Betrug unter Palmen
Ein Ehepaar aus Untermeitingen will nach Mauritius reisen und fällt bei der Buchung auf einen Betrüger herein. In einer TV-Show sucht das Paar nach Gerechtigkeit. Die Polizei gibt Tipps, auf was man bei der Buchung achten sollte
Mauritius – eine Insel wie ein Paradies, mit weißen Stränden und tiefblauem Meer. Diese Urlaubs-Idylle im indischen Ozean wollte ein Ehepaar aus Untermeitingen genießen, gemeinsam mit dem befreundeten Ehepaar Pokorny. Mit ein paar Mails und Klicks war die Reise gebucht – doch da schnappte die Falle schon zu. Die beiden Paare sind einem Betrüger aufgesessen. 5000 Euro zahlten sie – und erhielten dafür nicht einmal die Flugtickets.
Die Paare erstatteten Strafanzeige, dann wandten sie sich an einen Fernsehsender. Am Donnerstagabend konnten TV-Zuschauer ihre Suche nach dem Betrüger mitverfolgen, der Privatsender Kabel eins zeigte die Ermittlung unter Palmen. „Achtung Abzocke – Peter Giesel rettet den Urlaub“, so heißt das Format. Nach gut 60 Sendeminuten, in denen Giesel als reisender Robin Hood um Gerechtigkeit für betrogene Urlauber gekämpft hat, beginnt die Geschichte. „Sie träumten vom gemeinsamen Mauritius-Urlaub, doch daraus wurde nichts“, sagt die Stimme des Erzählers aus dem Off. Die Kamera schwenkt auf eine Terrasse in Untermeitingen. Dort erzählen die beiden Paare ihre Geschichte. Auf der fernen Insel wollten sie Uta Pokornys 50. Geburtstag feiern. Drei Wochen, in einer Villa am Strand. Insgesamt sollte das Vergnügen knapp 5000 Euro kosten. Der Betrüger, dem sie dabei aufsaßen, war ausgerechnet ein alter Vertrauter.
Schon zweimal habe sie bei diesem Anbieter gebucht, erzählt Pokorny. „Das hat auch immer gut geklappt.“Aber diesmal buchte die vertraute Kontaktperson nur vermeintlich die Unterkunft sowie einen Flug über Dubai nach Mauritius.
Der Kontakt brach plötzlich ab, die Paare erhielten weder Unterlagen noch Tickets. Sie erstatteten Anzeige – aber erst mithilfe der TVShow kommen sie dem vermutlichen Betrüger auf die Spur. Pokorny und Giesel reisen 9000 Kilometer, nach Wolmar an der Westküste der Insel. Dort begeben sie sich auf die Suche nach dem Mann, der alles zerstört hat.
Sie finden dort eine unbewohnte Villa mit ausgeschalteter Türklingel Sie begegnen dem Eigentümer des Ferienhauses, der nichts von einer Buchung wusste. Sie schalten die örtliche Polizei ein. Schließlich endet die Mauritius-Reise für Uta Pokorny direkt vor der Türe des vermutlichen Betrügers. Sie stellt den Mann zur Rede. Der Mann mit grau meliertem Haar wirkt überrumpelt. „Für mich ist das nicht viel Geld“, sagt er. Außerdem habe er seine Firma schon vor langer Zeit, noch vor der Buchung, nach Südafrika verkauft. Doch Giesel bohrt nach und recherchiert, bis klar scheint: Der Mann ist wohl doch verantwortlich.
Wie schwierig es ist, solche Betrugsfälle zu klären, weiß das Polizeipräsidium Schwaben Nord. „In den überwiegenden Fällen führt die Spur ins Ausland“, teilt das Kommissariat auf Anfrage mit. Solche Ermittlungen seien sehr aufwendig und manchmal fast unmöglich – je nachdem, ob mit dem Land ein Rechtshilfeabkommen besteht. „Bei uns wurden bislang noch keine vergleichbaren Fälle angezeigt“, teilt das Kommissariat mit. Doch wie schützt man sich vor Urlaubsbetrug? Das Präsidium appelliert an den gesunden Menschenverstand. Das bedeutet: „Nicht sofort auf das günstigste Angebot aufspringen, sondern gängige Reiseportale vergleichen.“Urlauber sollten hinterfragen, warum gerade jenes Angebot deutlich günstiger ist als auf anderen Portalen.
„Hilfreich sind Internetrecherchen über Suchmaschinen“, teilt das Kommissariat mit. Man könne zum Beispiel den Namen des Veranstalters und das Stichwort „Betrug“eingeben, oder aber in Forenbeiträgen recherchieren. Dabei helfen auch Portale wie onlinewarnunvor. gen.de, mimikama.at, computerbetrug.de. Aber die Polizei warnt: „Die Einträge sind nicht immer aktuell und stellen auch kein amtliches Verzeichnis dar.“Außerdem sollten Urlauber darauf achten, ob der Anbieter zertifiziert ist. Im besten Fall führt der Aussteller des Zertifikats sogar eine Liste der Anbieter, die das Prüfsiegel illegal nutzen.
Sobald der Anbieter Zahlungen fordert, gilt laut Polizei besondere Vorsicht: „Niemals Vorabüberweisungen ins Ausland tätigen, besser nur Anzahlungen über Lastschriftverfahren, Paypal oder Kreditkarten leisten“, erklärt das Kommissariat. „Es sollten immer mehrere Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden.“
Doch für das Ehepaar aus Untermeitingen kommen diese Warnungen zu spät. „Normalerweise buche ich über das Reisebüro. Ich würde nie etwas blind im Internet buchen“, sagt die Untermeitingerin. Aber sie hatte auf die Kontakte des befreundeten Ehepaars vertraut.
Die Untermeitingerin hatte selbst die Idee, sich an die TV-Sendung zu wenden. „Wir sind Fans“, sagt sie. Dann ging alles schnell. Innerhalb von zwei Wochen sei alles erledigt gewesen – vom ersten Interview bis zum Ende der Reise. „Seit den Fernseh-Aufnahmen hat sich aber nicht viel entwickelt. Der Betrüger ist nicht greifbar für die Anwälte.“Immerhin sei die Website des Anbieters inzwischen gesperrt.
Seit Abschluss der Dreharbeiten hat sie nichts mehr von der Produktionsfirma gehört. Sie hofft auf eine Rückmeldung. Dass sie ihren Fall öffentlich gemacht hat, bereut die Frau aber nicht: „Nein, für uns war es wichtig, andere Leute zu warnen.“