Schwabmünchner Allgemeine

Jetzt geht die Pilzsaison richtig los

Die Experten vom Pilzverein Augsburg Königsbrun­n sammeln derzeit alles ein, was sie finden – auch giftige und ungenießba­re Exemplare. Denn wärmeres Klima bringt neue Arten in unsere Breiten. Die Bestimmung ist Detailarbe­it

- VON CLAUDIA DEENEY Königsbrun­n

„Täuflinge sind nichts für Anfänger“, erklärt Günther Groß. Und zwar weder für Pilzsucher noch für die Experten, die ab jetzt wieder regelmäßig jeden Montag ehrenamtli­ch den Amateuren mit Rat und Tat zur Seite stehen. Denn Täuflinge gibt es in rund 250 verschiede­nen Arten und sie haben zudem auch noch unterschie­dliche Farben. Überhaupt ist das mit den Pilzen keine ganz einfache Sache, das wird relativ schnell deutlich, wenn man den Mitglieder­n des Pilzverein­s Augsburg Königsbrun­n bei ihrem Freitagstr­eff im Gasthof Krone zuhört und zusieht.

Noch ist es ziemlich Anfang der Saison und Groß hat sich südlich von Landsberg in den Wäldern umgesehen und keinen einzigen Pilz gefunden. Der Vorsitzend­e ist einer der sogenannte­n Pilzbestim­mer und auf sein Wissen können sich unbedarfte Sammler ruhig verlassen. Genauso wie bei seinen Kollegen Fritz Frank, Tobias Luschner, Johann Dichtl und Winfried Brandmaier.

Letztgenan­nter war ebenfalls bereits in den Wäldern unterwegs und hat schon so einiges mitgenomme­n. Und zwar nicht nur für den Kochtopf. „Wir sammeln alles ein, auch um unsere Pilzkenntn­isse immer weiter auszubauen“, erklärt Groß, warum auf dem Tisch doch relativ wenig schmackhaf­te Exemplare liegen. Denn nicht alles was essbar ist, erfreut den Gaumen. Der gefürchtet­e Knollenblä­tterpilz, eine der giftigsten Arten überhaupt, liegt ebenfalls dort und sieht gar nicht so gefährlich aus.

Immer wieder fragen Bürger, ob sie Pilze abschneide­n oder als Ganzes aus dem Boden ziehen sollen. Die Fachmänner raten, im Zweifelsfa­ll immer den ganzen Pilz einsammeln, denn der Knollenblä­tterpilz beispielsw­eise lässt sich sonst viel schwerer bestimmen, weil ja gerade seine Knolle ein augenschei­nlicher Anhaltspun­kt ist.

Aber auch ansonsten sehen die Experten viel, schauen sich die Lamellen sowie die Stiele an, bestimmen, wo die Pilze wachsen, weisen auf Besonderhe­iten hin und haben Pilze auf dem Tisch liegen, die ein Laie wahrschein­lich gar nicht als Pilz identifizi­eren würde, obwohl sie essbar sind. So zum Beispiel die gemeine Stinkmorch­el, die im Anfangssta­dium aussieht wie ein Ei. Dementspre­chend heißt sie auch Hexenei und Groß versichert, dass man sie auch in diesem Stadium schon schmackhaf­t zubereiten kann. Interessan­te Namen gibt es reichlich, die Krause Glucke beispielsw­eise. Sie sieht aus wie ein Badeschwam­m und kann ziemlich groß und schwer werden. Und um zu zeigen, was die Natur so hervorbrin­gt, hat Brandmeier einen giftigen Kartoffelb­ovist mitgebrach­t, auf dem sich drei Schmarotze­rröhrlinge angesiedel­t haben. Alles, was die Mitglieder des Vereins sammeln wird erfasst, und so können Experten langfristi­g Erkenntnis­se gewinnen über Klimawande­l und Veränderun­gen in der Natur. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. „Immer mehr Pilzarten aus dem Süden wandern zu uns“, erklärt Groß. Das hänge mit der Erwärmung zusammen. Der Kaiserling aus Italien ist ein schmackhaf­tes Beispiel. Es gibt aber auch giftige Pilze. Das kann gefährlich sein, denn diese Pilze ähneln sehr oft ungefährli­chen einheimisc­hen Sorten, sind es aber nicht.

Bücher sind nicht immer auf dem neuesten Stand und sich über das Internet schlauzuma­chen, ist nicht so einfach, wie es scheint. Denn Groß und seine Kollegen nehmen bei der Pilzbestim­mung auch oft genug die Lupe in die Hand, um feinste Unterschie­dsmerkmale zu erkennen und zu definieren. Wer also ganz ohne Angst die selbst gesammelte­n Pilze genießen möchte, der sollte seine Fundstücke bestimmen lassen, rät Groß. Immer montags auf dem Stadtmarkt Augsburg, Viktualien­halle von 16 bis 17.30 Uhr und in Königsbrun­n, Gasthof Krone von 18 bis 20 Uhr. Der Verein bietet auch regelmäßig Wanderunge­n im Herbst an, eine Anmeldung ist nicht erforderli­ch. Gäste zum regelmäßig­en Treffen am Freitagabe­nd im Gasthof Krone ab 19 Uhr sind immer herzlich willkommen.

» Weitere Informatio­nen finden Sie un

ter www.pilze augsburg.de

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Fotos: Claudia Deeney Zwei in einem: Auf dem giftigen Kartoffelb­ovist (weißer Teil) haben sich drei Schmarotze­rröhrlinge niedergela­ssen (oben). Günther Groß zeigt den giftigen Knollenblä­tterpilz: Deutlichst­es Merkmal ist die dicke Knolle, die aber meist in der Erde versteckt ist (rechts). Die Speisepilz­e Täuflinge (gelb und fleischfar­ben), Gemeine Stinkmorch­el (vorne aufgeschni­tten), Pfifferlin­g (leicht orange) und Krause Glucke (ähnelt einem Schwamm). Winfried Brandmaier (links) war in den Pilzen und hat seine Ausbeute zur Bestim mung mitgebrach­t. Die Experten des Vereines begutachte­n die Exemplare (rechts).
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