Wie die Augsburger auf Starbucks reagieren
Das US-Unternehmen hat am Donnerstag seine Filiale am Königsplatz eröffnet. Eine weitere Kaffeehaus-Kette will jetzt in die Innenstadt kommen. Diese Entwicklung wird ganz unterschiedlich bewertet
Über diese Eröffnung wurde im sozialen Netzwerk Facebook im Vorfeld kontrovers diskutiert: Starbucks hat am Donnerstag im einstigen K&L-Ruppert-Gebäude am Königsplatz den Betrieb aufgenommen. Es bleibt nicht die einzige Kaffeehaus-Kette in der Innenstadt. In der Annastraße kommt bald eine weitere hinzu. Heimische Anbieter sehen der Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen.
Mit einem Kaffee verlässt Fritz Felsenstein am Donnerstagvormittag die neue Filiale. Klar, dass auf seinem Becher „Fritz“steht. Bei Starbucks schreiben die Mitarbeiter immer die Vornamen ihrer Kunden auf die Behälter. Der 28-jährige Augsburger findet es eine Auszeichnung für die Stadt, dass Starbucks gekommen ist. Kundin Steffi, 27 Jahre alt, meint: „Es ist ein Gewinn für Augsburg.“Es gibt jedoch auch andere Meinungen. Vor allem auf Facebook wurde in den letzten Tagen vor der Eröffnung scharfe Kritik an Starbucks geübt.
Zu teuer, zu viel Müll, mit schuld an der Abholzung des Regenwaldes, lauten ein paar der Vorwürfe. Hat Starbucks ein Imageproblem? Heike Thalhofer schüttelt den Kopf. „Die Menschheit rückt über soziale Medien näher zusammen. Deshalb fällt solche Kritik mehr auf“, meint die Starbucks-Regionaldirektorin für den Süden Deutschlands, die zur Eröffnung nach Augsburg gekommen ist. Generell begreife man Kritik bei Starbucks immer als Möglichkeit, Dinge zu verbessern, betont sie. Von der neuen Filiale in Augsburg ist Thalhofer begeistert.
„Wir suchen immer außergewöhnliche Locations und dieses Gebäude ist besonders.“Das neue Kaffeehaus erstreckt sich über zwei Etagen mit 134 Sitzplätzen. Die Wände sind in grau-blauer Farbe gehalten, die Möbel bestehen überwiegend aus Holz. Die Einrichtung ist schlicht und modern. Besonders groß ist der Raum im ersten Stock. Von hier aus gelangen Kunden auf den Balkon mit 14 Sitzplätzen und mit einer Aussicht über den Kö. Die Terrasse vor dem Eingang im Erdgeschoss wird voraussichtlich im Herbst fertiggestellt. Dann kommen draußen 35 Sitzplätze hinzu. Starbucks ist nicht die einzige Coffeeshop-Kette, die Augsburg als Standort gewählt hat. Coffee Fellows, das vor knapp 20 Jahren in München gegründet wurde und inzwischen über 200 Filialen zählt, will demnächst in das leere Geschäft in der Annastraße/Ecke Karlstraße einziehen.
Ein Zeitpunkt steht noch nicht fest. Vor zehn Jahren sei man schon einmal in der Annapassage präsent gewesen, sagt Sprecherin Sybille Wossidlo. „Doch der Standort war nicht optimal.“Zuletzt betrieb Coffee Fellows eine Filiale am Bahnhof, diese musste wegen des Umbaus weichen. Wossidlo glaubt nicht, dass man sich mit Starbucks ins Gehege kommt. „Eine Co-Existenz ist möglich. Das sehen wir auch an anderen Städten.“Aber wie bewertet man die Entwicklung bei inhabergeführten Kaffeeläden? „Es ist wie mit David gegen Goliath“, sagt Allan Mutagwaba. Der gebürtige Tansanier und seine Frau Katharina haben erst Anfang September ihren Coffeeshop „Mak Coffee“in der Karlstraße aufgemacht.
Neben Kuchen und afrikanischen Leckereien bietet das Ehepaar Kaffee-Spezialitäten mit Bohnen aus Tansania an. „Mir macht Starbucks keine Angst“, sagt der 36-jährige Afrikaner. „Ich glaube daran, dass Wahrheit und Transparenz siegt.“Starbucks würde Kaffeebauern in seinem Heimatland Tansania ausbeuten. „Die Bauern, mit denen wir dort zusammenarbeiten, besitzen ihr eigenes Land. Wir kaufen unsere direkt bei ihnen zu fairen Preisen ein.“Mutagwaba weiß aus eigener Erfahrung, wie mühsam allein die Ernte ist. Seine Oma und seine Eltern besaßen selbst eine Kaffeeplantage, auf der er einst mitarbeitete. Letztlich liege es am Kunden, welches Angebot er wähle, betont seine Frau Katharina. „Ich glaube, dass der Kaffee in seinem Geschmack und seiner Qualität überzeugt. Außerdem sind wir individueller.“
Sebastian Hrabak, der sich mit seiner Schwarzen Kiste auch auf qualitativ hochwertigen Kaffee spezialisiert hat, nimmt die Präsenz von Starbucks gelassen. Er glaubt nicht, dass sich für seine Schwarze Kiste am Moritzplatz etwas ändert. „Wir haben unsere Stammgäste. Zudem sind wir mit dem Restaurant in der Gögginger Straße und dem neuen Kiosk am Hochablass auch breiter aufgestellt als reine Coffeeshops. Die werden die Konkurrenz durch die Ketten eher merken.“
Wirtschaftsreferentin Eva Weber sieht den Zuzug durch Gastronomieketten wie Hans im Glück, Block House und jetzt auch Starbucks generell als Gewinn für Augsburg. „Sie bringen Frequenz, von denen wiederum der Einzelhandel profitieren kann“, sagte sie einst im Interview. Ähnlich beurteilte es André Köhn, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, in einem Gespräch. Dennoch könnten Ketten allein nicht das Allheilmittel sein. „Es kommt auf einen gesunden Mix an solchen Angeboten und individuellen, inhabergeführten Betrieben an.“
Der Andrang Donnerstagvormittag bei Starbucks hält sich in GrenBohnen zen, ist aber stetig. Auch Hildegard Doser schaut aus Neugier hinein. Früher mal war in den Räumlichkeiten ein Offizierscasino, erinnert sich die 89-jährige Augsburgerin. Wie es ihr jetzt gefällt? „Es ist nicht schlecht. Man muss halt mit der Zeit gehen“, sagt sie pragmatisch, schaut sich um und geht wieder.
Ovon der neuen Starbucks Filia le finden Sie unter augsburger allgemeine.de/augsburg