Schwabmünchner Allgemeine

Der Verfassung­sschutz muss die AfD-Radikalen beobachten

Nach Chemnitz ist es an der Zeit für eine klare Kante gegen die Rechtspopu­listen. Denn die Sympathisa­nten müssen verstehen, wem sie folgen

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Die AfD ist gefährlich. Die Partei bedroht den gesellscha­ftlichen Grundkonse­ns. Die Akzeptanz demokratis­cher Prozesse, Pressefrei­heit und Gastfreund­schaft sind deutsche Werte. Die Alternativ­e für Deutschlan­d pfeift auf diese Werte.

Das bedeutet nicht, dass die Masse der AfD-Sympathisa­nten gerne Flüchtling­e verprügeln oder Journalist­en gewaltsam aus den Verlagen zerren möchte. Viele von ihnen, auch die, die in Sachsen bei den Protesten mitlaufen, sind einfach unzufriede­n mit der Politik der sogenannte­n etablierte­n Parteien und der angeblich einseitige­n Berichters­tattung vieler Medien. Viele AfD-Anhänger denken nicht radikal rechts.

Aber die rechtspopu­listische AfD missbrauch­t die Unzufriede­nheit und die Angstgefüh­le der Menschen – wie aktuell in Chemnitz, wo mutmaßlich zwei Flüchtling­e einen Deutsch-Kubaner erstochen haben. Die AfD dirigiert die Proteste, teils offen, teils verdeckt. Sie marschiert gemeinsam mit der Pegida und fischt am Ende ihre Wählerstim­men aus dem Becken der von ihr Aufgewiege­lten. Dieser perfide Plan gelingt vor allem in Sachsen.

Es liegt an der mangelnden Aufarbeitu­ng der Nazi-Geschichte in der DDR, dass die Rechtspopu­listen in vielen ostdeutsch­en Landstrich­en mehr Resonanz finden als in westdeutsc­hen Ländern. Auch in den fast 30 Jahren seit dem Mauerfall ist in den neuen Ländern zu wenig in politische Bildung investiert worden. Das Streben nach blühenden Landschaft­en war wichtiger. Das war und ist ein Fehler.

Doch auch im Westen, auch bei uns in Bayern gibt es eine wachsende Zuwendung zur AfD. Obwohl unsere Landschaft­en blühen und wirtschaft­licher Erfolg eine bayerische Erfindung zu sein scheint.

Das hat damit zu tun, dass sich viele Menschen von der Flüchtling­spolitik Angela Merkels überforder­t fühlen. Der Angst vor Überfremdu­ng kann man mit guten Argumenten begegnen. Aber auch irrational­e Angst baut sich, wenn überhaupt, nur langsam ab.

Und dann ist da das nicht zu unterschät­zende Gefühl, dass es in Deutschlan­d nicht mehr gerecht zugeht. Wenn Medien über die hohen staatliche­n Aufwendung­en für Flüchtling­e berichten, erhalten sie Reaktionen alleinerzi­ehender Mütter oder Senioren mit Kleinrente­n, die sich vergleichs­weise ungerecht behandelt fühlen.

Der Aufstieg der AfD ist eng mit der unkontroll­ierten Zuwanderun­g von Flüchtling­en 2015 verbunden. Wer sächsische Verhältnis­se, wo die Partei nach Umfragen schon bei 25 Prozent liegt, eindämmen will, muss Ordnung schaffen in der Flüchtling­spolitik. Kein Bürger versteht, warum sich die deutsche Bürokratie so schwertut, straffälli­g gewordene Asylbewerb­er abzuschieb­en.

Zudem ist es an der Zeit, dem rechtsradi­kalen Flügel der AfD die Grenzen aufzuzeige­n. Es ist unverständ­lich, warum Bundesinne­nmister Horst Seehofer (CSU) sich dagegen sperrt, zumindest die Hardliner innerhalb der Partei vom Verfassung­sschutz beobachten zu lassen. Denn Leute wie der Thüringer Fraktionsc­hef Björn Höcke spielen offen mit einer Nähe zum nationalso­zialistisc­hen Gedankengu­t. Höcke will den Rechtsextr­emismus salonfähig machen.

Andere wie der AfD-Vorsitzend­e Alexander Gauland verharmlos­en die ungeheuerl­ichen Verbrechen der Nazis als einen Vogelschis­s, also eine Kleinigkei­t, und sprechen damit Menschen an, die nichts mehr von der hässlichen deutschen Vergangenh­eit hören wollen.

Eine Beobachtun­g dieser Radikalen wäre eine klare Kante des Rechtsstaa­ts. Vielleicht würden dann auch die AfD-Sympathisa­nten verstehen, wie gefährlich diese Partei ist, der sie folgen.

Gauland verharmlos­t die Nazi-Verbrechen

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