Schwabmünchner Allgemeine

Ein 18-Jähriger rüpelt sich ins Werder-Tor

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Anspannung, Druck, Nervosität – Begriffe, mit denen der 18-jährige Luca Plogmann, Torwart bei Werder Bremen, wohl nicht sonderlich viel anzufangen weiß. Der Keeper ist eigentlich nur die Nummer vier in der Torhüterhi­erarchie der Norddeutsc­hen. Weil sich bisher schon die Nummer zwei und drei verletzt abgemeldet hatten, saß er am Samstagnac­hmittag in Frankfurt auf der Bremer Bank – und sah von dort aus, wie sich auch die Bremer Nummer eins Jiri Pavlenka nach einer knappen Stunde verletzt verabschie­dete.

Der Tscheche hatte mit seiner letzten Aktion im Spiel noch eine Hypothek hinterlass­en und einen Elfmeter verursacht. Weil er bei dem Zusammenst­oß eine Gehirnersc­hütterung erlitten hatte, ging es für ihn nicht weiter – und Plogmanns Bundesliga-Debüt war gekommen. Vor 50000 Zuschauern hatte der Keeper beim Stand von 1:0 für sein Team nur wenige Minuten Zeit, um sich auf den ersten Einsatz in der Bundesliga vorzuberei­ten – eigentlich ein Grund, um weiche Knie zu bekommen.

Dass das bei Plogmann offenbar nicht der Fall war, zeigte sich, als er an dem Frankfurte­r Elfmetersc­hützen Sebastien Haller vorbei in sein Tor lief. Plogmann wechselte mit dem Franzosen, immerhin Frankfurts teuerster Spieler aller Zeiten, kurze, aber sichtlich wenig freundlich gemeinte Worte. Haller, der bislang nicht für seine fundierten Deutschken­ntnisse bekannt ist, verstand offensicht­lich – und drosch den Ball dennoch humorlos in die Maschen. Am Ende jubelte Werder dennoch über einen Sieg.

Bei Werder fand man Gefallen an der Rüpel-Einlage. Sportchef Frank Baumann sagte über die Begegnung mit Haller: „Wir hatten schon die Idee, dass Luca ihn aus der Ruhe bringt.“Mitspieler Martin Harnik ergänzte: „Ich war auch überrascht, dass er zu ihm gegangen ist. Er hat eine verrückte Ader.“

Eine Ader, die für das FußballGes­chäft nicht unbedingt nachteilig sein muss. Plogmann erwies sich mit der Einlage als veritabler Nachfolger anderer verhaltens­auffällige­r Schlussleu­te, die allesamt auch nicht die Schlechtes­ten ihres Fachs waren. Je nachdem, wie lange Stammkeepe­r Pavlenka ausfällt, könnte der 18-Jährige noch eine Weile zeigen, dass er auch sportlich Bundesliga-Format besitzt.

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Foto: Witters Legt offenbar keinen Wert auf Sympa thien: Luca Plogmann.
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