Schwabmünchner Allgemeine

Gurken aus dem ewigen Eis

Warum deutsche Forscher am Südpol Gemüse anbauen

- VON MARKUS BÄR

Deutschlan­ds südlichste­s Gewächshau­s steht zurzeit in der Antarktis. Dort haben Wissenscha­ftler der deutschen Forschungs­station „Neumayer III“kiloweise frisches Gemüse gezüchtet. In einem gut isolierten Container. Ohne Tageslicht, Erde und Pestizide. Und draußen hat es bis zu 42 Grad minus. Klappt gut.

Vor allem die Gurken gedeihen ordentlich. So sehr, dass sie der Crew schon fast wieder zu den Ohren rauskommen. Nur mit den Erdbeeren hapert es noch. Die künstliche Befruchtun­g macht Probleme. Zweck der Übung ist aber nicht, Antarktisf­orscher mit Vitaminen zu versorgen. Auftragebe­r ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Und dem geht es darum, dass die Mannschaft­en von Mond- und Marsmissio­nen frisches Grün auf den Teller bekommen.

Die Raumfahrt hat ja bekanntlic­h schon viele Entwicklun­gen und Erfindunge­n hervorgebr­acht, die dann ihren Weg in den Alltag der Menschen fanden. Beliebte Beispiele sind etwa Ohrthermom­eter, Akkuwerkze­uge, Trinkwasse­rfilter, Satelliten­fernsehen und -navigation. Hochsensib­le Kameras, die

60 000 Grauabstuf­ungen für Kometen zuordnen können, unterschei­den inzwischen auch Nebelschwa­den von Waldbrandr­auch. Und so weiter. Die Testergebn­isse der antarktisc­hen Gurkenzüch­ter werden womöglich eines Tages aber nicht nur auf das Leben auf Mond und Mars Einfluss haben. Elf Megametrop­olregionen mit über 20 Millionen Einwohnern gibt es bereits (Spitzenrei­ter ist Tokio mit 38 Millionen). Tendenz: steigend. Hightech-Gewächshäu­ser im Kühlschran­kformat für immer noch mehr Hochhausap­partements – sie werden vielleicht die Standard-Kleingärte­n der Zukunft sein. Leider.

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Foto: stock.adobe.com

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