Protest im Hause Rowohlt
Autoren kritisieren Verlegerwechsel
Das haben sich die Verantwortlichen sicherlich anders vorgestellt. Voller Stolz verkündete Joerg Pfuhl, Chef der Holtzbrinck Buchverlage, vor zwei Wochen einen Wechsel an der Spitze des Rowohlt Verlages: Florian Illies, bekannt durch seine Bestseller „Generation Golf“und „1913“, soll zum 1. Januar 2019 Leiter des traditionsreichen Hamburger Verlags werden und Barbara Laugwitz ablösen, die vor vier Jahren auf Alexander Fest gefolgt war. Zwei Wochen später steht die Konzernspitze vor einem Scherbenhaufen. Die Manager haben wohl unterschätzt, wie beliebt Barbara Laugwitz bei ihren Autoren ist. Mit Fassungslosigkeit reagierten diese auf den überraschenden Rauswurf und den Umgang der Konzernspitze mit ihrer Verlegerin.
„Viele von uns sind verwundert über diesen Vorgang, einige entsetzt“, heißt es in einem offenen Brief, der am Mittwoch veröffentlicht wurde und den unter anderem Katharina Adler, Eugen Ruge und Heinz Strunk unterschrieben haben. Zuvor hatte bereits Bestseller-Autor Daniel Kehlmann bei einer Preisverleihung mit Unverständnis reagiert. Am Ende seiner Rede bedankte er sich auch im Namen von Kollegen bei Laugwitz für vier Jahre souveräner und tatkräftiger Arbeit: „Dieser simple Satz ist leider schon mehr Dank als die HoltzbrinckFührung für ihre erfolgreichste Verlegerin erübrigen konnte“. Noch drastischer hatten namhafte Rowohlt-Autoren in der Kritik geäußert. „Ich kann nur glauben, dass ihr Rauswurf ein schrecklicher Irrtum war“, schrieb der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen, auch Paul Auster und Siri Hustved protestierten. Besonders wütend reagierte Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek: „Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall“, schrieb die Österreicherin.
Als Grund für die Entlassung hatte Holtzbrinck-Chef Pfuhl „unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten“genannt, doch wird über die Hintergründe heftig spekuliert. Einige Medien kritisierten trotz guter Umsatz- und Gewinnzahlen bei Rowohlt „die geringe öffentliche Präsenz“von Laugwitz, für andere ist die Entlassung Ausdruck der Krise am Buchmarkt – das autorenzentrierte Verlegen gerate immer mehr ins Hintertreffen. Tatsache dürfte sein, dass sich Florian Illies, zuletzt einer der Gesellschafter des Berliner Auktionshauses Grisebach, einen angenehmeren Start gewünscht hätte.
FAZ