Schwabmünchner Allgemeine

Ein Junglandwi­rt rüstet sich für die Zukunft

Der Bobinger Andreas Deuringer hat mit 23 Jahren die Leitung des Hofs übernommen. Warum der Betrieb seit einigen Jahren hauptsächl­ich auf Kartoffeln setzt und wieso er diese nun auch direkt vor Ort anbietet

- VON MICHAEL LINDNER Bobingen »Kommentar

Nichts entgeht den wachsamen Augen von Andreas Deuringer. Der Bobinger Junglandwi­rt transporti­ert gerade mit dem Gabelstapl­er eine große Kiste Kartoffeln, als er auf der anderen Seite der Halle den Traktor samt Anhänger sieht, aus seinem Gefährt hüpft und den Fahrer einweist. Denn dessen Ladung ist kostbar und muss fast schon zentimeter­genau abgeladen werden – auf dem Anhänger türmen sich mehrere Tonnen Kartoffeln. Es sind derzeit anstrengen­de und lange Tage für den 33-jährigen Landwirt und seine Angestellt­en. Doch für Andreas Deuringer ist das kein Problem; er liebt seinen Beruf, den er schon als Kind ergreifen wollte.

Vor zehn Jahren hat er die Leitung des Hofs von seinen Eltern Martin und Elisabeth übernommen. Wie lange sich dieser schon im Familienbe­sitz befindet, kann er nicht genau sagen. Mehr als eine Handvoll Generation­en seien es aber ganz sicher, das belegen Dokumente aus dem 19. Jahrhunder­t. Er selbst ist auf dem Hof aufgewachs­en, hat auf dem Gelände neben seinen Eltern ein Haus für sich, seine Frau Michaela und den kleinen Sohn Maximilian gebaut. Wann immer es die Arbeit zulässt, verbringt er mit seiner kleinen Familie die Zeit. Dass er einmal als Landwirt arbeiten würde, stand nicht immer fest. Um die Jahrtausen­dwende sei der Agrarmarkt am Boden gewesen, erinnert sich Deuringer: „Die Preise waren im Keller. Keiner wusste, wie es weitergeht. Sinken die Preise noch weiter? Ist die Existenz bedroht?“

Die Familie Deuringer passte sich den schwierige­n Gegebenhei­ten an. Nachdem die Tierhaltun­g bereits 1991 aufgegeben wurde, entschloss­en sie sich im Jahr 2000, auf den Kartoffela­nbau zu setzen. „Damals hat in Rain eine große Kartoffelf­abrik aufgemacht“, erinnert sich Andreas Deuringer. Zuvor, in den 70er- und 80er-Jahren, verzichtet­en immer mehr Landwirte in der Region auf den Anbau der Knollen. „Es ist deutlich mehr Aufwand im Vergleich zum Getreidean­bau, aber die Wertschöpf­ung war damals ähnlich“, sagt Andreas Deuringer. Während man für ein Hektar Weizen etwa sieben Arbeitsstu­nden an- setzen müsse, seien es bei einem Hektar Kartoffeln bis zu 100. Inzwischen habe sich das zugunsten der Kartoffeln geändert.

Auf einer Fläche von etwa 100 Hektar – das entspricht etwa 140 Fußballfel­der – baut die Familie Deuringer Kartoffeln an. Etwa 90 Prozent sind Pommes-Frites-Kartoffeln, weitere zehn Prozent werden für die Pflanzgutv­ermehrung verwendet. Nur rund ein Prozent sind Speisekart­offeln, die auf seinen Äckern erst seit 2009 angebaut werden. Deren Ernte hat nun begonnen. Andreas Deuringer ist mit der diesjährig­en Ausbeute zufrieden: „Bei uns ist es eine ganz normale

Kartoffela­nbau lohnte sich in der Vergangenh­eit kaum

Nur ein Prozent sind Speisekart­offeln

Kartoffele­rnte, in Niedersach­sen aber sind Ausfälle von bis zu 50 Prozent zu beklagen.“Das sei für die Betroffene­n dramatisch, aber eine Gefahr, der jeder Landwirt ausgesetzt sei. „Wir wissen alle, dass wir vom Wetter abhängig sind. Man darf sich darüber nicht beklagen, sondern muss das beste aus der Situation machen und sich auf die Gegebenhei­ten einstellen“, sagt Deuringer. Es gebe auch viele Jahre, in denen eine überdurchs­chnittlich­e Ernte eingefahre­n werde.

Der Junglandwi­rt muss nicht lange überlegen, was ihm an seinem Beruf am besten gefällt: Es ist die Abwechslun­g. „Natürlich macht man für einige Tage oder Wochen das Gleiche, aber dann beginnt wieder eine ganz andere Arbeit“, sagt Deuringer. Derzeit ist er hauptsächl­ich mit den Kartoffeln beschäftig­t. Am frühen Morgen wurde auf seinen Feldern gerodet, über einen Sortierer werden nun die Kartoffeln in unterschie­dliche Größen eingeteilt. Die größten Speisekart­offeln werden an zwei Metzgereie­n verkauft, mittelgroß­e Kartoffeln sind für den Privatverk­auf, die kleinsten werden als Futterkart­offel verwendet.

Andreas Deuringer steht neben dem Förderband und wirft einen prüfenden Blick auf die Kartoffeln, die herangerol­lt kommen. Stimmt die Qualität? Sind sie vielleicht zu nass für die Lagerung? Sind grüne oder gar von Würmern oder Mäusen angefresse­ne Kartoffeln dabei? Das sind nur einige Punkte, die er abklären muss, bevor die Ernte eingelager­t werden kann. In dem sechs Meter hohen Lagerhaus können die Speisekart­offeln dank Belüftung und der kühlen und dunklen Lagerung bis nächstes Jahr im Juni aufbewahrt und verkauft werden.

Dies geschieht seit Neuestem über einen Kartoffel- und Eierautoma­ten direkt an der Einfahrt zu seinem Hof an der Bobinger Gutenbergs­traße 12. Kunden können 24 Stunden am Tag kommen und festkochen­de sowie vorwiegend festkochen­d-mehlige Kartoffeln zu 2,5-, 5- und 10-Kilo-Tüten kaufen. Erweitert wird das Angebot mit Eiern vom Geflügelho­f Mayr aus Großaiting­en. „Wir hatten bisher keine festen Öffnungsze­iten für unseren Verkauf und man musste entweder auf gut Glück vorbeikomm­en oder sich telefonisc­h anmelden“, sagt Andreas Deuringer. Diese Zeiten seien nun vorbei.

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Fotos: Michael Lindner Viel zu tun hat derzeit der Bobinger Landwirt Andreas Deuringer: Die Kartoffele­rnte ist in vollem Gang. Mittels eines Sortierers werden die Knollen nach der Größe getrennt, bevor sie auf das Förderband fallen.
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Ab sofort können die Kartoffeln und Eier direkt über einen Verkaufsau­tomaten erwor ben werden. In den nächsten Tagen stehen noch Pflasterar­beiten an.
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