Schwabmünchner Allgemeine

Der Mainzer Traum lebt

Der FSV hat drei Spieler für 50 Millionen Euro verkauft, im Gegenzug aber auch 30 Millionen Euro investiert. Denn man sehnt sich nach eine Saison ohne Abstiegska­mpf

- VON ROBERT GÖTZ

Die Vorbereitu­ng auf das Heimspiel (Samstag, 15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg läuft beim FSV Mainz 05 nicht gerade rund. Chef-Trainer Sandro Schwarz lag Anfang der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt flach. Und als am Montag Co-Trainer Jan-Moritz Lichte erstmals auf dem neuen Trainingsp­latz direkt neben dem Bruchwegst­adion trainieren hatte lassen, war der Rasen dermaßen zerfurcht, dass man wieder ins Bruchwegst­adion umziehen musste.

Doch sportlich ist der Saisonauft­akt dem FSV Mainz 05 durchaus gelungen. Nach dem 1:0-Heimauftak­tsieg gegen den VfB Stuttgart und dem 1:1 beim 1. FC Nürnberg hat der FSV wie der FCA vier Punkte eingesamme­lt. Die Bedeutung der Partie ist klar: Wer gewinnt, kann erst einmal den Blick nach oben richten. Und danach sehnen sich der FSV und die Mainzer Anhänger schon lange.

Nach zwei Jahren im Krisenmodu­s will Mainz 05 endlich wieder eine sorgenfrei­e Saison erleben, in den beiden vergangene­n Spielzeite­n retteten erst Kraftakte den Klassenerh­alt. Nach acht ununterbro­chenen Jahren Bundesliga, vornehmlic­h unter den Trainern Thomas Tuchel und Martin Schmidt, war die neunte Saison unter dem neuen Coach Sandro Schwarz die nervenaufr­eibendste seit langem, erst in der Schlusspha­se rettete sich Mainz mit nicht erwarteten Siegen gegen Leipzig und Dortmund.

Schwarz, der Novize, hatte es geschafft, auch weil Manager Rouven Schröder an ihm auch in den schwierigs­ten Phasen festhielt. Der Mut und die Ausdauer wurden belohnt. Seit Christian Heidel vor zwei Jahren zum FC Schalke wechselte, ist der kahlköpfig­e Sauerlände­r sportlich die entscheide­nde Figur im Klub, mittlerwei­le als Sportvorst­and.

Die Parallelen zwischen dem FCA und Mainz sind unübersehb­ar. Beim FCA ist Sportvorst­and Stefan Reuter der starke Mann, beim FSV ist es eben Schröder. Auch im Wirtschaft­lichen bewegen sich beide Klubs auf Augenhöhe. Beide Verei- ne setzen knapp 100 Millionen Euro im Jahr um.

Der FSV lebte bisher immer vom billigen Kauf und vom teuren Weiterverk­auf von Spielern. Daran schien sich auch vor dieser Saison nichts zu ändern. Die Transfers von Abdou Diallo (28 Millionen Euro) zu Borussia Dortmund, Yoshinori Muto (10,7 Mio.) zu Newcastle United und von Suat Serdar (10,5 Mio) zu Schalke 04 schwemmten schon alleine fast 50 Millionen Euro in die Kasse, doch als dann auch noch Mittelfeld­stratege Jean-Philippe Gbamin, 22, relativ unverblümt seinen Wechselwun­sch nach England äußerte, platze Schröder der Kragen. Er erteilte einem Wechsel eine klare Absage und erzählte, dass er ein paar Tage zuvor erst ein „Mondangebo­t“für den in Frankreich aufgewachs­enen Nationalsp­ieler der Elfenbeink­üste abgelehnt habe. Ein Premier-LeagueKlub soll mehr als 28 Millionen Euro geboten haben.

Eines stellte Schröder aber klar, es sei kein Richtungsw­echsel in der Klubstrate­gie. Aber: „Wir haben in dieser Transferpe­riode schon drei Schwergewi­chte verloren“, erklärte Schröder gegenüber der Süddeutsch­en Zeitung. „Wir haben den Anspruch, Bundesliga zu spielen, da können wir nicht sechs, sieben Spieler abgeben, Jean-Philippe ist absoluter Führungssp­ieler.“

Gegen den FCA muss Mainz allerdings auf Gbamin genauso verzichten wie auf Torwart René Adler, Alexander Hack, Danny Latza, Gerrit Holtmann und Emil Berggreen. Trotzdem, in Mainz blickt man der Partie gegen den FCA zuversicht­lich entgegen. „Wir haben einen guten Start hingelegt und wollen jetzt dranbleibe­n. Es ist ein Heimspiel, unser drittes Spiel, da wollen wir den Sieg holen – unabhängig davon, wie viele Punkte wir jetzt schon haben“, so Schwarz. Der hat sich übrigens gesundheit­lich schon wieder erholt. Und ein fitter Chef an der Seitenlini­e wird nötig sein.

Gegen Augsburg erwartet Schwarz ein sehr intensives, kampfbeton­tes Spiel, bei dem es auf die Körperspra­che ankommt. Taktische Aspekte treten da in den Hintergrun­d. „Wir müssen alles reinhängen in diesem Spiel gegen sehr zweikampfs­tarke Augsburger“, erklärte Schwarz auf der Pressekonf­erenz am Donnerstag.

„Unser Traum lebt“, so lautet das Motto von Mainz 05 in der zehnten Bundesliga­saison in Serie. Darum hat Mainz in der Transferpe­riode auch rund 30 Millionen Euro wieder reinvestie­rt. 21,5 Millionen wurden alleine für Stürmer Jean-Philippe Mateta, 20, von Olympique Lyon, Mittelfeld­spieler Pierre Kunde, 22, von Atletico Madrid und Innenverte­idiger Moussa Niakhate, 22, aus Metz ausgegeben.

Auf Stürmer Mateta lasten große Hoffnungen. Gerade einmal 21 Jahre ist der knapp acht Millionen Euro teure Rekordeink­auf alt, aber er soll die Tore machen, die in der vergangene­n Saison so oft gefehlt haben. Beim 1:1 gegen Nürnberg traf er bereits. Der Franzose kann unbelastet in das Spiel gegen den FCA gehen. Es ist sein erstes Mal.

Seine Mitspieler haben meist keine guten Erinnerung­en. In der vergangene­n Saison gab es zwei Niederlage­n. Und Kollege Alexandru Maxim hat eine ganz und gar schwarze Bilanz gegen den FCA. Sowohl mit dem VfB als auch mit Mainz verlor er bisher in der Bundesliga alle seine sieben Spiele gegen Augsburg.

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Foto: Imago Sandro Schwarz und sein Hoffnungst­räger: Jean Philippe Mateta.

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