Bobinger können bei Friedhofsplan mitreden
Die Stadt will Ideen und Wünsche der Bürger aufgreifen. Der Wandel hat schon begonnen. Doch wie soll die Anlage zwischen Garten- und Fraunhofer Straße in zehn Jahren aussehen?
Wie wird der städtische Friedhof in zehn oder 15 Jahren aussehen? Diese Frage will die Stadt mithilfe ihrer Bürger und von Fachleuten beantworten. Dazu wird es am Donnerstag, 20. September, einen Informationsabend in der Singoldhalle geben. Dort steht den interessierten Bobingern ab 19 Uhr Friedhofsexperte Thomas Weiher Rede und Antwort.
Er hatte den Stadträten schon Anfang vergangenen Jahres einen sogenannten Masterplan vorgestellt, um die rund 35 000 Quadratmeter große Anlage an der Maria-Hilf-Straße attraktiver zu gestalten.
Zuvor hatte sich der Friedhof schon in Details geändert, als die Stadt mit neuen Vorschriften die Bepflanzung vor den Grabsteinen eindämmte, was nicht allen gefiel.
Bei den weiteren Überlegungen bekommen die Bobinger offenbar mehr Mitsprache. Bei der Diskussion in der Singoldhalle sind kreative Ideen und Wünsche der Bürger für die nächsten Jahrzehnte gefragt. „Denn unsere Friedhofskultur befindet sich im Umbruch“, stellt Weiher fest und weist auf den demografischen Wandel sowie die Ansprüche unterschiedlicher Interessensgruppen hin. Zum Beispiel gebe es neue Bestattungsformen wie Friedwälder; und in Bremen dürfen die Angehörigen Onkel Willis Urne bereits mit nach Hause nehmen und ins Wohnzimmerregal stellen.
Auch in Bobingen geht der Trend immer stärker zur Urnenbeisetzung, wie die Zahlen der Friedhofsverwaltung zeigen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass Angehörige oft weit entfernt wohnen und sich nicht um die aufwendige Pflege von Erdgräbern kümmern können oder wollen.
Die ersten Arbeiten für eine umfangreiche Neugestaltung und weitere Aufwertung der Anlage haben bereits begonnen. Damit künftig keine Lastwagen mehr durch die Grabreihen fahren müssen, wurde der Wirtschaftshof an die südliche Fraunhofer Straße verlegt. Dort wurden dazu ein Stück der Friedhofsmauer abgetragen und die Fläche für den Neubau vorbereitet.
Die alten Garagen neben der Aussegnungshalle sind abgerissen und an der Fraunhofer Straße durch drei Fertiggaragen mit Flachdach ersetzt worden. Westlich davon ist eine 16 Meter lange Grube für Grüngut vorgesehen.
Anstelle der alten Garagen neben der Aussegnungshalle wird gerade ein neuer Klostergarten angelegt; dieser wird rundum von einem Weg eingefasst, an dem entlang mehrere Ruhebänke stehen sollen. Die vier Pflanzfelder in der Mitte sind symmetrisch durch ein Wegkreuz geteilt. Das ist freilich nur der Anfang einer umfangreichen Planung für den Friedhof, welche die Stadtverwaltung in den nächsten Jahren umsetzen will. Vorgesehen ist eine schrittweise Harmonisierung des Gesamtbildes, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Bürgern für die angehobenen Gebühren einen Mehrwert zu bieten. Zur optischen Aufwertung gehören unter anderem auch abgegrenzte Bereiche, wo trauernde Angehörige ihren Gefühlen freien Lauf lassen können, ohne beobachtet zu werden.
Die Fachleute empfehlen, im Friedhof eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne zu schaffen. Ihr Plan für die künftige Gestaltung ist nach dem Konzept eines modulares Baukastensystems aufgebaut, um flexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Ein solcher Trend ist zum Beispiel die Urnenbeisetzung; deshalb werden seit einigen Jahren auch in Bobingen immer mehr alte Gräber aufgelassen.
Der erste Friedhof für Bobingen war bei der Pfarrkirche angelegt worden und befand sich im Besitz der katholischen Pfarrgemeinde; deshalb durften dort einst nur Katholiken beerdigt werden. Andersgläubige, von denen es damals nur sehr wenige gab, mussten in anderen Gemeinden beigesetzt werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging der Friedhof in den Besitz der Gemeinde über, die Konfession spielte keine Rolle mehr. Wegen des Bevölkerungszuwachses wurde der Platz bei der Pfarrkirche jedoch zu klein. Die Gemeinde entschloss sich deshalb, an der Maria-Hilf-Straße einen neuen Friedhof zu errichten. Er wurde im November 1925 eingeweiht.
Inzwischen hat sich gezeigt, dass der städtische Friedhof trotz Wachstums der Stadt mehr als ausreichend groß ist. Das wurde nun zur Verlegung des Betriebshofs an den Rand genutzt. Den parkähnlichen Charakter mit viel Grün schätzen viele Bürger schon jetzt. Ziel der Stadt ist es, ihn noch mehr den Wünschen und den Bedürfnissen nach neuen Beisetzungsformen weiter zu entwickeln.