Fluch und Segen
Die Wertachkliniken haben einen sehr guten Ruf. Das hängt mit ihrer Erfolgsgeschichte seit der Fusion vor weit über zehn Jahren zusammen und mit den guten Erfahrungen vieler Patienten, die seither dort versorgt wurden. Auch von auswärts folgten sie dem guten Ruf des Personals, was durch die Anwerbung namhafter Spezialisten noch befördert wurde. Nicht umsonst bereiten sich die Wertachkliniken vor, auch als Partner des Uniklinikums Augsburg ihren Erfolg auszubauen. Und alles, was sie machen, meinen sie gut.
Der makellose Ruf ist ein Segen, doch auch Fluch. Zu makellos wurde er in der Vergangenheit gehalten. Fragen zu kritischen Themen wurden gerne zunächst so beantwortet, als hätten sie mit den heimischen Krankenhäusern nichts zu tun. Das hatte Tradition schon unter früherer Leitung. Nur ein Beispiel: Als Krankenhauskeime in ganz Deutschland ein Thema wurden, hieß es in Schwabmünchen nur: Bei uns verhindert das ein Vorbeugesystem. Klar, das denkt jedes Krankenhaus und ging auch gut so. Das Qualitätsmanagement an den Wertachkliniken ist tatsächlich umfassend. Aber zur Anfrage von Ende 2017, ob die Geburtenstation in Schwabmünchen gefährdet sei, wollte man zunächst auch wenig darüber sprechen. Es gab schönere Neuigkeiten. Erst Leserbriefe machten das Problem deutlich.
Wenn man aus dem Wirbel um den Brandbrief der Bürgerinitiative Pro Geburtenstation eine Lehre ziehen will, könnte sie lauten: Zur Vertrauensbildung gehören nicht nur gute Nachrichten. Zur Transparenz verhilft Kommunikation, bevor die Spatzen ihre eigene Version von den Dächern pfeifen.