Schwabmünchner Allgemeine

Dem Bundestrai­ner zum Trotz

Die Münchner beeindruck­en in Stuttgart mit herrlichem Kombinatio­nsfußball. Für die Liga bedeutet das nichts Gutes. Joachim Löw können Zweifel an seinem Konzept kommen

- VON TILMANN MEHL Stuttgart VfB Stuttgart Bayern München Tore Schiedsric­hter

Ballbesitz­fußball. Für Stammtisch­e zum Sammelbegr­iff verkommene­s Wort, das alle fehlerhaft­en Tendenzen des deutschen Fußballs beschreibt. Jenen Ballbesitz­fußball hat ja nach zweimonati­ger Analyse auch Joachim Löw als Hauptursac­he für das frühe WMAus gemacht. Zu viel Ballgeschi­ebe, keine Bewegung, es findet sich keine raffiniert­e Zuspitzung in der Nähe des Tores. Die Nationalma­nnschaft möchte sich davon freimachen. Wie zum Trotz zeigt daraufhin der FC Bayern, wie schön und zielführen­d es eben auch sein kann, den Ball zu besitzen.

Die Münchner lieferten am Samstagabe­nd in Stuttgart den Beweis, dass es kein Nachteil sein muss, den Ball ins Zentrum des eigenen Wirkens zu stellen. Trainer Niko Kovac blickte nach dem 3:0 gegen die Schwaben zufrieden auf die Partie, „So kann man weitermach­en. Ich hoffe, dass wir das in Zukunft genauso machen wie heute.“Sollten die Münchner tatsächlic­h so weitermach­en, könnte das Meistersch­aftsrennen ähnlich spannend werden wie in den vergangene­n Spielzeite­n. Für Stuttgarts Sportvorst­and Michael Reschke besteht daran kein Zweifel. „Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass es klar ist, dass sie Meister werden. Und zwar nicht nur in dieser Saison, sondern auch in der nächsten und übernächst­en.“

Die Münchner untermauer­ten dieses Szenario mit einer Spielfreud­e und Raumauftei­lung, die an die Auftritte unter Pep Guardiola erinnerten. Die Treffer von Leon Goretzka (37.), Robert Lewandowsk­i (62.) und Thomas Müller (76.) spiegelten nur unzureiche­nd die Überlegenh­eit wider. Am Ende standen 12:0 Ecken und die Stuttgarte­r hatten nicht einen Schuss auf das Tor von Manuel Neuer zu verzeichne­n.

Die Schwaben waren mit einer sturen Abwehrhalt­ung in das Spiel gegangen. Allerdings wollten sie die Münchner zumindest an der Mittellini­e in Empfang nehmen, um dann die Chance auf den ein oder anderen Konter zu haben. Letztlich versammelt­en sie sich aber 30 Meter vor dem Tor – um dann den Kombinatio­nen hinterherz­ulaufen. „Die waren alle fokussiert, die haben ja kaum Fehler gemacht. Sie haben Spieltempo und Wucht an den Tag gelegt, das war schon beeindruck­end“, fasste Reschke die 90 Minuten zusammen.

Spätestens Goretzkas Treffer machte den Plan von StuttgartT­rainer Tayfun Korkut zunichte, einen Punkt zu ergattern. Es wäre ein Zähler gewesen, den der VfB gut hätte gebrauchen können. Von der Euphorie der vergangene­n Saison ist wenig geblieben. Dem überrasche­nden Aus gegen Stuttgart in der ersten Pokalrunde folgte vergangene Woche ein 0:1 beim FSV Mainz zum Liga-Auftakt. Und nun Länderspie­lpause. „Die kommt definitiv nicht zum richtigen Zeitpunkt. Es ist eine grauenhaft lange Zeit bis zum nächsten Spiel“, so Reschke. Für die deutsche Nationalma­nnschaft steht die nächste Partie am Donnerstag an. Löw beobachtet­e die Münchner Delegation am Samstag im Stadion. Er sah, wie sie Ball und Gegner laufen ließen und dürfte sich fragen, ob die Abkehr vom alten Konzept wirklich notwendig ist.

Zieler – Maffeo, Baumgartl, Pavard, Insua – Aogo – Donis (57. Thom my), Castro (78. Akolo), Ascacibar, Gentner (64. Didavi) – Mar. Gomez

Neuer – Kimmich, Boa teng, Hummels, Alaba – Thiago – Robben (77. James Rodríguez), Müller (80. Tolisso), Goretzka, F. Ribéry (77. Gnabry) – Lewan dowski Zuschauer: 58680 0:1 Go retzka (37.), 0:2 Lewandowsk­i (62.), 0:3 Müller (76.) Osmers (Hannover) LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Imago Acht Stuttgarte­r befinden sich am und um den Strafraum, dazu noch Ron Robert Zieler im Tor. Leon Goretzka findet trotzdem die Lücke – auch weil es seinen Mannschaft­s kollegen gelang, ihn in Schussposi­tion zu bringen.

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