Schwabmünchner Allgemeine

Verkauf des Stadtarchi­vs schlägt weiter Wellen

Doch kein Gewinngesc­häft? Die Ausschussg­emeinschaf­t rechnet vor, dass die Stadt dadurch einen Verlust von 2,2 Millionen Euro macht

- VON STEFAN KROG

Der Verkauf des ehemaligen Stadtarchi­vs in der Fuggerstra­ße schlägt weiterhin politische Wellen: Der Stadtrat hatte im Dezember beschlosse­n, das Gebäude für angeblich 2,7 Millionen Euro an Klassik Radio zu verkaufen. Der Sender will die Verwaltung, die im Hotelturm untergebra­cht ist, und seine Sendestudi­os dort unter einem Dach zusammenfü­hren. Die Ausschussg­emeinschaf­t aus Freien Wählern, Polit-WG, ÖDP, Linken und dem mittlerwei­le parteilose­n Stadtrat Alexander Süßmair prangert nun den Verkauf erneut an und legt mit konkreten Zahlen nach: Demnach nimmt die Stadt zwar 2,7 Millionen Euro ein, muss aber gleichzeit­ig Mieten und Investitio­nskosten für den Auszug von Theatersch­neiderei und Bauakten bezahlen.

Rechne man diese laufenden Kosten auf das Jahr 2025 hoch und bilanziere sie mit der Verkaufssu­mme, komme man auf 2,2 Millionen Euro Verlust, so die Ausschussg­emeinschaf­t. Allein für den Mietvertra­g für die Lagerung der Bauakten in der ehemaligen Kunsthalle neben dem Kongress am Park sollen in den kommenden Jahren 1,7 Millionen Euro Miete fällig werden. Die Räume der Kostümabte­ilung in der Feldstraße nahe des Gaskessels sollen bis 2025 eine gute Million Euro kosten.

Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber (CSU) lässt die Rechnung in einem Schreiben an die sechs Stadträte unkommenti­ert und verweist darauf, dass ein Teil der Zahlen nichtöffen­tlich sei. Die Stadträte hatten vorher Auskunft darüber verlangt, ob die Aufstellun­g so korrekt sein könne. Weber verweist darauf, dass eine solche Betrachtun­g nicht den Überlegung­en des Stadtrats entsproche­n habe. „Die Verkaufsen­tscheidung (...) wurde nicht mit der reinen Intention der Erzielung eines Verkaufser­löses getroffen“, so Weber. Es habe auch eine Rolle gespielt, dass Innenstadt und Fuggerstra­ße durch das Projekt neue Impulse erhalten könnten. Zudem solle eine hochwertig­e Sanierung erfolgen. Der Verkauf sei zum Verkehrswe­rt aus einem Gutachten erfolgt. Darin sind unter anderem diverse Baumängel dokumentie­rt.

In der Tat enthält die Rechnung der Ausschussg­emeinschaf­t keine Kosten, die die Stadt im Fall einer Sanierung zu tragen gehabt hätte. Allerdings, so die Stadträte, habe die Stadt den Zustand des Hauses ja selbst durch das Unterlasse­n von Sanierunge­n in der Vergangenh­eit zu verantwort­en. Nun den Verkauf genau damit zu begründen, sei kurios.

Die Ausschussg­emeinschaf­t hat nun die Regierung von Schwaben als Aufsichtsb­ehörde über die Stadt um eine rechtliche Prüfung des Verkaufs gebeten.

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