Viel Wasser und sattes Grün
Ein nach den eigenen Vorstellungen geplanter Garten kann viele Elemente enthalten und damit am Ende doch auch naturnah werden
Viel Freude und relativ wenig Arbeit macht ein naturnah gestalteter Garten, der für den Menschen ebenso ein willkommenes Refugium ist wie für zahlreiche wild lebende Tiere und Pflanzen. Viele unterschiedliche Düfte, Formen und Farben empfangen den Besucher im Garten von Ulrich Grassinger. Er ist stellvertretender Vorsitzender des knapp 800 Mitglieder starken Gartenbauvereins in Königsbrunn und hat sich mit seiner Frau Angelika ein kleines Schlaraffenland geschaffen.
Man bräuchte sich an einem sonnigen Spätsommertag nur in die Wiese legen und warten, bis einem Äpfel, Birnen, Trauben und Zwetschgen in den Mund fallen. Zwischen bunten Blumen und Sträuchern tummeln sich im September noch Bienen und Schmetterlinge – ein wahres Wohlfühlparadies. „Es ist herrlich zu erleben, wie auch ohne Chemie alles gedeiht und wächst“, freut sich das Ehepaar.
Gedüngt wird mit eigenem Kompost und Eierschalen – im Küchenmixer zerkleinert. „Wir geben der Natur Raum zur Entwicklung, ohne dabei auf notwendige lenkende Eingriffe zu verzichten“, sagt die Frau des Hauses. Pflegemaßnahmen dürfen jedoch nicht nach Schema F ablaufen, sondern sollten sich am individuellen Charakter des jeweiligen Gartens und seiner natürlichen Umgebung orientieren.
Ein naturnaher Garten ist keineswegs ein Zeichen für die Faulheit seines Besitzers, wohl aber sichtbarer Beweis eines ausgeprägten Umweltbewusstseins und einer entsprechenden Denkweise. „Er bietet die unterschiedlichsten Gestaltungsmöglichkeiten“, weiß Ulrich Grassinger, „von der bunten Blumenwiese, Staudenbeeten und Trockenmauern bis hin zum eigenen Gartenteich ist alles möglich.“
Einen solchen Teich samt Wasserfall und einer schattigen Leseecke daneben gibt es im Königsbrunner Garten. „Dieses Plätzchen mögen nicht nur wir, sondern auch viele Tauben und andere Vögel“, erzählt Angelika Grassinger. Vor allem in kleineren Gärten könne es nicht da-
rum gehen, ein möglichst vollständiges Sortiment verschiedener Biotope zu bauen. Aber schon allein die Anlage beziehungsweise Duldung von Kleinstrukturen wie morsche Baumstümpfe, Stein- und Reisighaufen oder ungemähte Randstreifen kann viel bewirken: Sie sind Lebensraum und Unterschlupf für eine Vielzahl von Tieren wie Rotkehlchen und Zaunkönig, Igel und Eidechsen sowie Insekten.
Grassinger: „Naturgärten bieten den Vorteil, dass man es mit der Pflege nicht so genau nehmen muss wie beim klassischen Ziergarten.“
Denn die Pflanzenvielfalt gedeiht ganz von allein, wenn man nicht jedes Unkraut ausreißt, sondern leuchtenden Löwenzahn und andere Wiesenblumen stehen lässt. Angepflanzt werden dagegen Pflanzen, die sich vor allem durch Selbstaussaat weiterverbreiten. Man muss also im Grunde selbst nicht viel dazu tun und kann dabei zusehen, wie sich der Garten von allein zu einem lebendigen, farbenfrohen und duftenden Paradies entwickelt.
Nach der Ernte gibt es bei Grassingers Apfelsaft, Likör oder Marmelade – alles selbst gemacht und
ohne schädliche Zusätze. Auch Gemüsebeet, Gewächshaus und Kräuterspirale dienen der Selbstversorgung mit Gurken, Paprika, Tomaten oder Zutaten für die Küche. „Wichtig für das ökologische Gleichgewicht sind wilde Ecken“, empfiehlt das Paar. Dort wächst vor allem die Brennnessel gut, die eine Futterpflanze für Schmetterlinge ist und ein Versteck für Spinnen, Kröten und Laufkäfer bietet.
So ein wildes Eck dient auch als Rückzugsort für Igel, die unter anderem in einem Laubhaufen gern überwintern. Das Laub sollte unter
Gehölzen unbedingt liegen bleiben, schützt es doch den Boden vor Austrocknung, führt ihm Nährstoffe zu und beherbergt viele Kleintiere. Von überzogenen Ordnungsvorstellungen wie im häuslichen Bereich sollte man sich bei einem naturnahen Garten lösen: Er ist kein Wohnzimmer, das bis in den letzten Winkel kontrolliert und aufgeräumt sein muss.