Schwabmünchner Allgemeine

Philipp Max hat hohe Ziele

Der Verteidige­r gibt die Antwort auf seine Nichtnomin­ierung gegen Gladbach. Er will in die Nationalma­nnschaft. Wenn nicht mit dem FCA, dann wohl mit einem anderen Klub

- VON ROBERT GÖTZ

Irgendwie hatte es Stefan Reuter, 51, schon Tage vor der offizielle­n Bekanntgab­e der Nominierun­g geahnt, dass Philipp Max beim Neustart der deutschen Nationalma­nnschaft nach der WM-Pleite nicht dabei sein würde. „Es hat uns keiner kontaktier­t, deshalb bin ich davon ausgegange­n, dass er nicht nominiert wird“, erklärte der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg am Samstag. „Wenn ein Spieler das erste Mal nominiert wird, dann wird wahrschein­lich der Trainer oder ich informiert, dass man den Spieler auch behutsam darauf vorbereite­n kann.“

Doch das Smartphone von Reuter und auch das von Max blieb stumm. Bundestrai­ner Joachim Löw hatte nicht in Augsburg, sondern in Hoffenheim bei Nico Schulz angerufen. Wohl auch unter dem Eindruck dessen, was er von Max am ersten Spieltag in Düsseldorf höchstpers­önlich gesehen hatte. Es war eines der schwächere­n Spiele des 24-jährigen Max gewesen.

Der gab sich nach dem 1:1 (1:0) gegen Borussia Mönchengla­dbach in der Mixed-Zone der WWK-Arena gefasst und überhaupt nicht eingeschna­ppt. „Wenn man liest und hört, dass viele einem die Daumen drücken, hofft man natürlich, dass dein Name da auftaucht. Aber für mich ist gar nichts selbstvers­tändlich“, sagte er und fügte an: „Es ist das Höchste, was man als deutscher Fußballer erreichen kann, da dabei zu sein.“Er selbst habe sich hohe persönlich­e Ziele gesetzt, er wolle hungrig bleiben, an seinen Schwächen arbeiten.

Das tat er dann schon die Woche über, verwandelt­e seinen sicher vorhandene­n Frust über seine Nichtnomin­ierung in Energie. Was Reuter als fleißiger Trainingsb­eobachter wohlwollen­d zur Kenntnis nahm: „Man hatte das Gefühl, dass er noch einen Prozentpun­kt mehr gieriger und fokussiert­er war.“

Und wäre Löw am Samstag nach Augsburg gekommen – Platz war in der nicht ausverkauf­ten WWKArena genug –, hätte er sich vielleicht anders entschiede­n. 82 Prozent seiner Zweikämpfe hatte Max gewonnen, das FCA-Führungsto­r von Michael Gregoritsc­h mit einer gefühlvoll­en Flanke vorbereite­t, 34 Sprints angezogen, sechs Torschussv­orlagen gegeben und 79 Prozent seiner Pässe an den eigenen Mann gebracht. Max hatte da angeknüpft, wo er in der vergangene­n Saison aufgehört hatte. Er war beim 1:1 (1:0) gegen Gladbach in einer starken FCA-Elf gegen eine starke Borussia in einem Spitzenspi­el einer der besten Augsburger.

Warum Löw bisher Max nicht nominiert hat, wurde dem Verschmäht­en bisher nicht mitgeteilt. „In der Richtung gab es nichts“, erklärte Max. Er klang, als erwarte er auch keine Erklärung. Lieber lieferte er selbst gleich nach, an was er derzeit arbeite. „Ich versuche selbst torgefährl­icher zu sein, mich besser in den Räumen zu bewegen und auch in der Fünferkett­e häufiger im gegnerisch­en 16er aufzutauch­en.“

Lernwillig ist Max. Vielleicht liegt es einfach an der fehlenden internatio­nalen Erfahrung. Ob er die beim FCA bekommen wird, kann ihm niemand sicher verspreche­n.

Wohl auch deshalb kann man davon ausgehen, dass Max sein Vertragsen­de in Augsburg 2022 nicht erleben wird. Schon in dieser Saison wäre er einem Wechsel zu einem Topklub nicht abgeneigt gewesen. Max: „Natürlich war das immer wieder ein Thema, aber ich hab mich immer auf den Moment fokussiert. Ich war nicht so in der Thematik drin, dass ich sagen muss hopp oder top. Ich fühle mich ja wohl, ich will ja nicht auf Biegen oder Brechen weg.“

Es gab auch noch keine konkreten Angebote, weil der FCA von Beginn an klarmachte, dass Max wohl unter 25 bis 30 Millionen Euro nicht zu haben sein würde. Und so viel wollte niemand ausgeben.

Jetzt hat Max erst einmal ein Jahr Zeit zu zeigen, dass er diesen Preis durchaus wert ist. Er macht keinen Hehl daraus, dass er für den nächsten Schritt bereit ist. Deshalb hat er auch seine Beraterfir­ma ISCM verlassen. Die hatte ihn als 21-Jährigen vom damaligen Zweitligis­ten Karlsruher SC zum FCA gebracht. Dort ist er gereift. Als Mensch und auch als Spieler. Die nächste Stufe will er jetzt mit Sportstota­l erklimmen, deren Aushängesc­hild Toni Kroos ist. Das Zeichen ist unmissvers­tändlich. „Ich wollte einfach einen neuen Input“, sagt er. Erst einmal durch einen neuen Berater. Irgendwann auch durch die Nationalma­nnschaft und irgendwann auch wohl durch einen neuen Verein.

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Foto: Ulrich Wagner Philipp Max hat die Nichtnomin­ierung gut weggesteck­t. Der Abwehrspie­ler bot eine starke Partie und bereitete auch die 1:0 Füh rung vor.

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