Um Luxus betrogen
Polizei ermittelt im wohl größten Immobilien-Kriminalfall Mallorcas
Das Angebot des Immobilienunternehmens war verlockend: nagelneue Traumhäuser und Wohnungen auf Mallorca zum Schnäppchenpreis. Viele Immobiliensuchende griffen zu und leisteten hohe Anzahlungen – auch etliche ausländische Käufer. Bis sie alle nach einigen Monaten feststellen mussten, dass sie einem Betrug aufgesessen waren und ihr Geld spurlos verschwunden ist.
Inzwischen ist der Chef dieses betrügerischen Immobiliennetzwerkes, ein 46-jähriger Spanier, über alle Berge. Er wird von Interpol gesucht. Zwei Mitarbeiter sitzen auf Mallorca in Untersuchungshaft. Bei dem Schwindel machten mehrere Immobilien- und Baufirmen mit. Die Polizei ermittelt gegen mehr als zehn Personen wegen Betrugs, Dokumentenfälschung und Geldwäsche. Der Fall gilt mittlerweile als der wohl größte Immobilienbetrug in der Geschichte Mallorcas.
Wenigstens 200 Immobilieninteressenten sollen in den vergangenen zwei Jahren über den Tisch gezogen worden sein. Sie alle hatten einen Kaufvertrag für ein Einfamilienhaus oder ein Apartment unterschrieben. Durchweg Neubauprojekte, die sie auf der Basis schöner Hochglanzprospekte und blumiger Verkaufsgespräche erworben hatten. Sie hatten sich verpflichtet, schon vor Baubeginn wenigstens zehn Prozent des Baupreises zu bezahlen.
Erst als die Bauarbeiten nicht wie zugesagt begannen und sie vom Immobilienunternehmen immer wieder vertröstet wurden, schöpften die Käufer Verdacht. Sie schalteten einen Anwalt ein, der herausfand, dass die angeblichen Neubauprojekte Lug und Trug waren: Es gab weder Baugrundstücke noch Baugenehmigungen der Behörden. Etliche dieser angeblichen Traumhäuser, die in Palma und in anderen mallorquinischen Orten entstehen sollten, waren zudem gleich mehrfach verkauft worden.
Inzwischen haben sich die geprellten Immobilienkäufer in einer Interessengemeinschaft organisiert in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas von ihrem Geld zurückzubekommen. Doch derzeit sieht es eher schlecht aus. Der Chef der Betrügerbande, der auf Mallorca auf großem Fuß lebte, hat sich offenbar nach Kolumbien abgesetzt. Sein Unternehmen, das unter dem Namen Lujo Casa in der Inselhauptstadt Palma firmierte, taucht nirgendwo mehr auf.
Die hohen Anzahlungen für die Neubauprojekte waren von der Immobilienfirma nicht, wie es in Spanien gesetzliche Pflicht ist, mit einer Bankbürgschaft oder Rückzahlungsversicherung abgesichert worden. Laut Gesetz müssen den Käufern bei solchen Anzahlungen entsprechende Garantien übergeben werden, damit sie im Falle von Problemen ihr Geld wiedersehen.
Die Betrogenen machen sich nun auf das Schlimmste gefasst: „Jetzt können wir nur noch beten, dass ,Charly‘, wie er von seinen Freunden genannt wurde, nicht alles Geld in Spielkasinos, Luxushotels und Champagner verprasst hat“, schreiben sie in einem gemeinsamen Kommuniqué.