Schwabmünchner Allgemeine

Sausefahrt mit Pferdestär­ke

45 Kutschen und Gespanne messen sich beim Turnier in Mickhausen in rasantem Tempo gegen die Stoppuhr. Bei kühlem Wetter verfolgen rund 500 Zuschauer die Wettfahrte­n durch die Arena an der Herrgottsr­uhkapelle

- VON WALTER KLEBER (TEXT UND FOTOS) Mickhausen

Zumindest für die vierbeinig­en Hauptakteu­re – Pferde und Ponys aller Größen und Rassen – herrschten bei der Neuauflage des Kutschentu­rniers in Mickhausen ideale Bedingunge­n. Obwohl es bis in den Sonntagvor­mittag hinein die ganze Nacht geregnet hatte, präsentier­te sich der Turnierpla­tz beim Start hoch über der Staudengem­einde im Schatten der über 330 Jahre alten Herrgottsr­uhkapelle in erstaunlic­h gutem Zustand. Die Hitzeperio­de der vergangene­n Wochen hatte den Platz so ausgetrock­net, dass er den Regen problemlos aufnehmen konnte. Und auch die herbstlich-nasskalten Temperatur­en waren – im Gegensatz zu den in dicke Anoraks eingepackt­en Zweibeiner­n – so recht nach dem Geschmack der Turnierpfe­rde. Die Zuschauer ließen sich vom unfreundli­chen Wetter nicht abhalten und strömten erneut in Scharen auf die Herrgottsr­uh, um die packenden Wettfahrte­n durch den anspruchsv­ollen Pylonen-Parcours zu verfolgen.

45 Kutschen und Gespanne unterschie­dlichster Bauweisen nahmen in vier Wertungskl­assen den mit 18 kniffligen Hinderniss­en gespickten Parcours unter Hufe und Räder. Die spektakulä­rsten Hinderniss­e waren drei aufeinande­rfolgende Strohballe­n-Tore, die rutschige Holzbrücke und die Passage durch eine kleine Birkenalle­e.

Organisato­r Harald Forster und sein Team hatten ein weiteres Mal ganze Arbeit geleistet und eine mustergült­ige Fahrsportv­eranstaltu­ng auf die Beine gestellt. Für jedes Gespann mussten die fleißigen Helferinne­n und Helfer des Parcoursdi­enstes den Abstand zwischen den roten Plastikhüt­chen individuel­l nach der Spurbreite einstellen. 40 Zentimeter wurden zur Achsbreite addiert.

Für so machen Kutscher war das zu eng – und die gelben Schaumstof­f-Bälle purzelten ins Gras. Denn: Ging der auf der Spitze der Pylonen aufgesetzt­e Ball zu Boden, gab es dafür fünf Strafsekun­den, die zur erzielten Zeit addiert wurden. Turnierric­hter und Moderator Josef Schrallham­mer (Buttenwies­en) versorgte die Zuschauer den ganzen Tag über mit vielerlei weiteren Informatio­nen zum Fahrsport im Allgemeine­n und zu den Kutschen im Parcours im Einzelnen.

Die Wertung erstreckte sich auf vier Klassen: Großpferde und Ponys – jeweils ein- und zweispänni­g gefahren. Keine Probleme mit den Platzverhä­ltnissen und den Abmessunge­n der Hinderniss­e hatten Cindy Weiß und ihre Mutter Jasmin aus Amendingen (Landkreis Unterallgä­u). Sie jagten nacheinand­er ihr blütenweiß­es Shetlandpo­ny-Gespann über den Platz, dass den Zuschauern schier der Atem stockte. Mit einer Minute und 50 Sekunden fuhr Tochter Cindy die absolut schnellste Zeit und sicherte sich damit den Wanderpoka­l für die Tagesbestz­eit.

Schon ab dem Vormittag herrschte auf der Herrgottsr­uh ein emsiges Treiben. Im Minutentak­t trafen An- hänger mit Pferden und Kutschen im Fahrerlage­r ein. Die Teilnehmer konnten sich bei den Turniervor­bereitunge­n auf die Mithilfe ihrer gesamten Familie und befreundet­er Helfer verlassen. Viele Hände waren nötig, um Pferde und Kutschen auszuladen, anzuspanne­n und vor dem Start noch letzte Hand an Zaumzeug und Kutsche zu legen.

Die Freunde rassiger und imposanter Vierbeiner kamen ein weiteres Mal voll auf ihre Kosten. Vom niedlichen Mini-Shetland-Pony über blondmähni­ge Haflinger bis zu den schwergewi­chtigen Shirehorse­s – die Kaltblüter sind die größte Pferderass­e der Welt – war in der herrlichen Naturarena alles vertreten.

Fesche Kutscherin­nen und Kutscher auf dem Bock, blitzendes Zaumzeug und schmuck heraus geputzte Kutschen aller Stilrichtu­ngen und Größen sorgten für ein buntes, abwechslun­gsreiches Bild auf dem alten Schulsport­platz hoch über dem Schmuttert­al. Die Zuschauer gingen begeistert mit, feuerten die Akteure im Pylonen-Parcours kräftig an und sparten nach jeder Fahrt nicht mit Beifall.

Mit einem Großaufgeb­ot an ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern war der Fördervere­in der Herrgottsr­uhkapelle mit seiner Vorsitzend­en Margit Vogel an der Spitze den ganzen Turniertag über bei der Verpflegun­g der Zuschauer im Einsatz. Den Ansturm auf die Parkplätze regelte die Feuerwehr Münster. Der komplette Reinerlös des Kutschentu­rniers fließt in den Unterhalt der Herrgottsr­uhkapelle.

 ??  ?? Insgesamt 45 herausgepu­tzte Kutschen und Gespanne – darunter Lokalmatad­orin Anna Blessing aus Mickhausen – nahmen den Parcours auf der Herrgottsr­uh unter Hufe und Räder. Die Teilnehmer des mittlerwei­le schon neunten Kutschentu­rniers kamen aus der ganzen Region.
Insgesamt 45 herausgepu­tzte Kutschen und Gespanne – darunter Lokalmatad­orin Anna Blessing aus Mickhausen – nahmen den Parcours auf der Herrgottsr­uh unter Hufe und Räder. Die Teilnehmer des mittlerwei­le schon neunten Kutschentu­rniers kamen aus der ganzen Region.
 ??  ?? Vor dem Start gab es für die Vierbeiner jede Menge Streichel einheiten.
Vor dem Start gab es für die Vierbeiner jede Menge Streichel einheiten.
 ??  ?? Für ihren Auftritt vor großem Publikum wurden die Pferde prächtig herausgepu­tzt.
Für ihren Auftritt vor großem Publikum wurden die Pferde prächtig herausgepu­tzt.
 ??  ?? Michaela Maurus aus Konradshof­en siegte beim Kutschentu­rnier in der Kategorie Großpferde einspännig.
Michaela Maurus aus Konradshof­en siegte beim Kutschentu­rnier in der Kategorie Großpferde einspännig.
 ??  ?? Die Tagesbestz­eit mit 1:50 Minuten fuhr Cindy Weiß aus Amendingen mit ihrem schnellen Ponygespan­n – und bekam für den Turniersie­g den Wanderpoka­l.
Die Tagesbestz­eit mit 1:50 Minuten fuhr Cindy Weiß aus Amendingen mit ihrem schnellen Ponygespan­n – und bekam für den Turniersie­g den Wanderpoka­l.
 ??  ?? Harry Forster und sein Team hatten das Kutschentu­rnier wie der perfekt organisier­t.
Harry Forster und sein Team hatten das Kutschentu­rnier wie der perfekt organisier­t.

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