Liebe zu einer Kneipe
Ein Dokumentarfilm über das Café Neruda
Der Dokumentarfilm „Pablos Wohnzimmer – sieben Jahre Kulturcafé Neruda“entstand zwischen Februar und Sommer 2018. Die Fotografen Mustafa Mokhtari und Mercan Fröhlich-Mutluay pilgerten mit ihren Kameras beinah jeden Abend in das Kulturcafé Neruda im Domviertel. Pflasterstraße, Hinterhof, gegenüber ein Pflegeheim, dessen Bewohner der Maler und Neruda-Wirt Fikret Yakaboylu jedes Jahr zum Nachbarschaftsfest einlädt und bei Bedarf persönlich abholt.
Sie zeigen internationale Kochworkshops, Deutschkurse für Flüchtlinge und, wenn es dunkel wird: Konzerte und Jamsessions. Und weil die beiden Filmemacher und Fotografen selbst Teil dieser Szene sind, öffneten sich die Protagonisten für persönliche Statements, die zu einem unterhaltsamen Stück Augsburger Kulturgeschichte zusammen geschnitten wurden. Der 45-minütige Film zeigt eindrücklich, wie „kulturelle Teilhabe“geht.
Kameramann Mustafa Mokhtari, 56, ist Profi. Er studierte in Kabul Fotografie und war vor 1992, als die Taliban Staatspräsident Mohammed Nadschibullah stürzten und hinrichteten, dessen persönlicher Fotograf. Er verließ Afghanistan, schlug sich durch und war 2015 einer jener 3000 Flüchtlinge, die es nach Augsburg verschlug. Seine Frau und zwei Söhne lebten schon vorher in München.
Mercan Fröhlich-Mutluay kam erst auf Umwegen zur Fotografie. Ihre Eltern waren Gastarbeiter. Sie brachten sie als Fünfjährige aus einem anatolischen Dorf mit nach Baden-Württemberg und nahmen sie als 15-Jährige gegen ihren Willen wieder mit zurück. Mercan machte als erstes Mädchen des Dorfes Abitur. Ihr Biologiestudium führte sie nach Bayreuth. Mit ihrem Mann, einem Lehrer, lebte sie wiederum lange in Istanbul und Rom. Dort begann sie 2015 mit dem Fotografieren. Die türkische Botschaft stellte ihre Arbeiten aus, weitere Präsentationen folgten. Seit 2017 wohnt sie mit ihrem Mann – jetzt Lehrer am Holbein-Gymnasium – und ihren beiden fast erwachsenen Kindern in Augsburg. Ins „Neruda“fand sie durch Mundpropaganda. Ihr Film ist eine einfühlsame musikalische Liebeserklärung an die Kneipe, ihren Wirt und seine Gäste.