So läuft die Umstellung aufs G9
Direktoren sehen für die heimischen Gymnasiasten künftig einige Vorteile
Diese Woche brachte den Kindern, die in die fünfte Klasse der Gymnasien kamen, ein besonderes Erlebnis: Der erste Tag an der neuen Schule. Sie lernten nicht nur ihre neuen Mitschüler und Lehrer kennen, sie starteten auch offiziell in den ersten G9-Jahrgang. Im Gegensatz zum G8-Experiment werden sie die Schule – so wie früher – wieder bis zur 13. Klasse besuchen und nach neun Jahren ihr Abitur machen.
Im Leonhard-Wagner-Gymnasium in Schwabmünchen haben sich dieses Jahr 138 Kinder neu eingeschrieben. Das seien wieder mehr als im vergangenen Jahr, berichtet Schulleiter Alexander Pfaffendorf. „Früher waren es ungefähr 110, vergangenes Jahr circa 120.“Er gehe davon aus, dass die Schülerzahlen weiter steigen. Am Gymnasium Königsbrunn verteilen sich die neuen Fünftklässler auf sechs Klassen. Sie bekommen neue Stunden- und Lehrpläne im Vergleich zu ihren Vorgängern, den jetzigen Sechstklässlern. Nun gibt es verpflichtende Intensivierungsstunden in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe. Außerdem keinen Nachmittagsunterricht für Fünftklässler. Diese Änderungen wurden mit einer fünften Klasse schon vergangenes Schuljahr getestet, erzählt Schulleiterin Eva Focht-Schmidt.
Beim Gymnasium in Schwabmünchen starteten die damaligen Fünftklässler – jetzt in der sechsten Klasse – unter der Prämisse, dass sie im G9 sind. „In diesem Schuljahr ist es gesetzmäßig inkraftgetreten, jetzt sind die jetzigen Fünft- und Sechstklässler im G9“, erklärt Pfaffendorf. An seiner Schule konnten sie es so einrichten, dass die G9-Jahrgänge bis einschließlich der neunten Klasse keinen Nachmittagsunterricht haben werden. „Das G9 ist zeitlich entzerrend für die Schüler.“So sei mehr Zeit beispielsweise für Sport,. Die Schüler können aber auch das Angebot an Wahlunterricht außerhalb des Pflichtunterrichts besser wahrnehmen.
Bezüglich des Lehrplans ändere sich nicht viel für die Unterstufe. „Ab der sechsten Klasse lernen die Kinder nach wie vor eine zweite Fremdsprache, aber die Progression wird etwas langsamer sein“, erklärt Pfaffendorf. Die Lehrer gehen bei der Vermittlung des Stoffs nicht mehr so schnell vor. Insgesamt solle der Unterricht schüleraktivierend sein. „Alleine Freiarbeit ist nicht sinnvoll, aber ausschließlich Frontalunterricht auch nicht. Wir wollen eine gute Mischung erreichen“, sagt Pfaffendorf. Für Gruppenarbeiten hat der Schulleiter auch schon eine Möglichkeit vorgesehen. „Hoffentlich können dieses Kalenderjahr noch Lernoasen eingerichtet werden.“Das wären abgetrennte Ecken außerhalb der Klassenzimmer, in denen Schüler selbstständig lernen oder sich für Gruppenarbeiten zusammensetzen könnten.
Im Gegensatz zu den Gymnasien im nördlichen Landkreis wie Diedorf und Gersthofen, die wegen Platzmangels über die Mensa und die Raumsituation beraten müssen, klappe der Übergang zum G9 sowohl in Königsbrunn als auch in Schwabmünchen ohne Probleme, sagen die Schulleiter. Die neuen Bücher seien da, die Räume reichen aus. Die Mensa in Königsbrunn habe genügend Kapazitäten. In Schwabmünchen sind die Folgen noch nicht zu spüren. „Wir überlegen, wie man konzeptionell weitermacht, aber es wird immer eine Mensa geben“, heißt es hier. Weitere Lehrkräfte werden eingestellt, sobald tatsächlich neun statt acht Klassenstufen an der Schule Unterricht erhalten.
Für Schüler hat die Umstellung viele Vorteile – doch wie sehen es die Schulleiter? „Nicht alles am G8 war schlecht, wir haben unsere Schüler gut auf das Abitur vorbereitet“, sagt Pfaffendorf. Die Zeitkomponente kommt mit dem G9 nun dazu. „Ein Jahr, in dem die Schüler reifen können, das sehe ich natürlich positiv.“Focht-Schmidt meint: „Das G8 ist gut gelaufen. Es ist viel erreicht worden, von dem Schüler profitieren konnten.“
Die Lehrer vermitteln den Stoff langsamer
SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE