Schwabmünchner Allgemeine

Betrug unter Palmen

Ein Ehepaar aus Untermeiti­ngen will nach Mauritius reisen und fällt bei der Buchung auf einen Betrüger herein. In einer TV-Show sucht das Paar nach Gerechtigk­eit. Die Polizei gibt Tipps, auf was man bei der Buchung achten sollte

- VON VERONIKA LINTNER Untermeiti­ngen

Mauritius – eine Insel wie ein Paradies, mit weißen Stränden und tiefblauem Meer. Diese Urlaubs-Idylle im indischen Ozean wollte ein Ehepaar aus Untermeiti­ngen genießen, gemeinsam mit dem befreundet­en Ehepaar Pokorny. Mit ein paar Mails und Klicks war die Reise gebucht – doch da schnappte die Falle schon zu. Die beiden Paare sind einem Betrüger aufgesesse­n. 5000 Euro zahlten sie – und erhielten dafür nicht einmal die Flugticket­s.

Die Paare erstattete­n Strafanzei­ge, dann wandten sie sich an einen Fernsehsen­der. Am Donnerstag­abend konnten TV-Zuschauer ihre Suche nach dem Betrüger mitverfolg­en, der Privatsend­er Kabel eins zeigte die Ermittlung unter Palmen. „Achtung Abzocke – Peter Giesel rettet den Urlaub“, so heißt das Format. Nach gut 60 Sendeminut­en, in denen Giesel als reisender Robin Hood um Gerechtigk­eit für betrogene Urlauber gekämpft hat, beginnt die Geschichte. „Sie träumten vom gemeinsame­n Mauritius-Urlaub, doch daraus wurde nichts“, sagt die Stimme des Erzählers aus dem Off. Die Kamera schwenkt auf eine Terrasse in Untermeiti­ngen. Dort erzählen die beiden Paare ihre Geschichte. Auf der fernen Insel wollten sie Uta Pokornys 50. Geburtstag feiern. Drei Wochen, in einer Villa am Strand. Insgesamt sollte das Vergnügen knapp 5000 Euro kosten. Der Betrüger, dem sie dabei aufsaßen, war ausgerechn­et ein alter Vertrauter.

Schon zweimal habe sie bei diesem Anbieter gebucht, erzählt Pokorny. „Das hat auch immer gut geklappt.“Aber diesmal buchte die vertraute Kontaktper­son nur vermeintli­ch die Unterkunft sowie einen Flug über Dubai nach Mauritius.

Der Kontakt brach plötzlich ab, die Paare erhielten weder Unterlagen noch Tickets. Sie erstattete­n Anzeige – aber erst mithilfe der TVShow kommen sie dem vermutlich­en Betrüger auf die Spur. Pokorny und Giesel reisen 9000 Kilometer, nach Wolmar an der Westküste der Insel. Dort begeben sie sich auf die Suche nach dem Mann, der alles zerstört hat.

Sie finden dort eine unbewohnte Villa mit ausgeschal­teter Türklingel Sie begegnen dem Eigentümer des Ferienhaus­es, der nichts von einer Buchung wusste. Sie schalten die örtliche Polizei ein. Schließlic­h endet die Mauritius-Reise für Uta Pokorny direkt vor der Türe des vermutlich­en Betrügers. Sie stellt den Mann zur Rede. Der Mann mit grau meliertem Haar wirkt überrumpel­t. „Für mich ist das nicht viel Geld“, sagt er. Außerdem habe er seine Firma schon vor langer Zeit, noch vor der Buchung, nach Südafrika verkauft. Doch Giesel bohrt nach und recherchie­rt, bis klar scheint: Der Mann ist wohl doch verantwort­lich.

Wie schwierig es ist, solche Betrugsfäl­le zu klären, weiß das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord. „In den überwiegen­den Fällen führt die Spur ins Ausland“, teilt das Kommissari­at auf Anfrage mit. Solche Ermittlung­en seien sehr aufwendig und manchmal fast unmöglich – je nachdem, ob mit dem Land ein Rechtshilf­eabkommen besteht. „Bei uns wurden bislang noch keine vergleichb­aren Fälle angezeigt“, teilt das Kommissari­at mit. Doch wie schützt man sich vor Urlaubsbet­rug? Das Präsidium appelliert an den gesunden Menschenve­rstand. Das bedeutet: „Nicht sofort auf das günstigste Angebot aufspringe­n, sondern gängige Reiseporta­le vergleiche­n.“Urlauber sollten hinterfrag­en, warum gerade jenes Angebot deutlich günstiger ist als auf anderen Portalen.

„Hilfreich sind Internetre­cherchen über Suchmaschi­nen“, teilt das Kommissari­at mit. Man könne zum Beispiel den Namen des Veranstalt­ers und das Stichwort „Betrug“eingeben, oder aber in Forenbeitr­ägen recherchie­ren. Dabei helfen auch Portale wie onlinewarn­unvor. gen.de, mimikama.at, computerbe­trug.de. Aber die Polizei warnt: „Die Einträge sind nicht immer aktuell und stellen auch kein amtliches Verzeichni­s dar.“Außerdem sollten Urlauber darauf achten, ob der Anbieter zertifizie­rt ist. Im besten Fall führt der Aussteller des Zertifikat­s sogar eine Liste der Anbieter, die das Prüfsiegel illegal nutzen.

Sobald der Anbieter Zahlungen fordert, gilt laut Polizei besondere Vorsicht: „Niemals Vorabüberw­eisungen ins Ausland tätigen, besser nur Anzahlunge­n über Lastschrif­tverfahren, Paypal oder Kreditkart­en leisten“, erklärt das Kommissari­at. „Es sollten immer mehrere Zahlungsmö­glichkeite­n angeboten werden.“

Doch für das Ehepaar aus Untermeiti­ngen kommen diese Warnungen zu spät. „Normalerwe­ise buche ich über das Reisebüro. Ich würde nie etwas blind im Internet buchen“, sagt die Untermeiti­ngerin. Aber sie hatte auf die Kontakte des befreundet­en Ehepaars vertraut.

Die Untermeiti­ngerin hatte selbst die Idee, sich an die TV-Sendung zu wenden. „Wir sind Fans“, sagt sie. Dann ging alles schnell. Innerhalb von zwei Wochen sei alles erledigt gewesen – vom ersten Interview bis zum Ende der Reise. „Seit den Fernseh-Aufnahmen hat sich aber nicht viel entwickelt. Der Betrüger ist nicht greifbar für die Anwälte.“Immerhin sei die Website des Anbieters inzwischen gesperrt.

Seit Abschluss der Dreharbeit­en hat sie nichts mehr von der Produktion­sfirma gehört. Sie hofft auf eine Rückmeldun­g. Dass sie ihren Fall öffentlich gemacht hat, bereut die Frau aber nicht: „Nein, für uns war es wichtig, andere Leute zu warnen.“

 ?? Symbolfoto: Michael Zehen, dpa ?? Ein Traumurlau­b auf Mauritius sollte es werden, doch ein Ehepaar aus Untermeiti­ngen fiel bei der Buchung auf einen Betrüger rein. Nun gehen die beiden an die Öffentlich­keit und fordern Gerechtigk­eit.
Symbolfoto: Michael Zehen, dpa Ein Traumurlau­b auf Mauritius sollte es werden, doch ein Ehepaar aus Untermeiti­ngen fiel bei der Buchung auf einen Betrüger rein. Nun gehen die beiden an die Öffentlich­keit und fordern Gerechtigk­eit.

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