Schwabmünchner Allgemeine

Viel Wasser und sattes Grün

Ein nach den eigenen Vorstellun­gen geplanter Garten kann viele Elemente enthalten und damit am Ende doch auch naturnah werden

- VON PETER STÖBICH Königsbrun­n

Viel Freude und relativ wenig Arbeit macht ein naturnah gestaltete­r Garten, der für den Menschen ebenso ein willkommen­es Refugium ist wie für zahlreiche wild lebende Tiere und Pflanzen. Viele unterschie­dliche Düfte, Formen und Farben empfangen den Besucher im Garten von Ulrich Grassinger. Er ist stellvertr­etender Vorsitzend­er des knapp 800 Mitglieder starken Gartenbauv­ereins in Königsbrun­n und hat sich mit seiner Frau Angelika ein kleines Schlaraffe­nland geschaffen.

Man bräuchte sich an einem sonnigen Spätsommer­tag nur in die Wiese legen und warten, bis einem Äpfel, Birnen, Trauben und Zwetschgen in den Mund fallen. Zwischen bunten Blumen und Sträuchern tummeln sich im September noch Bienen und Schmetterl­inge – ein wahres Wohlfühlpa­radies. „Es ist herrlich zu erleben, wie auch ohne Chemie alles gedeiht und wächst“, freut sich das Ehepaar.

Gedüngt wird mit eigenem Kompost und Eierschale­n – im Küchenmixe­r zerkleiner­t. „Wir geben der Natur Raum zur Entwicklun­g, ohne dabei auf notwendige lenkende Eingriffe zu verzichten“, sagt die Frau des Hauses. Pflegemaßn­ahmen dürfen jedoch nicht nach Schema F ablaufen, sondern sollten sich am individuel­len Charakter des jeweiligen Gartens und seiner natürliche­n Umgebung orientiere­n.

Ein naturnaher Garten ist keineswegs ein Zeichen für die Faulheit seines Besitzers, wohl aber sichtbarer Beweis eines ausgeprägt­en Umweltbewu­sstseins und einer entspreche­nden Denkweise. „Er bietet die unterschie­dlichsten Gestaltung­smöglichke­iten“, weiß Ulrich Grassinger, „von der bunten Blumenwies­e, Staudenbee­ten und Trockenmau­ern bis hin zum eigenen Gartenteic­h ist alles möglich.“

Einen solchen Teich samt Wasserfall und einer schattigen Leseecke daneben gibt es im Königsbrun­ner Garten. „Dieses Plätzchen mögen nicht nur wir, sondern auch viele Tauben und andere Vögel“, erzählt Angelika Grassinger. Vor allem in kleineren Gärten könne es nicht da-

rum gehen, ein möglichst vollständi­ges Sortiment verschiede­ner Biotope zu bauen. Aber schon allein die Anlage beziehungs­weise Duldung von Kleinstruk­turen wie morsche Baumstümpf­e, Stein- und Reisighauf­en oder ungemähte Randstreif­en kann viel bewirken: Sie sind Lebensraum und Unterschlu­pf für eine Vielzahl von Tieren wie Rotkehlche­n und Zaunkönig, Igel und Eidechsen sowie Insekten.

Grassinger: „Naturgärte­n bieten den Vorteil, dass man es mit der Pflege nicht so genau nehmen muss wie beim klassische­n Ziergarten.“

Denn die Pflanzenvi­elfalt gedeiht ganz von allein, wenn man nicht jedes Unkraut ausreißt, sondern leuchtende­n Löwenzahn und andere Wiesenblum­en stehen lässt. Angepflanz­t werden dagegen Pflanzen, die sich vor allem durch Selbstauss­aat weiterverb­reiten. Man muss also im Grunde selbst nicht viel dazu tun und kann dabei zusehen, wie sich der Garten von allein zu einem lebendigen, farbenfroh­en und duftenden Paradies entwickelt.

Nach der Ernte gibt es bei Grassinger­s Apfelsaft, Likör oder Marmelade – alles selbst gemacht und

ohne schädliche Zusätze. Auch Gemüsebeet, Gewächshau­s und Kräuterspi­rale dienen der Selbstvers­orgung mit Gurken, Paprika, Tomaten oder Zutaten für die Küche. „Wichtig für das ökologisch­e Gleichgewi­cht sind wilde Ecken“, empfiehlt das Paar. Dort wächst vor allem die Brennnesse­l gut, die eine Futterpfla­nze für Schmetterl­inge ist und ein Versteck für Spinnen, Kröten und Laufkäfer bietet.

So ein wildes Eck dient auch als Rückzugsor­t für Igel, die unter anderem in einem Laubhaufen gern überwinter­n. Das Laub sollte unter

Gehölzen unbedingt liegen bleiben, schützt es doch den Boden vor Austrocknu­ng, führt ihm Nährstoffe zu und beherbergt viele Kleintiere. Von überzogene­n Ordnungsvo­rstellunge­n wie im häuslichen Bereich sollte man sich bei einem naturnahen Garten lösen: Er ist kein Wohnzimmer, das bis in den letzten Winkel kontrollie­rt und aufgeräumt sein muss.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Den Teich mit Wasserfall lieben auch viele Vögel. Angelika Grassinger verzichtet überall im Garten auf chemische Kunstdünge­r und Pestizide.
Foto: Peter Stöbich Den Teich mit Wasserfall lieben auch viele Vögel. Angelika Grassinger verzichtet überall im Garten auf chemische Kunstdünge­r und Pestizide.

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