Der ADAC testet schon in Penzing
Fliegerhorst Der Automobilclub hat das Gelände, auf dem die Transalls parkten, gemietet. Dort werden Fahrerassistenzsysteme geprüft: Ist das der Vorposten eines geplanten Technologieclusters?
Militärflugzeuge heben in Penzing nicht mehr ab, seit Neuestem tut sich aber auf dem Boden einiges: Der ADAC hat inzwischen einen kleinen Teil des Geländes gemietet und unternimmt dort Fahrzeugtests.
Gelb statt oliv: Bereits seit Mai ist der Automobilclub Mieter am Penzinger Flugplatz, wie ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla bestätigt. Das ADAC-Technikzentrum in Landsberg prüft dort auf dem früheren Abstellplatz der Transalls die Funktion von Fahrerassistenzsystemen, erklärt die Sprecherin. Das Testgelände ist etwa acht Hektar groß und komplett betoniert, bauliche Veränderungen seien nicht vorgesehen. Damit hat sich auf dem Militärgelände noch vor der eigentlichen Umwandlung eine Zwischennutzung etabliert, die schon länger als eine Vision für das Areal genannt wurde. Der Verkehrsclub und der Projektentwickler ehret & klein – bekannt von der Neubebauung des Pflugfabrik-Geländes in Landsberg – hatten bereits im vergangenen Jahr ihre Idee eines „Technologieclusters Intelligente Mobilität“dargelegt.
Im Zentrum würde der Automobilclub eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung betreiben, um dieses Zentrum könnten sich weitere Firmen und Unternehmen im IT- oder Hightech-Bereich gruppieren. Auch eine Hochschule habe bereits ihr Interesse erklärt, sich eventuell in einem solchen Cluster ansiedeln zu wollen. Ergänzend sollen auch Wohnquartiere entstehen, hatte es dazu vor knapp einem Jahr geheißen. Um die Konversionsfläche werde man sich gemeinsam bewerben, kündigt Mikul- la an. Das ist nach ADAC-Angaben auch heute noch Stand mit Blick auf die Zukunft.
Aktuell ist der ADAC aber schon präsent. Bisher auf dem Fliegerhorstgelände in Kaufbeuren gemachte Tests finden nun hier – wenige Kilometer vom Landsberger Testzentrum entfernt – statt. Die Tests sollen zeigen, wie gut Assistenzsysteme funktionieren, wie gut oder weniger gut sie in der Lage sind, sich im Verkehr zu bewegen, ohne insbesondere Fußgänger und Radfahrer zu gefährden. Solche Tests bestreitet der ADAC aus eigenen Mitteln, sie dienten dem Verbraucherschutz, sagt Mikulla, die auch daran erinnert, dass 1987 der erste nicht von der Industrie durchgeführte Crashtest vom ADAC vorgenommen wurde. Die Erfahrungen des Clubs flossen dann in die Euro NCAP („Europäisches NeuwagenBewertungs-Programm“) ein. Das ist eine Gesellschaft europäischer Verkehrsministerien, Automobilclubs und Versicherungsverbände, die Crashtests mit neuen Automobiltypen durchführt und danach ihre Sicherheit bewertet.
Jetzt bereits als Mieter auf dem Gelände sein zu können, bewertet der ADAC positiv: „Die Gemeinde merkt, dass man nichts merkt“, sagt Mikulla, so leise gingen die Tests ab. „Das ist ziemlich unspektakulär und da gibt es keine Rennstrecke.“Es würden zumeist typische innerörtliche Verkehrssituationen simuliert, ansonsten werde nicht schneller als mit 100 Stundenkilometern gefahren. Unterdessen wird der Militärbetrieb in Penzing weiter nach Plan abgewickelt. Im nächsten Monat wird das Nachkommando des Lufttransportgeschwaders 61 die Koffer gepackt haben. „Am Freitag, 28. September, gehen die Letzten von uns raus“, sagt Oberstleutnant Klaus Schierlinger. Die Hochwertteilegewinnung des Waffensystemunterstützungszentrums wird sich Ende des Jahres verabschieden, bevor dann dessen Nachkommando 2019 ihren Bereich an das Bundeswehrdienstleistungszentrum übergibt.
Dann könnte irgendwann der Zeitpunkt kommen, dass sich beispielsweise der ADAC hier dauerhaft niederlässt. Laut der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist der erste Ansprechpartner des Bundes für eine Nachnutzung die Gemeinde Penzing, die von dem ihr zustehenden Erstzugriffsrecht Gebrauch machen will. Ein Verkauf einer Konversionsfläche ohne Bieterverfahren ist in einem solchen Fall möglich.
Penzings Bürgermeister Johannes Erhard hatte dazu bereits im vergangenen Jahr erklärt, einen Teil des Militärgeländes für einen vom ADAC angedachten „Technologiecluster Intelligente Mobilität“vermarkten zu wollen. Die jetzige Vermietung an den ADAC sei durch die BImA erfolgt, die Gemeinde sei darüber informiert worden. „Vom Ansatz her ist eine solche Zwischennutzung verständlich und nachvollziehbar“, sagt Erhard jetzt und sieht in dem Versuchsbetrieb „etwas für die Menschheit Dienliches“. Ob daraus eine dauerhafte Nutzung wird, werde sich zeigen.