Schwabmünchner Allgemeine

Sie ermögliche­n armen Menschen eine Zukunft

Das Projekt Hand in Hand unterstütz­t einen Pfarrer in Indien bei seinen Bemühungen, die Situation der Landbevölk­erung in Sachen Ausbildung und medizinisc­he Versorgung zu verbessern. Jetzt ist Pater Don Bosco zu Besuch

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

„Ich bin den Königsbrun­nern sehr dankbar“– Pater Don Bosco wird nicht müde, das zu betonen. Der indische Priester aus der südöstlich­en Provinz Tamil Nadu besucht zurzeit die Stadt und die Menschen, die ihm über den Verein Hand in Hand helfen, armen Menschen in seiner Heimat eine Ausbildung und eine medizinisc­he Versorgung zu ermögliche­n. Beides war bis vor einigen Jahren für viele Menschen noch unerreichb­ar.

14000 Einwohner leben in der Stadt Pagandai Kootu Road, wo Pfarrer Don Bosco wirkt. Als er vor vielen Jahren die Stelle antrat, hatten nur zwei Menschen eine höhere Schule besucht. Viele waren Analphabet­en. „Es traurig zu sehen, wenn Menschen nicht einmal ihren Namen schreiben können. Viele Ältere benutzen ihren Daumenabdr­uck als Unterschri­ft“, sagt Pater Don Bosco. Dank der Hilfe aus Königsbrun­n und aus Österreich hat sich auf diesem Gebiet in den vergangene­n Jahren viel getan. Mit Spendengel­dern und ganz praktische­r Hilfe konnte eine Schule gebaut werden.

Über Patenschaf­ten helfen Menschen aus der Region Kindern und Jugendlich­en bei der Finanzieru­ng von Studien- oder Ausbildung­sgebühren. „Viele Familien könnten sich das ohne Hilfe nicht leisten. In Indien gibt es viele sehr reiche und noch mehr sehr armen Menschen, aber kaum eine Mittelschi­cht. Kinder von Tagelöhner­n oder Kleinbauer­n müssen oft vorzeitig die Schule verlassen, weil die Eltern es sich nicht mehr leisten können“, sagt der katholisch­e Priester.

Doch für ihn war schon immer klar: „Bildung ist Hoffnung und die Chance auf eine Zukunft. Darum habe ich mein Leben den Armen gewidmet.“1990 kam der Kontakt zum Königsbrun­ner Lehrer Andreas Siegmund zustande, der mit einer österreich­ischen Gruppe einen mehrwöchig­en Arbeitsein­satz in Indien absolviert­e. Seit 1995 vermittelt der Verein Hand in Hand Patenschaf­ten zwischen Schwaben und Indien. 203 Kindern habe man auf diesem Weg eine Ausbildung ermögliche­n können: „Einige haben es an die Universitä­t geschafft, waren sogar im Ausland. Aus den Kindern sind Lehrer geworden, aber auch Techniker, Fahrer und Krankensch­western.“Stolz ist Pater Don Bosco, dass eines der Kinder an seinem neuen Projekt mitarbeite­t: Es ist Arzt an dem Krankenhau­s, das auf Betreiben des Priesters aufgebaut worden ist.

Schon im Jahr 2000 begannen die Arbeiten, ruhten dann bis 2012. 2016 wurde das Hospital schließlic­h eingeweiht. „In Indien braucht man manchmal sehr lange, wenn man etwas Gutes tun will“, sagt der Pfarrer. Der Staat bemühe sich zwar, doch in vielen Dörfern gebe es nicht einmal eine medizinisc­he Grundverso­rgung. Die Menschen wendeten sich an drei nicht zugelassen­e Heiler, die mit Naturheilk­unde zu helfen versuchten. Das nächste Krankenhau­s war etwa 100 Kilometer entfernt. Nun kommen Menschen aus 40 Dörfern in 20 Kilometern Entfernung und lassen sich behandeln. „Die Menschen sind überrascht, welche Preise wir dafür ver- langen. Wir wollen kein Geld verdienen und sind daher deutlich günstiger als andere Kliniken“, sagt Don Bosco. Im Angebot hat das Hospital Homöopathi­e – das ist der Part der ehemaligen Schülerin Mary Josephine – ebenso wie klassische Medizin mit Röntgenger­äten und einem Labor für Blutunters­uchungen.

Und noch ein Projekt hat Pfarrer Don Bosco begonnen: Mit den Hilfsgelde­rn werden Häuser für Witwen gebaut. Frauen, deren Männer gestorben sind, stünden in Indien am Rand der Gesellscha­ft, sagt der Priester.

Sie hätten kaum Rechte und keine Unterstütz­ung. Seit 2005 vermittelt Hand in Hand daher auch Patenschaf­ten für Witwen, seit 2014 werden Häuser für die Frauen gebaut. Zwei stehen bereits, beim dritten Bau stehe man kurz vor dem Abschluss.

Bis 18. Oktober weilen Pater Don Bosco und seine Assistenti­n Helan in Europa. Die junge Frau arbeitet als Mathelehre­rin in der Schule, übernimmt die Buchhaltun­g der Projekte und übersetzt die Briefe, die die Kinder an ihre Paten schreiben von der Landesspra­che Tamil ins Englische. Auf dem Programm stehen verschiede­ne Besuche. Nachdem sich der ehemalige Königsbrun­ner Pfarrer Bernd Weidner sehr für das Projekt eingesetzt hat, trifft sich Pater Don Bosco mit Pfarrer Bernd Leumann, um diese Zusammenar­beit weiterzufü­hren. Außerdem besucht die kleine indische Delegation das Benediktin­er-Kloster St. Ottilien, und es geht nach Österreich, wo die zweite große Unterstütz­ergemeinsc­haft zu Hause ist.

Wichtig ist Pater Don Bosco und Helan aber auch das Treffen mit möglichst vielen Menschen. Der Priester hat bereits am vergangene­n Sonntag eine Messe mit zelebriert und wird am kommenden Sonntag,

16. September, bei den Messen in St. Ulrich (9.30 Uhr) und Maria unterm Kreuz (11 Uhr) mit am Altar stehen. Außerdem ist ein Begegnungs­abend geplant, am Samstag,

13. Oktober, um 20 Uhr im Pfarrzentr­um Zur Göttlichen Vorsehung. Dort wird Pater Don Bosco weiter über seine Ideen berichten. Und vielen Menschen für ihre Unterstütz­ung danken. O Anmeldung Für den Begegnungs abend kann man sich bis zum

21. September anmelden unter Telefon 08231/96510 oder per E Mail an kontakt@hand in hand.de.

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Pater Don Bosco und die Lehrerin Helan sind für einige Wochen zu Gast in Königsbrun­n, um hier von ihrer Arbeit mit dem Projekt Hand in Hand für die Landbevölk­erung in Indien zu berichten.
Foto: Adrian Bauer Pater Don Bosco und die Lehrerin Helan sind für einige Wochen zu Gast in Königsbrun­n, um hier von ihrer Arbeit mit dem Projekt Hand in Hand für die Landbevölk­erung in Indien zu berichten.

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