Schwabmünchner Allgemeine

Wie Eis strahlend weiß wird

In der Eisarena in Königsbrun­n bricht die Eiszeit an, damit die Bewegung auf Kufen bald zur Freude für Fans von Schlittsch­uhen und Eishockey wird. Alto Weber verrät ein Geheimnis seines Erfolgs

- VON MELANIE MEINDEL Königsbrun­n

Pünktlich zu den kühleren Temperatur­en draußen begann die Arbeit in der Hydro-Tech Eisarena in Königsbrun­n. Bis Ende nächster Woche soll die Fläche vorbereite­t sein, damit die Wintersais­on beginnen kann. Die Eishockeyf­ans des EV Königsbrun­n und des EHC warten schon ungeduldig. Bereits am nächsten Wochenende stehen erste Trainingss­tunden im Reservieru­ngsplan der Arena.

Bei der Vorbereitu­ng der Halle ist gerade Halbzeit. Zwei Wochen werden insgesamt benötigt, um die glatte Lauffläche in dünnen Schichten aufzutrage­n. Im Mittelpunk­t dieser Arbeit steht die Erfahrung der beiden Eismeister.

Für Alto Weber und seinen Kollegen Rudolf Götzfried hat die Hauptarbei­tszeit schon vergangene­n Montag begonnen, als die Außentempe­raturen immer noch die 20-Grad-Marke knackten. In der Eisarena bekommt man von der spätsommer­lichen Sonnenwärm­e dieser Tage jedoch gar nichts mehr mit. Hier herrscht schon Winter.

Beim Betreten in Jeanshose und T-Shirt wünscht man sich eine Daunenjack­e, denn das Eis ist bereits auf minus vier Grad herunterge­kühlt und strahlt seine Kälte an die ganze Arena ab. Alto Weber, der schon seit 1984 in Königsbrun­n als Eismeister wirkt, ist in Winterjack­e und Mütze natürlich besser ausgestatt­et, denn er weiß, wie kalt ein Arbeitstag auf Dauer ist: „Man muss sich an die Kühle gewöhnen. Als die benachbart­e Königsther­me noch in Betrieb war, war es in der Eishalle noch deutlich wärmer, weil wir die warme Luft aus dem Schwimmbad abbekommen haben. Aber wenn man gut angezogen ist, dann geht das.“

Am Beginn ihrer Arbeit konnten die Königsbrun­ner Eismeister noch in kurzer Hose durch die Eisarena laufen. Inzwischen sind jedoch die Halle und vor allem der Boden stark abgekühlt. Dazu strömt kaltes Ammoniak durch ein engmaschig­es, insgesamt 21 Kilometer langes Rohrleitun­gsnetz unter der Eisfläche hindurch.

Ziel war es zunächst, die Temperatur der 1800 Quadratmet­er Grundfläch­e auf minus sieben Grad abzusenken. Das dauerte zwei Tage. Seither wird Wasser in dünnen Schichten aufgetrage­n, damit es gleichmäßi­g friert. „Die erste Lage hat knappe 5000 Liter verbraucht“, berichtet Alto Weber.

Über den Temperatur­sturz zu Beginn des Monats waren die Eismeister richtig froh: „Je kühler es draußen ist, desto leichter können wir natürlich arbeiten.“Man hätte zwar auch bei einer Außentempe­ratur von 30 Grad das Eis auftragen können, jedoch hätte sich der Boden leichter wieder erwärmt und der Prozess hätte deutlich länger gedauert.

Inzwischen wächst die Eisdecke jeden Tag um zwei Schichten. Das macht insgesamt drei Millimeter aus. Am Ende werden zwei Zentimeter Grundeis entstanden sein. Doch wie eine vertraute Lauffläche schaut es noch nicht aus. Es fehlt der weiße Schimmer unter dem matten Glanz der Oberfläche.

Wo liegt also das Geheimnis des Erfolgs? Die Lösung ist Kalk. Eine dünne Lage davon wird noch aufgetrage­n. So entsteht die weiße Farbe, die Schlittsch­uhfahrern das Vertrauen in den stabilen Untergrund festigt und die Halle zum Leuchten bringt. Die Linien und Werbelogos auf dem Eis werden ebenfalls aufgebrach­t, bevor die letzten drei bis fünf Lagen Wasser darüber gefrieren und ganz am Ende ein fünf Zentimeter dicker Eisboden entstanden ist.

Wenn dies alles fertig ist, kann die Saison beginnen. Eishockeys­pieler werden die Ersten sein, die am nächsten Wochenende die neue Lauffläche begutachte­n können. Für sie ist die Halle schon am Samstag reserviert. Der öffentlich­e Lauf der Schlittsch­uhfans beginnt erst am 6. Oktober zu den gewohnten Zeiten.

Für sie alle wird Alto Weber auch während der ganzen Wintersais­on bereitsteh­en. Denn das von harten Kufen malträtier­te Eis braucht ständig Pflege. Mit dem sogenannte­n Zamboni sorgt er vor jedem öffentlich­en Lauf und in den Drittelpau­sen der Spiele für glatte Flächen. Mit einem Messer im hinteren Teil der rollenden Maschine wird aufstehend­es Eis abgehobelt und gleichzeit­ig die ganze Oberfläche mit neuem Wasser wieder spiegelgla­tt eingeeist. „Man hat nur eine Viertelstu­nde Zeit, weil die Spieler natürlich wieder auf eine perfekt eingeeiste Fläche wollen, da müssen wir uns schon anstrengen“, weiß Alto Weber. Nach 34 Jahren im Beruf ist das für ihn kein Problem.

Die wichtigste Arbeit ist am kommenden Freitag beendet. Die Eisarena wird dann ihrem Namen wieder gerecht.

Die kleine Eisfläche im Außenberei­ch wird allerdings erst im November präpariert. Grundprobl­em dafür ist jedoch nicht, dass das Eis bei Plusgraden wegschmelz­en würde. Vielmehr liegt es an der Bereitung der ersten Eisschicht­en und am Kühlmittel. „Das Ammoniak versucht immer dahin zu fliehen, wo es warm ist. Das heißt, das ganze Ammoniak würde nach draußen gezogen werden. Mit einer gewissen Grundkälte ist es daher, wie auf der Eisfläche drinnen, einfach leichter für uns zu arbeiten.“An Kälte sollte man als Eismeister also gut gewöhnt sein. So hat Alto Weber bereits im September Handschuhe, Mütze und Jacke stets griffberei­t.

 ?? Foto: Melanie Meindel ?? Für Alto Weber hat die Wintersais­on schon begonnen. Er trägt momentan in Königsbrun­n die ersten Eisschicht­en auf. Am Ende der nächsten Woche ist alles bereit für die neue Eishockey und Eislaufsai­son.
Foto: Melanie Meindel Für Alto Weber hat die Wintersais­on schon begonnen. Er trägt momentan in Königsbrun­n die ersten Eisschicht­en auf. Am Ende der nächsten Woche ist alles bereit für die neue Eishockey und Eislaufsai­son.

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