Wertachklinik: „Weichen für die Zukunft gestellt“
Landrat stellt sich vor das Krankenhaus und legt Fakten auf den Tisch. Noch ist aber keine Lösung für die Schwabmünchner Geburtenstation in Sicht
In Brandbriefen an Schwabmünchner Stadträte und an den Landrat kursierten (wie berichtet) Gerüchte um Veränderungen an der Wertachklinik Schwabmünchen. Sogar die Frage, ob dem Haus das Aus drohen könnte, stand im Raum. Gestern Nachmittag haben Vertreter des Landkreises, der Städte sowie der Wertachklinik und des Verwaltungsrates Stellung genommen. „An den Behauptungen um eine Schließung ist null Komma null dran“, sagte Landrat Martin Sailer gleich zu Beginn des Treffens im Krankenhaus, an dem auch die Bürgermeister aus Schwabmünchen und Bobingen, Lorenz Müller und Bernd Müller, der Vorstand der Wertachklinik Martin Gösele, Verwaltungsratsvorsitzender Karl-Heinz Wagner und der Leitende Verwaltungsdirektor am Landratsamt, Michael Püschel, teilnahmen.
Die Gerüchte hätten den Wertachkliniken enorm geschadet. Mitar- und Bürger seien unnötig beunruhigt worden. Nie sei in irgendwelchen Gremien über eine Schließung gesprochen worden. „Aus Halbwahrheiten ist da etwas konstruiert worden“, so Sailer, der vor allem den Kreisfraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, Fabian Mering, kritisiert. „Sein Verhalten ist auch in Wahlkampfzeiten nicht zu rechtfertigen. Ihm geht es nicht um das Wohl des Klinikstandortes, sondern um persönliche Profilierung.“
Dass nur eines der beiden Krankenhäuser schließe, sei sowieso nicht möglich, stellt Püschel klar. Beide oder keines: „Die Wertachkliniken in Schwabmünchen und Bobingen gehören zusammen. Das eine kann ohne das andere nicht.“
Allein im Jahr 2018 seien knapp zwei Millionen Euro für Investitionen und Sanierungsmaßnahmen in die Wertachkliniken gesteckt worden, rechnet Gösele vor. In den vergangenen drei Jahren waren es sogar mehr als 16 Millionen. Seit zehn Jahren bestätigen Wirtschaftsprüfer den positive Betriebsergebnisse. Und die Patientenzahlen steigen stetig, versichert der Klinik-Chef. Gösele räumt zwar ein, dass die Krankenhauslandschaft derzeit ein schwieriges Terrain sei und auch die Wertachkliniken von der allerorts herrschenden Personalknappheit im Pflegebereich nicht verschont bleiben, aber „wir haben das alles trotzdem erfolgreich geschafft in den vergangenen Jahren“. Auch ein Personalwechsel in der Ärzteschaft sei ein völlig normaler Vorgang.
Lorenz Müller betonte, dass die Weichen für die Zukunft der Wertachkliniken gestellt seien. In den kommenden Jahren seien große bauliche und medizinische Investitionen geplant, wie die Erweiterung der Radiologie oder die Digitalisierung mit dem Ziel der elektronischen Patientenakte.
Auch von der künftigen Uniklinik Augsburg erhofft man sich weitere positive Effekte. „Es ist davon auszugehen, dass die Wertachkliniken als Grundversorger eine umso wichbeiter tigere Rolle in Zukunft spielen. Die Bedeutung der beiden Häuser wird zunehmen. Gleichzeitig ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit“, sagt Gösele. So bietet sich für Schwabmünchen und Bobingen gemeinsam die Chance, Lehrkrankenhaus zu werden.
Gerüchte über einen dritten Kreißsaal in Bobingen dementiert Gösele. Lediglich ein Stillzimmer wurde zum Wehenraum umfunktioKliniken niert, da Bobingen derzeit ein hohes Geburtenaufkommen hat. Allein 52 im August.
Wie es mit der Geburtenstation in Schwabmünchen weitergeht, ist indes noch unklar. Nach wie vor mangelt es an Hebammen. Trotz finanzieller Anreize, zahlreicher Stellenanzeigen, Besuche in der Hebammenschule und der Planung einer Hebammenpraxis zeichnet sich noch keine langfristige Lösung ab.