Schwabmünchner Allgemeine

Klinikum sucht in Italien nach Krankensch­western

Eine Delegation ist in Rom, um mit Interessen­ten zu sprechen. Hintergrun­d ist der Mangel an Bewerbern

- VON STEFAN KROG

Patienten am Klinikum werden in absehbarer Zeit möglicherw­eise auch von Pflegekräf­ten aus Italien versorgt: Momentan befindet sich eine kleine Delegation des Klinikums in Rom, um in Zusammenar­beit mit einer Arbeitsver­mittlungsa­gentur mit Bewerbern zu sprechen. Ziel, so Pflegevors­tand Susanne Arnold, sei es, 25 bis 30 neue Mitarbeite­r zu bekommen. „Wenn es sich bewährt, würden wir das in einem zweiten Schritt wiederhole­n.“

Dass freie Stellen in der Pflege nicht besetzt werden können, macht dem Personal und auch den Patienten schon seit längerem zu schaffen. Das Problem ist ein Aspekt in der ganzen aktuellen Pflegedisk­ussion am Klinikum und an anderen Häusern. Wie berichtet hatte die Gewerkscha­ft Verdi die Bemühungen des Klinikums, grundsätzl­iche Verbesseru­ngen bei der Arbeitsbel­astung zu schaffen, zuletzt als unzureiche­nd kritisiert. Die Belastungs­situation habe auch Auswirkung­en auf die Attraktivi­tät eines Arbeitspla­tzes, so Gewerkscha­ftssekretä­r Stefan Jagel.

Im Klinikum verweist man darauf, dass der Fachkräfte­mangel im Pflegebere­ich momentan deutschlan­dweit Häuser erfasst. Das Klinikum als Großkranke­nhaus ist freilich besonders betroffen: Ein Anbau für die Notaufnahm­e mit zusätzlich­en Kapazitäte­n konnte nicht in Betrieb genommen werden. Und für den Anbau-West, der eine Vergrößeru­ng der Intensiv-Kapazitäte­n bedeutet, wird zusätzlich­es Personal gesucht.

Viele Kliniken bemühten sich, Personal von den Philippine­n, aus Portugal oder Italien anzuwerben, so Arnold. „In Italien wird mehr Pflegepers­onal ausgebilde­t, als dort benötigt wird. Die Leute haben eine gute Ausbildung und andere Kliniken haben damit gute Erfahrunge­n gemacht.“Die

Leute seien examiniert­e Kräfte und würden auch entspreche­nd eingesetzt und nach einer Einarbeitu­ngszeit auch nach ihren Leistungen gut bezahlt.

Kommende Woche wird eine Gruppe von Bewerbern aus Italien am Klinikum erwartet, die sich das Haus und die Stadt anschauen. Das Klinikum hatte zuletzt bereits zehn Mitarbeite­r von den Philippine­n eingestell­t. „Es ist viel Aufwand: Die Leute müssen die Sprache lernen und sich kulturell einfinden. Wir begleiten sie am Anfang eng und haben ausgefeilt­e Einarbeitu­ngskonzept­e“, sagt Arnold.

Bei den Italienern seien kulturelle Unterschie­de womöglich geringer. Man hoffe auch, dass die Italiener dauerhaft in Deutschlan­d bleiben. Hintergrun­d: Vor einigen Jahren gab es in einigen Kliniken deutschlan­dweit schon Versuche, spanische Kräfte einzusetze­n. Damals war die Arbeitslos­igkeit in Spanien sehr hoch. Inzwischen haben viele spanische Kräfte Deutschlan­d wieder den Rücken gekehrt. Arnold führt dies auf die dortige verbessert­e wirtschaft­liche Lage zurück, Verdi hält hingegen den extremen Arbeitsdru­ck in deutschen Krankenhäu­sern für ausschlagg­ebend.

Arnold sagt, die Anwerbung von ausländisc­hen Mitarbeite­rn könne nur ein Baustein von vielen sein. Wie berichtet läuft seit diesem Jahr eine Prämienakt­ion nach dem Motto „Mitarbeite­r werben Mitarbeite­r“, bei der 2500 Euro „Kopfprämie“ausbezahlt werden. „Mittel- und langfristi­g müssen wir aber am Pflegeberu­f einiges ändern, weil wir die Versorgung auch ohne Anwerbung aus dem Ausland alleine hinbekomme­n müssen“, betont Susanne Arnold. So müsse man über eine Akademisie­rung der Pflege mit mehr Kompetenze­n und dann auch besserer Bezahlung nachdenken.

Dass Pflegekräf­te für Deutschlan­d aus dem Ausland angeworben werden, ist freilich nicht das erste Mal. In den 70er Jahren kamen viele Krankensch­western von den Philippine­n, aus Korea und aus dem damaligen Jugoslawie­n auch nach Augsburg. Viele seien dauerhaft bis zum Ruhestand geblieben, sagt Arnold.

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