Jetzt geht die Pilzsaison richtig los
Die Experten vom Pilzverein Augsburg Königsbrunn sammeln derzeit alles ein, was sie finden – auch giftige und ungenießbare Exemplare. Denn wärmeres Klima bringt neue Arten in unsere Breiten. Die Bestimmung ist Detailarbeit
„Täuflinge sind nichts für Anfänger“, erklärt Günther Groß. Und zwar weder für Pilzsucher noch für die Experten, die ab jetzt wieder regelmäßig jeden Montag ehrenamtlich den Amateuren mit Rat und Tat zur Seite stehen. Denn Täuflinge gibt es in rund 250 verschiedenen Arten und sie haben zudem auch noch unterschiedliche Farben. Überhaupt ist das mit den Pilzen keine ganz einfache Sache, das wird relativ schnell deutlich, wenn man den Mitgliedern des Pilzvereins Augsburg Königsbrunn bei ihrem Freitagstreff im Gasthof Krone zuhört und zusieht.
Noch ist es ziemlich Anfang der Saison und Groß hat sich südlich von Landsberg in den Wäldern umgesehen und keinen einzigen Pilz gefunden. Der Vorsitzende ist einer der sogenannten Pilzbestimmer und auf sein Wissen können sich unbedarfte Sammler ruhig verlassen. Genauso wie bei seinen Kollegen Fritz Frank, Tobias Luschner, Johann Dichtl und Winfried Brandmaier.
Letztgenannter war ebenfalls bereits in den Wäldern unterwegs und hat schon so einiges mitgenommen. Und zwar nicht nur für den Kochtopf. „Wir sammeln alles ein, auch um unsere Pilzkenntnisse immer weiter auszubauen“, erklärt Groß, warum auf dem Tisch doch relativ wenig schmackhafte Exemplare liegen. Denn nicht alles was essbar ist, erfreut den Gaumen. Der gefürchtete Knollenblätterpilz, eine der giftigsten Arten überhaupt, liegt ebenfalls dort und sieht gar nicht so gefährlich aus.
Immer wieder fragen Bürger, ob sie Pilze abschneiden oder als Ganzes aus dem Boden ziehen sollen. Die Fachmänner raten, im Zweifelsfall immer den ganzen Pilz einsammeln, denn der Knollenblätterpilz beispielsweise lässt sich sonst viel schwerer bestimmen, weil ja gerade seine Knolle ein augenscheinlicher Anhaltspunkt ist.
Aber auch ansonsten sehen die Experten viel, schauen sich die Lamellen sowie die Stiele an, bestimmen, wo die Pilze wachsen, weisen auf Besonderheiten hin und haben Pilze auf dem Tisch liegen, die ein Laie wahrscheinlich gar nicht als Pilz identifizieren würde, obwohl sie essbar sind. So zum Beispiel die gemeine Stinkmorchel, die im Anfangsstadium aussieht wie ein Ei. Dementsprechend heißt sie auch Hexenei und Groß versichert, dass man sie auch in diesem Stadium schon schmackhaft zubereiten kann. Interessante Namen gibt es reichlich, die Krause Glucke beispielsweise. Sie sieht aus wie ein Badeschwamm und kann ziemlich groß und schwer werden. Und um zu zeigen, was die Natur so hervorbringt, hat Brandmeier einen giftigen Kartoffelbovist mitgebracht, auf dem sich drei Schmarotzerröhrlinge angesiedelt haben. Alles, was die Mitglieder des Vereins sammeln wird erfasst, und so können Experten langfristig Erkenntnisse gewinnen über Klimawandel und Veränderungen in der Natur. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. „Immer mehr Pilzarten aus dem Süden wandern zu uns“, erklärt Groß. Das hänge mit der Erwärmung zusammen. Der Kaiserling aus Italien ist ein schmackhaftes Beispiel. Es gibt aber auch giftige Pilze. Das kann gefährlich sein, denn diese Pilze ähneln sehr oft ungefährlichen einheimischen Sorten, sind es aber nicht.
Bücher sind nicht immer auf dem neuesten Stand und sich über das Internet schlauzumachen, ist nicht so einfach, wie es scheint. Denn Groß und seine Kollegen nehmen bei der Pilzbestimmung auch oft genug die Lupe in die Hand, um feinste Unterschiedsmerkmale zu erkennen und zu definieren. Wer also ganz ohne Angst die selbst gesammelten Pilze genießen möchte, der sollte seine Fundstücke bestimmen lassen, rät Groß. Immer montags auf dem Stadtmarkt Augsburg, Viktualienhalle von 16 bis 17.30 Uhr und in Königsbrunn, Gasthof Krone von 18 bis 20 Uhr. Der Verein bietet auch regelmäßig Wanderungen im Herbst an, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gäste zum regelmäßigen Treffen am Freitagabend im Gasthof Krone ab 19 Uhr sind immer herzlich willkommen.
» Weitere Informationen finden Sie un
ter www.pilze augsburg.de