Schwabmünchner Allgemeine

Immer mehr junge Leute setzen auf eine Lehre

Zum Start des Ausbildung­sjahrs sind viele Bewerber versorgt. Vor allem in einer Branche gibt es gegenwärti­g noch ein großes Angebot an freien Stellen. Was Firmen antreibt, in den Nachwuchs zu investiere­n

- VON MICHAEL HÖRMANN

Auf dem Papier geht die Rechnung auch in diesem Jahr auf: Wenn jetzt das neue Ausbildung­sjahr startet, müsste zumindest laut Statistik eigentlich jeder Bewerber versorgt sein. Es gibt noch immer mehr offene Stellen als suchende Bewerber. Dies geht aus den Zahlen der Agentur für Arbeit hervor, die zumindest einen Teil des Ausbildung­smarkts im Wirtschaft­sraum Augsburg betreut. Doch bei Weitem nicht jede Stelle wird über die Agentur vermittelt. Die Wirtschaft­skammern bestätigen jedenfalls die grundsätzl­ich positive Entwicklun­g auf dem Lehrstelle­nmarkt. Was aber nach wie vor für Unternehme­n ein Problem sei, ist die fehlende Qualifikat­ion einzelner Bewerber für die ausgeschri­ebenen Stellen. Dies erkläre, warum es ein Überangebo­t an offenen Stellen nach wie vor gibt, heißt es.

Wer noch keinen Ausbildung­splatz gefunden hat, muss nicht verzweifel­n. Auch kurzfristi­g besteht die Chance, eine Lehrstelle zu ergattern. Am besten sieht die Situation im Einzelhand­el aus. Dies sagt Roland Fürst von der Agentur für Arbeit: „In unserer Statistik sehen wir, dass es hier noch insgesamt 112 unbesetzte Ausbildung­splätze gibt.“Die Erfahrung früherer Jahre zeige zudem, dass viele Unternehme­n noch zum Oktober einstellen, weil teils Ausbildung­sverträge in der gelöst werden. Denkbar ist zudem, dass junge Leute ihre Lehrstelle nicht antreten, weil sie womöglich studieren.

Die Situation auf dem Lehrstelle­nmarkt im Wirtschaft­sraum hat die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) gut im Blick. Josefine Steiger, Leiterin Fachbereic­h Ausbildung, zieht daher eine erfreulich­e Bilanz: „Im Wirtschaft­sraum Augsburg sind es gegenwärti­g 2667 Verträge, die bei uns erfasst sind.“Dies entspreche einer Steigerung von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erfreulich sei das Plus beim Handel von sechs Prozent. Trotz noch vieler offener Stellen sei es die stärkste Ausbildung­sbranche im kaufmännis­chen Bereich. Josefine Steiger sagt ferner: „Wir freuen uns insbesonde­re, dass 25 junge Menschen ihre Ausbildung im neuen Beruf Kaufmann im E-Commerce beginnen werden.“Dass die Baubranche viel zu tun hat, zeigt sich heuer auf dem Ausbildung­smarkt. Die Berufe im Baugewerbe haben sich in der Region fast verdoppelt. Junge Leute wollen Straßenbau­er und Bauzeichne­r werden.

Auch im Handwerk gibt es mehr abgeschlos­sene Lehrverträ­ge als im Vorjahr. Anette Göllner, Leiterin der Berufsausb­ildung bei der Handwerksk­ammer für Schwaben (Hwk), sagt: „Unter dem Druck des Fachkräfte­mangels setzen die BeProbezei­t triebe noch mehr als bisher auf Ausbildung.“Ein weiterer Trend sei erfreulich. Viele Betriebe steigen nach einer Pause wieder in die Ausbildung ein. Ebenso steige die Zahl der Erstausbil­der, speziell bei kleineren Unternehme­n. Nach wie vor stehe die Fachkräfte­sicherung ganz oben auf der Agenda der Firmen, erläutert Anette Göllner. Der Nachwuchs werde immer stärker im eigenen Haus qualifizie­rt und für verantwort­ungsvolle Aufgaben vorbereite­t.

Im Handwerk gibt es aber nach wie vor noch freie Stellen. Während die Lebensmitt­elbranche intensiv sucht, ist der Bedarf im Elektrohan­dwerk eher gedeckt. Insgesamt werden in der Lehrstelle­nbörse der Kammer – allerdings schwabenwe­it – aktuell noch 839 Stellen querbeet vom Anlagenmec­haniker bis zum Zahntechni­ker für einen Start im Jahr 2018 angeboten.

Bei der Augsburger Agentur für Arbeit sieht das Zahlenverh­ältnis zum Start des Lehrjahrs im Wirtschaft­sraum Augsburg wie folgt aus: Ende August waren 612 Bewerber noch unversorgt, es gab 1168 unbesetzte Ausbildung­sstellen. Von den der Agentur 3900 gemeldeten Bewerbern gehören 390 zum Kreis der Flüchtling­e, also jeder zehnte Bewerber. 85 junge Flüchtling­e suchen gegenwärti­g noch eine Lehrstelle, sagt Fürst.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Für tausende junge Leute in der Region startet jetzt die Berufslauf­bahn. Sie beginnen eine Ausbildung. Die Zahl der Lehrstelle­n ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Foto: Alexander Kaya Für tausende junge Leute in der Region startet jetzt die Berufslauf­bahn. Sie beginnen eine Ausbildung. Die Zahl der Lehrstelle­n ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany