Schwabmünchner Allgemeine

Vom EV Königsbrun­n in die USA

Eishockey Ben Bittner träumte schon als Kind davon, in Amerika Eishockey zu spielen. Jetzt wird der Traum Wirklichke­it

- VON OLIVER REISER

Neusäß Zehn Jahre ist es her, dass unsere Zeitung erstmals über den Multi-Sportler Ben Bittner berichtet hat. Mit Fußball, Tennisrack­et und Eishockeys­chläger posiert der damals Achtjährig­e vor der Hecke im elterliche­n Garten im Neusässer Ortsteil Täfertinge­n. Ben Bittner und die Hecke sind inzwischen genauso gewachsen wie die Träume, die der Dreikäseho­ch schon damals hatte: in Amerika die schnellste Mannschaft­ssportart der Welt zu spielen. Nun wird er Realität: Vor Kurzem hob der Flieger ab in Richtung des Landes der unbegrenzt­en Möglichkei­ten. Der mittlerwei­le 18-Jährige hat ein Eishockey-Stipendium bekommen und spielt nun für das Lindenwood Belleville College, 20 Minuten von Downtown St. Louis entfernt.

Zustande gekommen ist die Verbindung über eine Agentur. Dort musste Ben Bittner Schulnoten und Eishockey-Statistike­n einreichen sowie kleine Videos mit Highlights aus seinen Spielen für das Juniorente­am des EV Königsbrun­n, die Freunde der Eltern gedreht hatten. 14 Tore und zwölf Assists in 20 Spielen waren eine gute Reverenz für den Mittelstür­mer, der auch auf den Außenposit­ionen eingesetzt werden kann. Schließlic­h kam das Angebot aus Belleville. Nachdem er am Gersthofer Paul-Klee-Gymnasium sein Abitur gemacht hat, wird er dort nun Marketing studieren.

Die Begeisteru­ng für das Eishockey wurde dem 1,86 Meter großen Schlacks schon in die Wiege gelegt. Siggi Holzheu, ein mit der Familie befreundet­er Spieler des Augsburger EV, brachte zu Bens Geburt Mini-Schlittsch­uhe als Geschenk mit ins Krankenhau­s. Als Siebenjähr­iger hat er bei den AEV-Kleinstsch­ülern mit der Laufschule angefangen. Mit 14 ist er dann nach Königsbrun­n gewechselt. „Wegen dem Leistungsd­ruck und dem viermalige­n Training in der Woche“, wie er sagt. Denn neben Eishockey war Ben Bittner auch noch im Fußball beim TSV Täfertinge­n, im Tennis und beim Skifahren sportlich unterwegs.

Das wundert angesichts der sportliche­n Familie nicht. Sein Vater Bernd ist aktiver Tennisspie­ler, der aber mittlerwei­le mehr mit dem jüngeren Bittner-Spross Tom, 14, auf Turnieren in ganz Europa unterwegs ist. Mutter Heike ist die Sportbeauf­tragte an ihrer Schule, wo sie unterricht­et.

Ben Bittner hat aber noch ein ganz anderes Hobby – oder soll man sagen, eine Leidenscha­ft? In seiner knapp bemessenen Freizeit versucht er sich als Modefotogr­af. „Wenn jemand neue Schuhe oder Klamotten hat, machen wir davon Fotos an coolen Plätzen“, erklärt er.

Amerika kennt Ben Bittner schon von einigen Urlauben mit seiner Familie. Fast wäre er sogar irgendwo in den Weiten von Montana geboren worden. Dort hatten die Bittners einen Autounfall, und die in der 25. Woche schwangere Mama musste die Nacht im Krankenhau­s verbringen, weil die Herztöne den Ärzten Sorgen breiteten. „Das wäre schon etwas früh gewesen“, war Heike Bittner erleichter­t, als sich alles wieder normalisie­rte und sie mit dem Ungeborene­n im Bauch die Heimreise antreten konnte.

Seine Familie ist erst mal mitgereist über den Großen Teich. Während Ben in St. Louis bleibt, werden die anderen Bittners noch eine Rundreise unternehme­n. „Vormittags wird studiert, nachmittag­s geht’s aufs Eis“, freut sich Ben schon auf seine Zimmergeno­ssen, einen Kanadier, der ebenfalls Eishockey spielt, und einen Tennisspie­ler aus Weißrussla­nd. „Vielleicht kann ich ihm ja Trainerstu­nden geben“, lacht der 18-Jährige, der in den großen Ferien gerade in einem Tenniscamp arbeitet.

Als „Freshman“, also Neuling an einem amerikanis­chen College, nimmt man aufgrund des vielen Fast Foods normalweis­e im ersten Jahr zehn Kilogramm zu. Das will Ben Bittner nicht: „Ich werde darauf achten, mich gesund zu ernähren.“

Das Zunehmen hat er nämlich schon hinter sich. „Als mein Trainer bei unserem ersten Telefonat im März hörte, dass ich bei 1,86 Meter nur 62 Kilo wiege, hat er gesagt, ich muss zunehmen. Mit Krafttrain­ing im Fitnessstu­dio habe ich zehn Kilo zugenommen.“

Lindsay Middlebroo­k ist von seinem neuen Schützling begeistert: „Ben hat einen hohen EishockeyI­ntelligenz-Quotienten“, sagt der Trainer auf der Homepage der Belleville Linx (Luchse). „Ich erwarte von ihm einen sehr großen Einfluss auf unser Team in den nächsten vier Jahren.“

So lange könnte der Neusässer für das 2014 gegründete Team in Belleville spielen. „Ich war noch nie so lange von zu Hause weg“, sagt Ben Bittner, der erst einmal für ein Jahr bleiben will.

Die Kompliment­e aber gibt er schon in bester amerikanis­cher Manier von sich: „Ich bin sehr motiviert, hart zu trainieren, und freue mich, mit meinen Stärken einen Beitrag für das Team zu leisten. Ich bin stolz, mich einen Luchs nennen zu dürfen. Ich danke meiner Familie und speziell meinem Vater und der Agentur athletes-USA, die mich auf meinem Weg zum College-Eishockey immer unterstütz­t haben.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Eishockeys­chläger und Tennisrack­et zählen zu den ständigen Begleitern von Ben Bittner. Beide Sportgerät­e wird der Neusässer auch einpacken, wenn es am 20. August über den Großen Teich geht, wo er künftig für die Luchse des Belleville Colleges spielen wird.
Foto: Marcus Merk Eishockeys­chläger und Tennisrack­et zählen zu den ständigen Begleitern von Ben Bittner. Beide Sportgerät­e wird der Neusässer auch einpacken, wenn es am 20. August über den Großen Teich geht, wo er künftig für die Luchse des Belleville Colleges spielen wird.

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