Liebeskummer schreibt die schönsten Liebeslieder
Kabarettist Bernd Stelter lässt sein Leben am Publikum amüsant vorbeiziehen
Es geht ohne Umschweife los im ausverkauften Parktheater bei dem Kabarettprogramm „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten“. Bernd Stelter betritt die Bühne, positioniert sich vor dem roten Vorhang, nimmt seine Gitarre und beginnt mit dem Gassenhauer „Ich hab 3 Haare auf der Brust“. Das Publikum brennt von der ersten Sekunde an und wird mitgenommen auf die Reise durch sein Leben.
Gut gelaunt geht es weiter. Doch nicht nur die lustigen Töne trifft er zielsicher. Indem Stelter das Publikum an seinen gescheiterten Beziehungen teilhaben lässt, beweist er, dass man „die tollsten Liebeslieder dann schreibt, wenn man gerade Liebeskummer hat“. Stelter kann virtuos Klavier spielen und fingerfertig auf der zwölfsaitigen Gitarre seine Lieder begleiten. Gekonnt setzt er seinen vollen Bariton und lässt mit Einwürfen im tiefsten Bass die Frauenherzen höher schlagen.
In chronologischer Reihenfolge geht es durch das Leben von Bernd Stelter. Ein Thema zieht sich durch den ganzen weiteren Abend: der Alkohol. Stelter nimmt sich und seine Vorliebe für einen guten Tropfen gekonnt auf den Arm und ist auch sonst äußerst selbstreflektiert. Aber nicht nur seine eigenen Schwächen betrachtet er kritisch, sondern verpackt Denkanstöße zum Thema übermäßiges Fernsehen und Unsinnigkeit von Singlebörsen in riesige Lacher.
Stelter schöpft aus seiner üppigen Lebenserfahrung und trifft genau die Themen, die seine Zuhörer beschäftigen. Von der Kindererziehung, über die Renaissance des Sexlebens nach dem Auszug der Kinder, bis hin zu den Wechseljahren des Mannes ist alles dabei. „Der Mann kann mit 50 plötzlich mit dem Kopf denken, das kennt der gar nicht.“Der Saal tobt und ist nach „Schnall mich fest, mein lieber Mann“und dem „alten Männer Rock ‘n’ Roll“nicht mehr zu halten.