Wo sich die Apfelkisten stapeln
Die Obstpresse Haunstetten startet in diesem Jahr eine Woche früher als sonst. Die Äpfel sind überreif. Die Ernte wird wohl fantastisch, doch den Verein plagen auch Sorgen
Überall stapeln sich die Apfelkisten, es riecht intensiv nach frischem Saft, und über allem dröhnt beständig das Rattern der Obstpresse. Schon seit 6 Uhr in der Früh ist die Haunstetter Obstpresse an diesem Samstag in Betrieb. Eigentlich starten die Vereinsmitglieder ja erst um 7 Uhr. Und eigentlich auch erst eine Woche später: So war es zumindest in den vergangenen Jahren. „Dieses Jahr war es einfach zu heiß“, erklärt Mario Blonski vom Obst- und Gartenbauverein Haunstetten. „Wir haben heute schon so viele Äpfel hier wie letztes Jahr in der gesamten Saison.“
Der Frühjahrs-Frost hatte 2017 viel Ernte zerstört, am Ende waren es kaum vier Tonnen, die von September bis Oktober durch die Presse liefen. „Dieses Jahr sind die Äpfel teils schon seit drei Wochen reif. Durch die Hitze hat die Natur im Schnelldurchlauf gearbeitet.“Mitglieder und Nichtmitglieder haben bereits am Freitag ihre Äpfel in Kisten, Körben und Säcken vorbeige- bracht, diese werden abgewogen und mit Namen versehen. Am Tag darauf wird dann Apfelsaft hergestellt. Drei Männer wuchten die Kisten zur Presse. Diese wäscht die Äpfel, häckselt sie, und presst schließlich den Saft heraus, der in großen Eimern aufgefangen wird.
Ständig müssen der Boden von Apfelresten gereinigt, die Hände ge- waschen, die Gummistiefel unters Wasser gehalten werden – Hygienevorschriften. Mittags wird der Saft pasteurisiert: Eine weitere Maschine erhitzt ihn auf über 80 Grad, abgefüllt wird in Gebinde von drei, fünf und zehn Litern. Wie viel so ein Apfelbaum abwirft, sei schwer zu sagen, sagt Blonski. Das hänge zum Beispiel vom Alter ab: „In einem Jahr können es 200 Kilo sein, im nächsten nur zwei Äpfel.“
100 Kilo ergeben etwa 60 Liter Saft. Die Arbeit haben die Vereinsmitglieder früher von Hand erledigt; erst das Pressen mit der Kurbelmaschine, dann das Abfüllen. Sorgen macht Blonski, der seit etwa zehn Jahren Vereinsvorstand ist, der Nachwuchs. „Der Altersschnitt im Verein ist sehr hoch“, sagt er. „Profitieren wollen alle von der Arbeit, aber engagieren möchte sich niemand.“Peter und Rudi, die gerade die Obstpresse bedienen, Kisten wuchten und Saft-Eimer tragen, sind beide über 70. Sie werden den ganzen Tag beschäftigt sein, gegen 17 Uhr kommen die ersten, um ihren Saft abzuholen. „In den vergangenen Jahren war am ersten Wochenende immer noch sehr wenig los“, erzählt Blonski. „In diesem Jahr sind wir überrannt worden.“
Auch für das kommende Wochenende haben sich schon jetzt genauso viele angemeldet, um ihre Ernte zu bringen. Bereits an den ersten zwei Wochenenden werden damit schon rund acht Tonnen zusammenkommen. „Bei zwischen acht und zehn Tonnen sprechen wir von einem guten Jahr“, sagt Blonski. Die Presse ist bis Anfang Oktober in Betrieb. Die übrig bleibenden gepressten Apfel-Reste – gegen 8 Uhr ist es schon ein halber Anhänger voll – werden unterdessen nicht weggeworfen: Im Winter verfüttert sie der zuständige Jäger an die Hirsche im Stadtwald.
Ein Video von der Obstpresse in Aktion finden Sie im Internet unter: