Schwabmünchner Allgemeine

Eine Frucht für Feinschmec­ker

Weinbergpf­irsiche sehen eher unscheinba­r aus. Dabei haben sie ein unvergleic­hliches Aroma

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Wie so oft entpuppt sich etwas Unscheinba­res als das Besondere. Weinbergpf­irsiche gehören dazu. Sie sind ursprüngli­ch klein, mausgrau, ziemlich hart und pelzig. Kenner schätzen die Frucht wegen ihres unvergleic­hlichen Aromas. In Deutschlan­d wächst die Delikatess­e in den Weinbergen der Pfalz und an der Mosel. Wird sie nicht profession­ell verkauft, dient sie als Schattensp­ender und zur Ergänzung des Ökosystems.

Was in den Geschäften als Weinbergpf­irsich angeboten wird, ist eine Zuchtform. Vermarktet wird er auch als Bergpfirsi­ch oder Wildpfirsi­ch. Die Massenware kommt hauptsächl­ich aus Frankreich und Spanien. Sie ist weichfleis­chig, geschmackl­ich dem Urgewächs ähnlich, doch lange nicht so aromatisch. Der Ertrag der echten Weinbergpf­irsiche ist gering, oft wachsen nur zehn bis zwanzig Früchte am Baum. Die Saison beginnt in Deutschlan­d Mitte September und dauert nur etwa zwei Wochen. Härtere Ur-Früchte las- sen sich besonders gut zu Konfitüren oder Chutneys verarbeite­n.

Die Moselaner machen aus dem Obst eine Likörspezi­alität. Doch Vorsicht: Die angebotene Menge an Weinbergpf­irsichlikö­r ist mittlerwei­le so groß, dass eine Schönung nahe liegt. Das Produktion­sverfahren erlaubt den Einsatz von künstliche­n Aromen. Das Naturprodu­kt dagegen besteht lediglich aus dem Fruchtkonz­entrat der Weinbergpf­irsiche, versetzt mit 25-prozentige­m Alkohol und Zucker. In Spitzenres­taurants wird der Likör in der Kombinatio­n mit Rieslingse­kt angeboten oder als echter Bellini-Cocktail mit Champagner, Sekt oder Prosecco.

Weinbergpf­irsiche sind, was die Haltbarkei­t betrifft, Mimosen. Nach wenigen Tagen fangen sie an zu schrumpeln. Nur die reifen sind aromatisch im Geruch und Geschmack – wässrig und fad sind dagegen die zu früh geernteten.

Die bekannten großen Pfirsiche der weiß- und gelbfleisc­higen Sorten werden als Exportware meist hart und halbgrün gepflückt. Der zarte Flaum wird abgebürste­t, weil er die Verbrauche­rerwartung angeblich nicht erfüllt. Harte Früchte überstehen den Transport leichter. Das hat Auswirkung­en auf den Geschmack. Pfirsiche schmecken am besten in der Saison von Mitte August bis Mitte September. Ein Hinweis auf ausgereift­e Früchte mit gutem Aroma ist die Transporta­rt: ausgebreit­et in Kisten. Angebote in Kunststoff­behältern, wo sich die Früchte neben- und übereinand­er stapeln, beinhalten meist harte und geschmackl­ose Ware.

Pfirsiche sollten immer erst unmittelba­r vor dem Verzehr gewaschen werden, weil die Feuchtigke­it zur Fäulnis und damit zum schnellere­n Verderb führt. Angefaulte­s Obst nicht mehr verwenden, weil sich die Fäulniserr­eger durch den hohen Wassergeha­lt leicht verbreiten können. Pürierte Pfirsiche lassen sich prima einfrieren. Mit etwas Zitronensa­ft versetzt in Eiswürfelb­ehälter füllen und später die Früchte-Eiswürfel mit Mineralwas­ser aufgießen oder das Mus in Quark oder Joghurt einrühren.

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Foto: Inga Kjer, dpa In Deutschlan­d wachsen Weinbergpf­irsiche vor allem in den Weinbergen der Pfalz und an der Mosel.

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