Die Kontrolleure der „Teufelsgabeln“Mini Maus entdeckt
Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste funken in Bayern digital. Für zwei Spezialisten aus dem Landkreis Augsburg bedeutet das viel Arbeit in schwindelerregender Höhe Fund in der Nähe des Riedberger Horns
184 Meter über dem Boden ist kein Platz für Schwindelanfälle. Dustin Kragl und Jürgen Heuberger erklimmen regelmäßig solche Höhen. Die beiden Männer arbeiten fürs Landeskriminalamt und kontrollieren die 900 Masten, über die der Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten abgewickelt wird. Ihre wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind das Handy und ihre Klettergurte.
Die Fäden beim Digitalfunk in Bayern laufen in Königsbrunn, südlich von Augsburg, zusammen. Am dortigen Standort der Bereitschaftspolizei hat das Landeskriminalamt die Zentralstelle für den Freistaat gebaut. 87 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Einsatzkräfte sich im Ernstfall auf ihre Funkgeräte verlassen können. Die technische Wartung übernehmen insgesamt vier zertifizierte Firmen in den Regierungsbezirken. „Wir können nicht ständig Mitarbeiter von hier nach Oberfranken oder in die Oberpfalz schicken, um kleinere Reparaturen zu machen“, sagt der Leiter der Zentralen Stelle Digitalfunk, Johann Skwara.
Dustin Kragl und Jürgen Heuberger sind dafür zuständig, den externen Firmen auf die Finger zu schauen. Regelmäßig besuchen sie die Standorte der zwischen 30 und 184 Meter hohen „Teufelsgabeln“, wie die Antennen aufgrund ihrer Form mit einem Horizontal- und zwei schmalen Vertikalarmen genannt werden. Die Masten sind entweder aus Beton oder Metall, zur Einrichtung gehören ein Elektronikschrank und ein weiterer Schrank mit einem Notstromaggregat, das die Antenne bei Stromausfall in Betrieb hält.
Schäden betreffen meist die Hardware – also Antennen oder Kabel, die nicht mehr richtig funktionieren. Die Rechner in den Schränken tun ihren Dienst fast störungsfrei, sagt Kragl. Die Nutzer merken von solchen Ausfällen meist gar nichts: Das System ist so engmaschig, dass Ausfälle einzelner Masten ohne große Einschränkungen der Leistungsfähigkeit kompensiert werden können.
Die beiden Kollegen ergänzen sich in ihren Qualifikationen: Kragl ist Bauingenieur und kann sagen, ob ein Riss im Beton des Masts ein reparaturbedürftiges Problem ist oder nicht. Jürgen Heuberger hat lange für Mobilfunkanbieter gearbeitet und daher viel Erfahrung im Umgang mit der Technik. Auf den Masten fühlen sich beide zuhause: „Man gewöhnt sich sehr schnell an die Höhe. Was viele unterschätzen, ist eher, wie anstrengend das Klettern ist“, sagt Dustin Kragl.
Gesichert sind die Männer mit einem Klettergeschirr, das mit einem kleinen Schlitten in eine Schiene in der Leiter eingehängt wird. „Wir haben immer ein Rettungsgeschirr im Auto, mit dem wir im Notfall einen Kollegen abseilen können“, sagt Jürgen Heuberger. Wird ein Kletterer bewusstlos, kann er zwar nicht abstürzen, das Geschirr kann aber Adern abschnüren. Daher müssen die Antennenkletterer einmal im Jahr ihre Kenntnisse bei einem Lehrgang auffrischen.
Damit keine übermütigen Freizeitkletterer auf die Masten kraxeln, machen Metallplatten über der Leiter in zwei und fünf Metern Höhe den Aufstieg unmöglich. „Die erste Platte könnte man mit einer Räuberleiter eventuell noch überwinden, bei der zweiten geht nichts mehr“, sagt Jürgen Heuberger.
An belebteren Standorten, wie an der B17-Ausfahrt Königsbrunn-Süd, sind die Antennen mit einem Zaun gesichert. Um Zutritt zu bekommen, melden sich Kontrolleure und Techniker per Handy bei der Zentrale in Königsbrunn. Von dort wird die Anfrage an die Zentralstelle Digitalfunk nach Berlin weiterleitet, von wo aus die Mitarbeiter wiederum Codes aufs Handy bekommen, mit denen sich die Schlösser öffnen lassen.
Die Anreise ist für die Kontrolleure teilweise abenteuerlich. Neben gut erreichbaren Antennen wie an der B17 oder am Stadion des FC Augsburg gibt es auch Standorte in dichten Waldgebieten, wo das Navi nicht mehr weiterweiß, sagt Dustin Kragl: „Manchmal muss man länger suchen, weil man im Wald auch die höchsten Antennen nicht mehr sieht. Aber mittlerweile haben wir alle Standorte einmal durch, das erleichtert die Sache.“
Wirklich schwierig kann es im Hochgebirge werden. Antennen stehen auf der Zugspitze, dem Wank und anderen Gipfeln. Um dorthin zu kommen, brauchen mitunter sogar die Profis Hilfe: Im Winter hilft dann schon mal die Bergwacht mit Schneemobilen oder Hubschraubern aus und bringt Monteure zur Antenne. Nur wenn selbst die Bergwacht nicht mehr durchkommt, muss eine Reparatur auch einmal warten.
Sie wiegt nur etwa zehn Gramm, ist gelblich-grau und äußerst selten: die Waldbirkenmaus. Mitte August wurde das kleine Säugetier erstmals seit fast 40 Jahren wieder am Riedberger Horn im Oberallgäu gesichtet, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) am Freitag mitteilte. Der Säuger sei in eine Kamerafalle getappt und fotografiert worden. Die Falle sei im Zuge einer Bachelorarbeit aufgestellt worden. Die Maus zählt laut LBV deutschlandweit zu den seltensten Kleinsäugerarten und ist vom Aussterben bedroht.
Die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) ist an ihrem dunklen Rückenstrich, dem sogenannten „Aalstrich“, zu erkennen und daran, dass ihr Schwanz eineinhalbmal so lang ist wie ihr Körper. Mit ihren nur 50 bis 72 Millimetern Kopf-RumpfLänge und ihrem Gewicht von etwa zehn Gramm ist sie ein Winzling. Der LBV vermutet eine lokale Population in dem Gebiet und will es weiter untersuchen. „Bei den geplanten Eingriffsmaßnahmen rund um das Riedberger Horn muss dieser neue Aspekt unbedingt beachtet und geprüft werden“, sagte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer mit Blick auf geplante Modernisierungsarbeiten.
Bei manchen Standorten hilft nicht einmal das Navi