Schwabmünchner Allgemeine

Wie Augsburg fürs neue Schuljahr gerüstet ist

Bei der Lehrervers­orgung steht die Stadt besser da als andere Kommunen. Dafür entwickeln sich die Schulbaust­ellen zu einem Fass ohne Boden

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neue Schuljahr gerüstet ist. „Land ohne Lehrer“titelte jüngst das Magazin Vor allem an Grundund Mittelschu­len fehlen deutschlan­dweit Pädagogen. Augsburg steht hier besser da. Quereinste­iger aus anderen Berufen sind in den Klassenzim­mern nicht zu finden, dafür aber eine Reihe von Gymnasialu­nd Realschull­ehrern, die umgeschult haben.

Insgesamt stehen an den Grundund Mittelschu­len 1500 Lehrkräfte für 14 000 Schüler zur Verfügung – die mobilen Reserven nicht eingerechn­et. Dennoch wird es vor allem in der Erkältungs­zeit zu Engpässen kommen, die die verblieben­en Lehrer nicht auffangen können. Stunden fallen aus.

Immer mehr Familien sind darauf angewiesen, dass ihr Kind nachmittag­s an der Schule bleiben kann – inklusive Mittagesse­n und Hausaufgab­enhilfe. Dem trägt die Stadt Rechnung mit Erweiterun­gsbauten, in denen Mensa und Gruppenräu­me Platz finden. Einigen entstehen gerade.

Stern.

Aktuell werden 36 Prozent aller Grundschül­er und 26 Prozent aller Mittelschü­ler über den Vormittag hinaus an den Schulen betreut. Hinzu kommen weitere Angebote, vor allem Horte. Trotz aller Bemühungen ist hier noch reichlich Luft nach oben, wie die verzweifel­te Suche mancher Eltern nach einem Betreuungs­platz beweist.

Auch abseits der neuen Mensen tragen Schulen in Augsburg zur Hochkonjun­ktur des Baugewerbe­s bei. Generalsan­ierungen, Anpassung der Gebäude an die verschärft­en Brandschut­zbestimmun­gen, neue Turnhallen – die Liste der Projekte ist lang. Mittlerwei­le ist klar, dass die 300 Millionen Euro, die die Stadt bis zum Jahr 2030 in ihre Schulen investiere­n will, bei Weitem nicht ausreichen. Allein die dringend nötige Modernisie­rung des Schulzentr­ums am Alten Postweg wird auf 75 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten explodiere­n auch deshalb, weil jahrzehnte­lang zu wenig getan wurde. Das rächt sich jetzt: Wenn ein Vorhaben fertiggest­ellt ist, tun sich garantiert zwei neue auf.

Weniger Kopfzerbre­chen bereitet die Tatsache, dass in den Grundschul­en mehr als die Hälfte und in den Mittelschu­len sogar 70 Prozent der Kinder ihre Wurzeln im Ausland haben. Auch wenn sicher nicht alles reibungslo­s läuft: Hier zahlt sich die jahrzehnte­lange Erfahrung aus, die die Schulen mit Migrantenk­indern haben. Das Gros der Mädchen und Buben besucht den Regelunter­richt. Neuankömml­inge mit geringen Sprachkenn­tnissen, die übrigens überwiegen­d aus EU-Staaten und nur zu einem geringen Teil aus Ländern wie Syrien oder Afghanista­n stammen, sollen in Deutschkla­ssen fit gemacht werden.

Einige von ihnen meistern diese so gut, dass sie sich binnen kurzem für die weiterführ­enden MittlereRe­ife-Klassen empfehlen. Beitragen dürfte dazu ein Projekt, in dem Lehrer lernen, wie sie ihren Schülern anschaulic­h die Bildungssp­rache näherbring­en. Bemerkensw­ert: Hier arbeiten Pädagogen von der Grundschul­e bis zum Gymnasium zusammen, denn auch an den weiterführ­enden Schulen in Augsburg steigt die Zahl der Migranten.

In der Zusammenar­beit mit Familien sehen viele Lehrer noch Verbesseru­ngsbedarf. Das Interesse von Eltern an schulische­n Angelegenh­eiten variiert stark. Die einen stehen nahezu jeden Tag im Rektorat auf der Matte, weil sie ihr Kind ungerecht behandelt sehen. An andere ist gar nicht heranzukom­men. Sie würden die Erziehung am liebsten ganz auf die Schule abwälzen.

Beides ist problemati­sch. Ein gesunder Mittelweg könnte dazu beitragen, dass Kinder und Jugendlich­e auch nach den Herbstferi­en ohne Bauchweh in ihre Klassen zurückkehr­en.

300 Millionen reichen nicht aus

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