Schwabmünchner Allgemeine

Auftrag abgelehnt!

Warum Arbeitsamt­s-Chefin Elsa Koller-Knedlik eine Jeans-Jacke und eine Blumenbest­ellung nie vergisst / Serie (6)

- VON ANDREA WENZEL

Als Jugendlich­e hatte Elsa KollerKned­lik einen ganz besonderen Wunsch: Sie wollte unbedingt eine spezielle Jeans-Jacke haben. Schlicht im Schnitt und in der Ausführung und damit kombinierb­ar mit fast allen Kleidungss­tücken aus ihrem Schrank. „Zu der Zeit waren Jeans-Jacken eigentlich überhaupt nicht gefragt, aber ich wollte diese Jacke unbedingt“, erinnert sie sich zurück. Das Problem: Die Jacke kostete damals 70 Mark. Viel Geld, das Koller-Knedlik nicht hatte und auch von den Eltern nicht bekam. Also musste ein Ferienjob her, um sich das gute Stück leisten zu können.

Koller-Knedlik landete in ihrer damaligen Heimat Oberpfalz in einer Auspuff-Fabrik, bei der sie an einer Maschine stehend kleine Einzelteil­e des Auspuffs stanzte. „Das war ein sehr monotoner Job und ich habe schon bald angefangen, während der Arbeit Vokabeln durchzugeh­en oder Gedichte aufzusagen. Denn irgendwie mussten die acht Stunden ja gemeistert werden“, erzählt sie lachend. Aber es sei eben das erste Jobangebot gewesen, was rein kam und ohne Führersche­in gut erreichbar war. Am Ende hat sich die Mühe auch gelohnt. „Ich habe dort erstmals so richtig gelernt, was Geld wert ist.“Und auch die JeansJacke konnte sie sich am Ende leisten. Bis heute hängt das Kleidungss­tück in ihrem Schrank.

In den folgenden Jahren war Elsa Koller-Knedlik bei verschiede­nen Betrieben als Ferienjobb­erin im Einsatz: Als Aushilfe im Ausflugsca­fé, wo sie Eisbecher zusammenst­ellen durfte, und im Büro, wo sie schnell feststellt­e, dass ein Schreibmas­chinenkurs allein für die Anforderun­gen an eine Bürokraft nicht ausreichen. Früh aufstehen musste sie als Aushilfe in einer Bäckerei und am meisten Spaß gemacht hat ihr der Job in einem Blumenlade­n. „Den hat meine Mutter nach dem frühen Tod meines Vaters eröffnet und da war die Hilfe der Familie gefragt“. So bekam Koller-Knedlik Unterricht darin, wie man Sträuße und Kränze bindet, Gestecke arrangiert und welche Blumen besonders gut miteinande­r harmoniere­n. Die wichtigste Regel aber war: „Der Geschmack des Kunden muss getroffen werden, nicht der eigene“, erklärt die heutige Arbeitsamt­schefin. Dabei gab es in all den Jahren nur eine einzige Ausnahme: „Es gab in unserem Ort eine Dame, die psychische Probleme hatte. Als es wieder einmal schlimmer war, bestellte sie einen Strauß aus dunkelrote­n Rosen mit Palmwedeln und wilder Kamille. Das war meiner Mutter dann zu viel. Sie lehnte den Auftrag ab, weil sie fand, dass sich das rufschädig­end auswirken könnte“, wird Koller-Knedlik den Fall nie vergessen. Sie selbst hat keine Lieblingsb­lumen, sondern mag Pflanzen an sich gerne. „Ich kann auch den filigranen Gräsern und unscheinba­ren Blumen am Wegrand etwas abgewinnen.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Elsa Koller Knedlik scheute keinen Feri enjob.

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