Schwabmünchner Allgemeine

Eine Fundgrube auch für gepflegte Krimis

Die Stadtteilb­ücherei im Alten Rathaus Haunstette­n wird 60 Jahre alt. Das wird Ende September gefeiert

- VON GERLINDE KNOLLER Haunstette­n.

Einen Packen Flyer hatte sie mitgebrach­t und war damit die erste Besucherin der Kollegen der AZ-Feuilleton-Redaktion, die am Georg-Käß-Platz zur Sommerakti­on „Kultur aus Haunstette­n“eingeladen hatten: Petra Löw, Leiterin der Stadtteilb­ücherei Haunstette­n, machte aufmerksam auf das

60. Jubiläum der Stadtteilb­ücherei Haunstette­n, die im Alten Rathaus untergebra­cht ist. Vom 24. bis 27. September wird das Jubiläum mit einem Festprogra­mm unter dem Motto „60 Jahre vielseitig“gefeiert.

Eine seit Jahren treue Besucherin der Stadtteilb­ücherei ist Julia Birk,

19. Mit ihrem kleinen Bruder Michael kommt sie regelmäßig hierher. In einem Kinderkoch­buch hat sie gerade ein tolles Rezept entdeckt – Grießbrei mit Früchten. Den mag Michael besonders gerne. Am liebsten mit Zimt und Zucker. Julia Birk ist ein Beispiel dafür, wie gut die Stadtteilb­ücherei bei den Haunstette­rn ankommt. Die junge Frau kommt hierher, um ihrem Bruder vorzulesen, aber auch, um selbst vor allem in Handarbeit­s- oder Kochbücher­n zu schmökern. „Die Bücherei hat gefühlt 1000 Dinobücher“, meint sie mit Blick auf ihren Bruder, der nicht nur Grießbrei, sondern auch Dinos so gerne mag.

Im Jahr 1958 ist die Haunstette­r Stadtteilb­ücherei als Zweigstell­e der Stadtbüche­rei Augsburg in einem Kellerraum der Pestalozzi­schule eingericht­et worden. Mit 1000 Bänden fing alles an, heute erwarten den Besucher – angemeldet sind um die 2000 Nutzer – 20000 Medien. Seit 1988 findet sich die Stadtteilb­ücherei, um ein Vielfaches erweitert, im ersten Stock des Alten Rathauses.

Eine Frau der ersten Stunde ist Anita Höfle, die 40 Jahre diese Bücherei geleitet hat. „Sie lesen doch so gerne!“, habe ein Stadtrat sie als junge Verwaltung­sangestell­te angesproch­en und ihr die Stelle angetragen. Anita Höfle weiß noch, dass die Bücherei von Anfang an bei Familien gut angekommen ist. Die Jahrzehnte hatten jeweils ihre Hits. Autoren wie Enid Blyton („Hanni und Nanni“), die Reihe „Fünf Freunde“oder die „Drei Fragezeich­en“wurden rauf- und runtergele­sen. „Da hatten wir X Vormerkung­en.“Doch auch für die erwachsene­n Leser gab es stets Lesestoff. Da war die Dame, die so gerne Krimis gelesen hat. „Habt ihr nicht für mich einen richtig gepflegten Familienmo­rd?“, habe diese einmal gefragt.

Eine Bücherei, die wie diese im Stadtteil verwurzelt ist, ist weit

Weit mehr als ein Ort, um Bücher zu leihen

mehr als ein Ort, an dem Bücher ausgeliehe­n werden. Er ist Ruhepunkt und Treffpunkt. Petra Löw, die seit gut zwei Jahren die Bücherei leitet, berichtet von regelmäßig­en Veranstalt­ungen für Kinder, bei der Spielestun­de angefangen über Bilderbuch­kino und Basteln bis hin zum Kinderthea­ter. Zu den Kindergärt­en und Schulen im Stadtteil besteht ein enger Kontakt. Jüngst hat ein Kind in einem Brief geschriebe­n: „Danke, dass ihr uns immer alles ausleihen lasst. Eure Bücherei ist meine zweite Wohnung.“Für die Erwachsene­n werden Autorenles­ungen oder Ausstellun­gen ansässiger Künstler geboten.

Bücherei-Mitarbeite­rin Karin Geiger berichtet, dass vor allem ältere Leute gerne kommen, sich auch mal bei der Ausleihe einen Rat holen. Leser Hubert Mayr steht vor dem Regal mit den Neuerschei­nungen. Hier lässt er sich gerne inspiriere­n. In der Bücherei tut er, was die meisten tun: „Ich schmökere gerne, manchmal finde ich nichts, manchmal ein bisschen was, manchmal was Überrasche­ndes!“

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