Der Mainzer Traum lebt
Der FSV hat drei Spieler für 50 Millionen Euro verkauft, im Gegenzug aber auch 30 Millionen Euro investiert. Denn man sehnt sich nach eine Saison ohne Abstiegskampf
Die Vorbereitung auf das Heimspiel (Samstag, 15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg läuft beim FSV Mainz 05 nicht gerade rund. Chef-Trainer Sandro Schwarz lag Anfang der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt flach. Und als am Montag Co-Trainer Jan-Moritz Lichte erstmals auf dem neuen Trainingsplatz direkt neben dem Bruchwegstadion trainieren hatte lassen, war der Rasen dermaßen zerfurcht, dass man wieder ins Bruchwegstadion umziehen musste.
Doch sportlich ist der Saisonauftakt dem FSV Mainz 05 durchaus gelungen. Nach dem 1:0-Heimauftaktsieg gegen den VfB Stuttgart und dem 1:1 beim 1. FC Nürnberg hat der FSV wie der FCA vier Punkte eingesammelt. Die Bedeutung der Partie ist klar: Wer gewinnt, kann erst einmal den Blick nach oben richten. Und danach sehnen sich der FSV und die Mainzer Anhänger schon lange.
Nach zwei Jahren im Krisenmodus will Mainz 05 endlich wieder eine sorgenfreie Saison erleben, in den beiden vergangenen Spielzeiten retteten erst Kraftakte den Klassenerhalt. Nach acht ununterbrochenen Jahren Bundesliga, vornehmlich unter den Trainern Thomas Tuchel und Martin Schmidt, war die neunte Saison unter dem neuen Coach Sandro Schwarz die nervenaufreibendste seit langem, erst in der Schlussphase rettete sich Mainz mit nicht erwarteten Siegen gegen Leipzig und Dortmund.
Schwarz, der Novize, hatte es geschafft, auch weil Manager Rouven Schröder an ihm auch in den schwierigsten Phasen festhielt. Der Mut und die Ausdauer wurden belohnt. Seit Christian Heidel vor zwei Jahren zum FC Schalke wechselte, ist der kahlköpfige Sauerländer sportlich die entscheidende Figur im Klub, mittlerweile als Sportvorstand.
Die Parallelen zwischen dem FCA und Mainz sind unübersehbar. Beim FCA ist Sportvorstand Stefan Reuter der starke Mann, beim FSV ist es eben Schröder. Auch im Wirtschaftlichen bewegen sich beide Klubs auf Augenhöhe. Beide Verei- ne setzen knapp 100 Millionen Euro im Jahr um.
Der FSV lebte bisher immer vom billigen Kauf und vom teuren Weiterverkauf von Spielern. Daran schien sich auch vor dieser Saison nichts zu ändern. Die Transfers von Abdou Diallo (28 Millionen Euro) zu Borussia Dortmund, Yoshinori Muto (10,7 Mio.) zu Newcastle United und von Suat Serdar (10,5 Mio) zu Schalke 04 schwemmten schon alleine fast 50 Millionen Euro in die Kasse, doch als dann auch noch Mittelfeldstratege Jean-Philippe Gbamin, 22, relativ unverblümt seinen Wechselwunsch nach England äußerte, platze Schröder der Kragen. Er erteilte einem Wechsel eine klare Absage und erzählte, dass er ein paar Tage zuvor erst ein „Mondangebot“für den in Frankreich aufgewachsenen Nationalspieler der Elfenbeinküste abgelehnt habe. Ein Premier-LeagueKlub soll mehr als 28 Millionen Euro geboten haben.
Eines stellte Schröder aber klar, es sei kein Richtungswechsel in der Klubstrategie. Aber: „Wir haben in dieser Transferperiode schon drei Schwergewichte verloren“, erklärte Schröder gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Wir haben den Anspruch, Bundesliga zu spielen, da können wir nicht sechs, sieben Spieler abgeben, Jean-Philippe ist absoluter Führungsspieler.“
Gegen den FCA muss Mainz allerdings auf Gbamin genauso verzichten wie auf Torwart René Adler, Alexander Hack, Danny Latza, Gerrit Holtmann und Emil Berggreen. Trotzdem, in Mainz blickt man der Partie gegen den FCA zuversichtlich entgegen. „Wir haben einen guten Start hingelegt und wollen jetzt dranbleiben. Es ist ein Heimspiel, unser drittes Spiel, da wollen wir den Sieg holen – unabhängig davon, wie viele Punkte wir jetzt schon haben“, so Schwarz. Der hat sich übrigens gesundheitlich schon wieder erholt. Und ein fitter Chef an der Seitenlinie wird nötig sein.
Gegen Augsburg erwartet Schwarz ein sehr intensives, kampfbetontes Spiel, bei dem es auf die Körpersprache ankommt. Taktische Aspekte treten da in den Hintergrund. „Wir müssen alles reinhängen in diesem Spiel gegen sehr zweikampfstarke Augsburger“, erklärte Schwarz auf der Pressekonferenz am Donnerstag.
„Unser Traum lebt“, so lautet das Motto von Mainz 05 in der zehnten Bundesligasaison in Serie. Darum hat Mainz in der Transferperiode auch rund 30 Millionen Euro wieder reinvestiert. 21,5 Millionen wurden alleine für Stürmer Jean-Philippe Mateta, 20, von Olympique Lyon, Mittelfeldspieler Pierre Kunde, 22, von Atletico Madrid und Innenverteidiger Moussa Niakhate, 22, aus Metz ausgegeben.
Auf Stürmer Mateta lasten große Hoffnungen. Gerade einmal 21 Jahre ist der knapp acht Millionen Euro teure Rekordeinkauf alt, aber er soll die Tore machen, die in der vergangenen Saison so oft gefehlt haben. Beim 1:1 gegen Nürnberg traf er bereits. Der Franzose kann unbelastet in das Spiel gegen den FCA gehen. Es ist sein erstes Mal.
Seine Mitspieler haben meist keine guten Erinnerungen. In der vergangenen Saison gab es zwei Niederlagen. Und Kollege Alexandru Maxim hat eine ganz und gar schwarze Bilanz gegen den FCA. Sowohl mit dem VfB als auch mit Mainz verlor er bisher in der Bundesliga alle seine sieben Spiele gegen Augsburg.