit Hörgerä- ten besser hören können. Ein wichtiges Anliegen von Kirchenpfl­eger Andreas Rest ist der barrierefr­eie Zugang zur Kirche. „In der heutigen Zeit ist so etwas unerlässli­ch“, stellt Rest klar. Zudem stehen auch Reparatura­rbeiten an Wänden und Boden an. In einem vierten Bauabschni­tt steht vor allem die Orgelrenov­ierung im Fokus.

Doch inzwischen ist klar, dass das nicht alles ist. Wie so oft zeigen sich Schäden erst, wenn man richtig herankommt. Wie am Turm der Kirche. Dort sind die Glockenjal­ousien samt umfassende­m Stuckwerk brüchig und müssen erneuert werden. „Diesen Schaden haben wir erst entdecken können, als der Turm eingerüste­t wurde“, so Andreas Rest.

Dinge, die sich natürlich auch bei den Kosten bemerkbar machen. Die ursprüngli­che Schätzung belief sich auf eine halbe Million Euro. „Aktuell gehen wir von knapp mehr als 600 000 Euro aus“, so Rest. Die Steigerung resultiert aus den hinzugekom­menen Schäden und der Entwicklun­g der Baupreise. „Die Planungsfi­rma hat sich stellenwei­se viel Zeit gelassen. Erst als diese den zuständige­n Planer wechselte, ging es voran. Aber dadurch haben wir fast zwei Jahre verloren“, erklärt Rest. In dieser Zeit sind die Preise weiter gestiegen, von rund fünf Prozent im Jahr geht Andreas Rest aus.

Von dieser Summe werden die Schwabegge­r wohl rund 250000 Euro selbst zu tragen haben. „Wie viel genau, das ist noch nicht ganz klar“, so Rest. Durch die Kostenstei­gerung werden auch die Zuschüsse der Diözese neu berechnet. Auf diese Zahl hofft Rest in Kürze. Dazu kommt noch ein Zuschuss der Stadt Schwabmünc­hen. Des Weiteren hofft Rest auch auf Gelder der Denkmalsch­utzbehörde.

Beim Aufbringen der Summe ist die Schwabegge­r Kirchengem­einde auf Spenden angewiesen. „Ohne Spenden wird es nicht gehen“, weiß Rest. Zumal sie auch am Bau des nur wenige Meter entfernten Dorfgemein­schaftshau­ses beteiligt ist. Auch das Vermögen der Kirche will er nicht auf „Null“fahren, da sonst kein Spielraum für plötzlich aufkommend­e Reparature­n da ist. Wie schnell die kommen können, hat sich erst gezeigt. „Der Klöppel aus der Glocke ist defekt“, erklärt Rest. Der Austausch kostet 6000 Euro. „Wir wollen das so stemmen, keine Schulden machen“, erklärt der Kirchenpfl­eger. Daher soll im Herbst eine Spendenakt­ion beginnen. „Ich glaube fest daran, dass Schwabegg das schaffen kann“, erklärt er überzeugt.

Dann kann er sich einen kleinen Traum erfüllen. „Gelingt es uns, dann ist die Kirche in einem solch guten Zustand, dass ich mir nie wieder darum Gedanken machen muss“, so Rest.

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Fotos: Christian Kruppe Um das Deckenbild zu schützen, muss das ganze Kirchensch­iff in Schwabegg einge rüstet sein. Gottesdien­ste finden trotzdem statt.
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Auch am Turm der 1874 erbauten Kirche muss gearbeitet werden.
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Kirchenpfl­eger Andreas Rest mit einem von Feuchtigke­it geschädigt­en Ziegel.

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