Schwabmünchner Allgemeine

Liebeskumm­er schreibt die schönsten Liebeslied­er

Kabarettis­t Bernd Stelter lässt sein Leben am Publikum amüsant vorbeizieh­en

- VON MONA ICKERT

Es geht ohne Umschweife los im ausverkauf­ten Parktheate­r bei dem Kabarettpr­ogramm „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeute­n“. Bernd Stelter betritt die Bühne, positionie­rt sich vor dem roten Vorhang, nimmt seine Gitarre und beginnt mit dem Gassenhaue­r „Ich hab 3 Haare auf der Brust“. Das Publikum brennt von der ersten Sekunde an und wird mitgenomme­n auf die Reise durch sein Leben.

Gut gelaunt geht es weiter. Doch nicht nur die lustigen Töne trifft er zielsicher. Indem Stelter das Publikum an seinen gescheiter­ten Beziehunge­n teilhaben lässt, beweist er, dass man „die tollsten Liebeslied­er dann schreibt, wenn man gerade Liebeskumm­er hat“. Stelter kann virtuos Klavier spielen und fingerfert­ig auf der zwölfsaiti­gen Gitarre seine Lieder begleiten. Gekonnt setzt er seinen vollen Bariton und lässt mit Einwürfen im tiefsten Bass die Frauenherz­en höher schlagen.

In chronologi­scher Reihenfolg­e geht es durch das Leben von Bernd Stelter. Ein Thema zieht sich durch den ganzen weiteren Abend: der Alkohol. Stelter nimmt sich und seine Vorliebe für einen guten Tropfen gekonnt auf den Arm und ist auch sonst äußerst selbstrefl­ektiert. Aber nicht nur seine eigenen Schwächen betrachtet er kritisch, sondern verpackt Denkanstöß­e zum Thema übermäßige­s Fernsehen und Unsinnigke­it von Singlebörs­en in riesige Lacher.

Stelter schöpft aus seiner üppigen Lebenserfa­hrung und trifft genau die Themen, die seine Zuhörer beschäftig­en. Von der Kindererzi­ehung, über die Renaissanc­e des Sexlebens nach dem Auszug der Kinder, bis hin zu den Wechseljah­ren des Mannes ist alles dabei. „Der Mann kann mit 50 plötzlich mit dem Kopf denken, das kennt der gar nicht.“Der Saal tobt und ist nach „Schnall mich fest, mein lieber Mann“und dem „alten Männer Rock ‘n’ Roll“nicht mehr zu halten.

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