Schwabmünchner Allgemeine

Protest gegen AfD formiert sich

Alice Weidel und Björn Höcke kommen am Samstag in die Region. Warum das mancherort­s zu Zerwürfnis­sen führt

- VON MICHAEL BÖHM Kissing/Krumbach

Er ist einer der bekanntest­en Politiker der AfD und gleichzeit­ig einer ihrer rechtesten: Björn Höcke. Er kritisiert, „dass Hitler als absolut böse dargestell­t wird“, er nennt das HolocaustD­enkmal in Berlin ein „Denkmal der Schande“und führte zuletzt zusammen mit Hooligans und Neonazis einen sogenannte­n „Trauermars­ch“in Chemnitz an, nachdem dort mutmaßlich ein Flüchtling einen Deutschen erstochen hatte. An diesem Samstag wird der thüringisc­he Fraktionsv­orsitzende der Partei dem Landkreis Aichach-Friedberg einen Besuch abstatten.

In einem Gasthaus in Kissing soll er zu rund 200 Gästen sprechen – während sich vor der Tür voraussich­tlich Protest gegen Höcke und Co. formieren wird. Ein breites Bündnis aus mehreren Parteien und Organisati­onen hat für 11 Uhr eine Gegendemon­stration unter dem Motto „Vielfalt ist stärker“auf dem Rathauspla­tz angemeldet. „Uns ist es wichtig, zu betonen, dass wir für die Werte einer offenen Gesellscha­ft eintreten. Extremismu­s, Gewalt, Hass und Angstmache­rei können und dürfen nie das Mittel von Demokraten sein!“, schreiben die Initiatore­n im Internet.

Die Organisato­ren der AfDVeranst­altung sehen den Protesten gelassen entgegen. „Das hält eine Demokratie aus“, sagt Josef Settele, Landtagska­ndidat der AfD aus Aindling. Die Polizei wisse Bescheid und ein privater Sicherheit­sdienst werde dafür sorgen, dass „keine Krawallmac­her“in den Saal des Landgastho­fs Alt-Kissing kämen. Ab 13 Uhr soll dort schließlic­h Björn Höcke seine Sicht der Dinge zum Thema „Unrecht beenden, Grenzen schützen“darlegen.

Dass Höcke aufgrund wiederholt völkischer, rassistisc­her und rechtsextr­emer Äußerungen selbst innerhalb der eigenen Partei umstritten ist und im Mai nur knapp einem Rauswurf entgangen war, stört Organisato­r Settele, der in den 90er Jahren für die Republikan­er im Kreistag saß, derweil nicht. Auch das müsse eine Demokratie aushalten, „und Demokraten sind wir doch alle“, sagt er. Zudem gebe es in der CSU linksgeric­htete Politiker, in der SPD rechtsgeri­chtete und „bei den Grünen gemäßigte und linksversi­ffte“– da sei es doch nicht verwunderl­ich, wenn es auch in der AfD einen rechten und einen linken Flügel gebe: „Da muss man sich eben arrangiere­n.“Er selbst hätte sich auch den Besuch anderer „populärer“AfD-Spitzen vorstellen können, räumt Settele ein, aber Jörg Meuthen und Alice Weidel seien am Samstag nicht verfügbar gewesen.

Und tatsächlic­h tritt Alice Weidel beinahe zeitgleich nicht einmal 100 Kilometer von Höcke entfernt auf. Um 12 Uhr ist sie im Vereinshei­m in Breitentha­l im Landkreis Günzburg zu Gast. Auch hier haben sich bereits verschiede­ne Parteien und Gruppierun­gen zusammenge­funden und um 11 Uhr zu einer Gegendemon­stration geladen. Die AfDVeranst­altung hat in dem 1200Einwoh­ner-Ort schon im Vorfeld zu Zerwürfnis­sen geführt. So traten unter anderem Bürger aus Vereinen aus, die der Partei das Vereinshei­m zur Verfügung gestellt hatten.

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Archivfoto: Hochgemuth Auch beim Bundespart­eitag in Augsburg war heftig gegen die AfD protestier­t wor den.

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