15 Millionen Euro für mehr saubere Luft
Die Stadtverwaltung will die Stickoxidbelastung in Augsburg senken. Erstmals gibt es nun konkrete Ideen, wie das funktionieren soll. Was sich für Autofahrer, Radler und ÖPNV-Fahrgäste ändern wird
Eine neue Mobilitäts-App, ein Park-/Verkehrsleitsystem, elektronische Fahrausweise und eine App, um sich Autofahrten zu teilen: Die Pläne der Stadt, wie sie angesichts der zu hohen Stickoxidbelastung den Verkehr umgestalten will, werden konkreter. Inzwischen liegt eine Liste mit 18 Vorhaben vor. Die Projekte sind etwa 15 Millionen Euro schwer, wovon rund die Hälfte aus dem Diesel-Topf von Bund und Autoindustrie gefördert werden dürfte. Hinzu kommen weitere Überlegungen, etwa der Bau von Parkdecks an den Park-and-ride-Plätzen in Haunstetten-West und AugsburgWest sowie Radwege, was weitere 13 Millionen Euro kosten dürfte.
Die ersten Maßnahmen könnten schon im ersten Halbjahr 2019 umgesetzt werden, so Stefan Klein vom Umweltamt. Der Stadtrat wird das Projektpaket am Donnerstag zur Entscheidung vorgelegt bekommen. Allerdings handelt es sich bei den Maßnahmen nicht durchweg um Projekte, die große Öffentlichkeitswirkung haben. Ein Bestandteil ist beispielsweise, Elektroautos für den städtischen Fuhrpark anzuschaffen.
Andere Projekte haben mehr Breitenwirkung: Für kommendes Jahr geplant ist die Installation von „intelligenten Ampeln“an der Haunstetter Straße, über die seit längerem diskutiert wird. Durch an den Verkehrsfluss angepasste Schaltprogramme soll der Verkehr flüssiger gemacht werden. Ebenfalls ein Förderantrag gestellt wurde für eine intelligente Ampel zwischen Neuburger und Karlstraße im Osten der Stadt. Gleichzeitig, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), müsse man zusehen, dass der Autoverkehr durch die verringerte Reisezeit nicht attraktiver werde – das bringe keine Umweltentlastung. Nötig sei die Stärkung von Alternativen. Alle Ausfallstraßen der Stadt auszustatten, dürfte rund sechs Millionen Euro kosten und würde fünf Jahre dauern.
Der Zeitplan ist ohnehin ein Problem: Damit Geld aus dem DieselTopf von Bundesregierung und Autoindustrie fließt, müssen die bezuschussbaren Maßnahmen bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Manches sei innerhalb von zwei Jahren nicht machbar, so die Stadt – zu wenig
um den Eigenanteil zu stemmen, und zu wenig Personal in der Bauverwaltung. Darum habe man eine Auswahl von 18 Projekten getroffen, die machbar scheinen. Unklar ist, ob der Bund eine zeitliche Verlängerung vorsieht.
Ein wichtiger Punkt wird die Digitalisierung des Verkehrs sein. Die Stadtwerke entwickeln eine neue App, in der die bisherigen Angebote Nahverkehr, Carsharing und Leihrad gebündelt werden. Andere Städte haben solche Angebote bereits, in Augsburg könnte die App ab April 2019 laufen. Zusätzlich wird darüber nachgedacht, den Nutzern Informationen über die Parkplatzsituation zur Verfügung zu stellen. sinnvollsten sei es, ein Angebot zum Thema Mobilität aus einer Hand zu bieten, sagt Stadtsprecher Richard Goerlich.
Bei den Stadtwerken wird daran gearbeitet, die Handy-App so zu erweitern, dass das Smartphone erkennt, wenn man Bus oder Tram nutzt. Damit wird gleichzeitig ein elektronisches Ticket über die automatisch registrierte Fahrtstrecke gelöst. Dieses System könnte im April 2020 starten. Ein Best-PriceTicketing, wodurch der Fahrgast am Monatsende die für ihn günstigste Abrechnung seiner Fahrten präsentiert bekommt, wird es so schnell wohl nicht geben – ein solches Modell müsste im ganzen VerkehrsverGeld,
bund eingeführt werden, was wegen der vielen Partner komplizierter ist.
Eher als Experiment ist der Aufbau eines Ride-Sharing-Systems zu sehen, also einer Art elektronischer Mitfahrzentrale. Vor allem abends, wenn Bus und Tram selten fahren, soll es zum Einsatz kommen. Wer wohin muss, kann via Handy Startund Zielort angeben. Eine App bringt den Kunden und Fahrzeuge, die mit demselben Ziel unterwegs sind (in dem Versuch handelt es sich um Carsharing-Autos der Stadtwerke) zusammen. Das System könnte 2020 starten. Ebenfalls als Test ist der Einsatz eines autonom fahrenden Elektrobusses im Innovationspark ab 2020 zu sehen. Die StadtAm
werke erhoffen sich so Erkenntnisse, wie künftige Angebote zur Überbrückung der „letzten Meile“zwischen Tramhaltestelle und Haustür aussehen könnten. Zusätzlich denkt die Stadt über unkonventionelle Lösungen nach.
Nach wie vor im Gespräch sind City-Trees – Mooswände, die Schadstoffe aus der Luft filtern. Rückmeldungen aus Kommunen, die das System testen, sind unterschiedlich. Auch mit einer Firma, die Luftwäscher auf Basis von Entengrütze entwickelt, ist man im Gespräch. Eine Reihe von Start-upUnternehmen stellte sich am Donnerstag den Fragen von Fachleuten aus der Verwaltung.