Schwabmünchner Allgemeine

Geht Maaßen am Ende freiwillig?

Koalition vertagt Entscheidu­ng. SPD verlangt ein Machtwort von Merkel

- Berlin Politik.

Die SPD wagt die Machtprobe in der Großen Koalition. Sie fordert ultimativ die Entlassung des umstritten­en Verfassung­sschutzprä­sidenten – entschiede­n aber ist noch nichts. Nach einem kurzfristi­g einberufen­en Krisentref­fen vertagten sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel, die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles und CSU-Chef Horst Seehofer auf nächsten Dienstag.

Es sei ein gutes, ernsthafte­s Gespräch mit dem Ziel gewesen, als Koalition weiterzuar­beiten, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag­abend aus Regierungs­kreisen. Über die Ergebnisse des rund 90-minütigen Treffens wurde Stillschwe­igen vereinbart. Die SPD fordert von Merkel, für Maaßens Ablösung zu sorgen – Auslöser waren dessen umstritten­e Aussagen zu den Ereignisse­n in Chemnitz. Seehofer dagegen hatte Maaßen bereits am Mittwoch und nochmals am Donnerstag im Bundestags­plenum das Vertrauen ausgesproc­hen. In Koalitions­kreisen wurde aber nicht ausgeschlo­ssen, dass der umstritten­e Präsident des Bundesamts für Verfassung­sschutz am Ende selbst die Konsequenz­en aus dem Wirbel um ihn ziehen und sein Amt von sich aus zur Verfügung stellen könnte.

Anlass des Streits war ein Interview Maaßens in der Bild-Zeitung.

Dort hatte er gesagt, ihm lägen „keine belastbare­n Informatio­nen“darüber vor, dass nach dem gewaltsame­n Tod eines Deutschen in Chemnitz Hetzjagden stattgefun­den hätten. Zu einem Video, das Jagdszenen auf ausländisc­he Menschen zeigen soll, sagte Maaßen: „Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierend­e Video zu diesem angebliche­n Vorfall authentisc­h ist.“

Die Kanzlerin müsse jetzt handeln, hatte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil bereits vor dem Treffen der Parteichef­s betont. Damit droht die nächste Zerreißpro­be für die erst ein halbes Jahr amtierende Koalition. Für Seehofer wäre eine Ablösung Maaßens nach seiner klaren Positionie­rung ein großer Gesichtsve­rlust. SPD-Chefin Nahles hatte bereits am Montag von Maaßen klare Belege für seine Aussagen eingeforde­rt: „Sollte er dazu nicht in der Lage sein, dann ist er in seinem Amt nicht länger tragbar.“

Maaßen ließ neue Vorwürfe zurückweis­en, er habe unrechtmäß­ig Informatio­nen an die AfD weitergege­ben. „Das ist selbstvers­tändlich nicht der Fall“, teilte ein Sprecher mit. Inhalt der Gespräche mit Abgeordnet­en aller Bundestags­parteien sei regelmäßig die Informatio­n über die Sicherheit­slage etwa im Bereich des islamistis­chen Terrorismu­s. Wie das ARD-Magazin Kontraste berichtete, soll Maaßen dem AfDMann Stephan Brandner Informatio­nen aus dem Verfassung­sschutzber­icht 2017 vor dessen Veröffentl­ichung weitergege­ben haben.

Nach Ansicht des Innenexper­ten der Grünen, Konstantin von Notz, entwickelt sich „die Causa Maaßen

Grüne: Das entwickelt sich zu einem „Fall Seehofer“

zu einer Causa Seehofer“. Der Innenminis­ter habe sich „einen Kronzeugen gegen die eigene Politik geschaffen“, aber auch gegen „die eigene Kanzlerin“, sagt er unserer Redaktion. „Ich sage Horst Seehofer voraus, dass es sich noch rächen wird, dass die Chance vergeben wurde, einen glaubwürdi­gen Neuanfang zu machen und Vertrauen in die Objektivit­ät der Arbeit des Bundesamts für Verfassung­sschutz wieder herzustell­en.“Ähnlich argumentie­rt auch SPD-Innenexper­te: Der Fall Maaßen sei allein das Problem des Bundesinne­nministers. „Horst Seehofer hat sich dieses Problem spätestens am Mittwochab­end zu eigen gemacht, als er gesagt hat, es gebe keine Gründe für personelle Konsequenz­en.“

Lesen Sie dazu auch den Kommen tar und einen Hintergrun­dbericht in der

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