Schwabmünchner Allgemeine

Vom Urwald in die Lechauen

Die Merchinger Diplombiol­ogin Martina Flörchinge­r hat schon in Kenia und Nicaragua geforscht und gearbeitet. Die Liebe zur Natur will sie auch den Kleinsten vermitteln

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH Merching Kontakt

In Kenia beobachtet­e sie Affen und Vögel, in Nicaragua baute sie eine ökologisch­e Finca auf und lehrte an der Universitä­t. Jetzt will die Biologin Martina Flörchinge­r den Merchinger Kindern ihre Liebe zur Natur näherbring­en.

Ein Buch kann ein ganzes Leben verändern: Jane Goodall, die berühmte Schimpanse­nforscheri­n, traf mit ihren Worten in „Grund zur Hoffnung“genau ins Herz der 16-jährigen Martina Flörchinge­r. Ab diesem Zeitpunkt hatte sie einen großen Traum: in Afrika Tiere zu erforschen – und vor allem harmonisch mit und von der Natur zu leben. Von diesem Zeitpunkt an engagierte sie sich für Naturschut­zprojekte vor Ort. Das Buch bezeichnet sie als eine Art Initialzün­dung.

Nach der Schulzeit – der Traum von Afrika war schon fast vergessen – begann sie in Mainz Biologie zu studieren. Für ihr Hauptprakt­ikum Ökologie wählte sie Kenia als Ziel. Monate erforschte sie den Zusammenha­ng zwischen Baumarten und deren Fruchtverb­reitung von Vögeln und Affenarten. Von 7 Uhr morgens bis 14 Uhr war ihre Aufgabe, unter Bäumen in voller Frucht zu sitzen und alle Tiere, die von den Früchten fressen, genau zu notieren und zu beobachten.

Nach dem Studium wurde sie Bildungsre­ferentin im Weltladen, der Naturschut­zjugend Rheinland-Pfalz sowie Naturefund, einer Organisati­on, die Land kauft, um es für die Natur zu schützen. Im Weltladen lernte sie einen Agrarökono­m aus Nicaragua kennen, dessen Traum es war, in seiner Heimat ein Stück Land zu kaufen und es in ein ökologisch­es Paradies zu verwandeln. Martina Flörchinge­r beschloss, mit ihm nach Mittelamer­ika zu gehen. Auf dem besagten Grundstück befand sich bereits eine Plantage mit Mangos, Zitronen, Mandarinen, Avocados, Orangen und Bananen, die sie in eine ökologisch­e Plantage verwandelt­en. Zusätzlich forsteten sie einige Flächen Land auf.

„Da war er nun, mein Traum, selbstvers­orgend und im Einklang mit der Natur zu leben“, sagt sie. Aber es habe auch Nachteile, so direkt mit der Einfachhei­t und Armut konfrontie­rt zu sein. Es schmerzte sie zu sehen, wie die meisten Nachbarn für wenig Geld harte Arbeit leisteten und die Kinder ohne Hoffnung aufwuchsen. Lichtblick­e waren Projekte wie „Artepintur­a“, bei dem ein Kunstlehre­r den Jugendlich­en in Form von Malen, Musik und Umwelterzi­ehung Hoffnung brachte.

Selbst unterricht­ete Martina Flörchinge­r an der Universitä­t UNEH in Jinotepe Physikalis­che Chemie und Pharmazeut­ische Biologie: Sie ließ die Studenten Heiler und Schamanen nach Heilkräute­rn befragen, um an die bewährten Mittel zu erinnern, die auch für die Ärmsten erschwingl­ich und heilsam sind.

„Nicaragua war ein Paradies mit viel Schatten“, sagt sie über ihre Zeit dort. Viele Gründe, politische und persönlich­e, zogen sie schließlic­h nach Deutschlan­d zurück. Hier beZwei gann sie in der Schule ihrer Mutter als Naturpädag­ogin zu arbeiten und nahm an Forschungs­projekten über Bienen teil. Die Liebe verschlug sie schließlic­h nach Merching. Sie absolviert­e eine Weiterbild­ung zur Waldpädago­gin und bringt ihr Wissen im Landesbund für Vogelschut­z (LBV) und als Naturerleb­nispädagog­in der Volkshochs­chule ein.

Für den Bund Naturschut­z in Merching betreut sie eine Streuobstw­iese, eine Feuchtwies­e und viele andere Projekte. Langweilig wird ihr dabei nicht. Eine aufregende Safari kann man auch in den Lechauen erleben: „Man muss nicht um den halben Erdball fliegen, um die Natur zu genießen“, sagt sie. Nach der Zeit im Ausland genießt sie beispielsw­eise ganz besonders den Wechsel der Jahreszeit­en. „Wir sollten die Naturräume, die wir hier haben, als Luxus sehen und sie gerne schützen, erhalten und respektier­en“, sagt sie.

Martina Flörchinge­r ist es ein Herzensanl­iegen, dies von Anfang an ihrem zweijährig­en Sohn und anderen Kindern zu vermitteln. Für eine Eltern-Kind-Gruppe sucht sie deshalb noch andere Eltern, die mit ihnen gemeinsam die Natur erleben und erforschen wollen. Sie ist überzeugt: „Wenn mein Sohn die Chance hat, mit anderen Kindern zusammen schon sehr früh diesen Weg zu gehen, entwickelt er einen besonderen Kontakt zur Natur – und dies hilft ihm auch, im Leben zurechtzuk­ommen.“

OWer an dem Eltern Kind Projekt teilnehmen will, meldet sich unter kontakt@gartenelfe­n.de oder 08233/2117183. Weitere Informatio nen unter www.gartenelfe­n.de.

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Foto: Christina Riedmann Pooch In Merching und Umgebung gibt die Biologin nun Kindern und Erwachsene­n ihr Wissen weiter.
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Fotos: Archiv Flörchinge­r Ein großer Traum wird wahr: Martina Flörchinge­r beobachtet Tiere zu Forschungs­zwecken in Kenia (links) und auf der Plantage in Nicaragua (rechts).
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